Ghana
Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland
Rahmen:
- Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in der beruflichen Bildung auf Grundlage der Regierungsverhandlungen (letzte Regierungsverhandlungen im November 2023, danach wieder 2025)
- Gemeinsame Absichtserklärung zwischen dem ghanaischen und deutschen Bildungsministerium
Zeitraum:
- Laufende Zusammenarbeit besteht seit 2006, seit 2012 bildet die Berufliche Bildung einen Schwerpunkt in der EZ mit Ghana
- Seit dem 29.07.2019 wird das deutsche Berufsbildungsportfolio in Ghana um Aktivitäten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ergänzt.
Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit
- Der Wirtschaft mangelt es an gut ausgebildeten Fachkräften
- Ghana hat ambitionierte Pläne zur Industrialisierung des Landes (u.a. mit der Strategie „One District – One Factory“, „Ghana beyond Aid“), jedoch schreitet die Industrialisierung zögerlich voran
- Berufsbildungsreform, verabschiedet Ende 2020, ist die Basis für bessere Strukturen im Berufsbildungssystem und befindet sich in der Umsetzung
- Berufsbildungssystem bildet nicht ausreichend beschäftigungsorientiert aus
- Traditionelle Lehrlingsausbildung in der informellen Wirtschaft ist vorherrschende Form der Berufsausbildung
- Nachhaltige Reduzierung der (Jugend-)Arbeitslosigkeit
- Geringes Ansehen der Berufsbildung
- Ziel der Regierung ist es, das formale und informelle Berufsbildungssystem zu verbessern sowie Existenzgründungen zu fördern
Bundesressorts
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Ziele der Zusammenarbeit:
- Nachhaltige Stärkung und qualitative Weiterentwicklung des ghanaischen Berufsbildungssystems
- Unterstützung der nationalen Berufsbildungsbehörde Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET, vormals Council for Technical and Vocational Education and Training (COTVET), in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- Fokus auf folgende Themenbereiche: Berufsbildungsberichterstattung, Organisationsentwicklung, Expert*innenaustausch, duale Berufsbildung
Lokale Partner:
- Ministry of Education (MoE)
- Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET, nationale Berufsbildungsagentur des Bildungsministeriums)
Grundlagen der Zusammenarbeit:
- Seit Juli 2019 gemeinsame Absichtserklärung zwischen dem ghanaischen und deutschen Bildungsministerium
- Auftrag an folgende nachgeordnete Behörde: GOVET/BIBB
Zeitraum: seit 2019
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Zeitraum:
- seit 2012
Ziele der Zusammenarbeit:
- Stärkung der nationalen Berufsbildungsbehörde Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET) (Programm Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung)
- Aufbau einer arbeitsmarktorientierten Berufsbildung mit Fokus auf die ärmeren Bevölkerungsgruppen und den informellen Sektor
- Fokus auf berufliche Bildung in der Landwirtschaft, im Handwerk, im IKT Sektor sowie im Bereich erneuerbarer Energien
- Weiterbildungsmöglichkeiten in der Form von praxisorientierten Kurzkursen, die durch Gutscheine finanziert werden (Ghana TVET Voucher Programme, finanzielle Zusammenarbeit)
- Stärkung von Bleibeperspektiven und Reintegration von Rückkehrenden durch Weiterbildung und Qualifizierung („Perspektive Heimat“), seit 2023 auch Informationen zu legaler Migration nach Europa
- Abbau von Investitionshemmnissen durch die Umsetzung der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung
Lokale Partner:
- Ministry of Education (MoE)
- Ministry of Finance and Economic Planning (MoF)
- Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET, nationale Berufsbildungsagentur des Bildungsministeriums)
- TVET Service
- Afrikanische Union
Grundlagen der Zusammenarbeit:
- Regierungsverhandlungen
Umsetzung durch folgende Durchführungsorganisationen (Vorhaben siehe unten):
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
- KfW Entwicklungsbank
- sequa gGmbH
Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen
Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Vorhaben: Nachhaltige Stärkung des Berufsbildungssystems
- Im Auftrag des BMBF
- Zeitraum: seit 2019
Ziele der Zusammenarbeit:
- Auf Basis der im Juli 2019 geschlossenen Absichtserklärung kooperieren GOVET und CTVET in folgenden Handlungsfeldern: GOVET unterstützt beim Aufbau eines Systems zur Berufsbildungsberichterstattung und berät den ghanaischen Partner im Bereich Organisationsentwicklung und zum Aufbau eines dualen Ausbildungssystems.
Politischer Träger:
- Ministry of Education (MoE)
Lokaler Partner:
- Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET, nationale Berufsbildungsagentur des Bildungsministeriums)
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Vorhaben: Das Berufsbildungssystem in Ghana weiterentwickeln -
Unterstützung der Transformation der Beruflichen Bildung in Ghana
- im Auftrag des BMZ, ko-finanziert von der Europäischen Union
- Laufzeit: 2023 – 2026
- Baut auf der Initiative „Ghana Skills Development“ (2006-2022) auf
Ziele der Zusammenarbeit:
- Eine arbeitsmarktorientierte Berufsausbildung in Ghana ist gefördert. Dabei spielen vor allem grüne und digitale Themen sowie die Einbindung der Privatwirtschaft eine Rolle.
Lokale Partner:
- Ministry of Education, Ghana
Maßnahmen:
- Ausbau von Strukturen und Kompetenzen
- Verbessern von Leitlinien um Berufsbildungsreform umzusetzen und das System zu steuern
- Fördern von Kompetenzen staatlicher Berufsbildungsakteur*innen sowie fachpraktischer und didaktischer Kompetenzen von Berufsbildungspersonal
- Einbindung der Privatwirtschaft
- Ausbau grüner Bildungsangebote
- Unterstützung der digitalen Transformation im Berufsbildungsbereich
zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank
zur Projektseite des Vorgängerprojekts "Ghana Skills"
Weitere Vorhaben der GIZ GmbH mit Anteilen der beruflichen Bildung:
- Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung: Weitere Informationen auf der BMZ Website
- Markteinstieg in erneuerbare Energien und Energieeffizienz für Ghanas produktiven Sektor inkl. Komponente zu nachfrageorientierter beruflicher Qualifizierung für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz: Weitere Informationen auf der GIZ Website
- Beschäftigungsförderung in Afrika durch öffentlich-private Kooperationen: Weitere Informationen auf der Website der GIZ
KfW-Entwicklungsbank
Vorhaben: Förderung beruflicher Bildung III (Teil des deutsch-ghanaischen EZ Schwerpunktbereichs "Ausbildung und nachhaltiges Wachstum für gute Jobs")
- Im Auftrag des BMZ
- Zeitraum: seit 2023
Ziele der Zusammenarbeit:
- Etablierung eines "Exzellenzzentrums für Grüne Technologien" am Kumasi Technical Institute (KTI), Ghana
- Den Zugang für ghanaische Jugendliche und Fachkräfte zu bedarfsorientierten und qualitativ hochwertigen Aus- und Weiterbildungsangeboten in Berufsfeldern, die für eine "Grüne Wirtschaft" relevant sind, verbessern
Lokaler Partner:
- Commission for TVET (nationale Berufsbildungsagentur)
Maßnahmen:
- Renovierung einer bestehenden Berufsschule
- Errichtung der notwendigen Gebäudeinfrastruktur
- Ausstattung und Installation von Werkstätten und Klassenräumen
zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank
zum Projekt bei der KfW
sequa gGmbH
Vorhaben: PartnerAfrika-Projekt im Rahmen der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung zwischen dem Saar-Lor-Lux Umweltzentrum (UWZ) der Handwerkskammer (HWK) des Saarlandes und Ghana TVET Service sowie angeschlossenen Berufsbildungszentren
- Im Auftrag des BMZ
- Laufzeit: 2022-2025
Ziele der Zusammenarbeit:
- Ausgewählte Berufsbildungszentren in Ghana sind in der Lage, eine bedarfsorientierte Aus- und Weiterbildung in elektrotechnischen Berufen, bspw. Solar, anzubieten und tragen damit zur Schaffung von guten Jobs bei.
Lokale Partner:
- Accra Technical Training Center (ATTC)
- Ghana TVET Service
Maßnahmen:
- Unterstützung der Partner bei der bei der Entwicklung bzw. Anpassung von Curricula in ausgewählten Bereichen der Elektrotechnik, insbes. Solar, der Ausstattung der drei Zentren sowie einer mobilen Trainingseinheit mit der entsprechenden Technik und der Schulung von Lehrkräften und betrieblichen Ausbilderinnen und Ausbildern für die neuen Lehrmodule.
- Schaffen von Kooperationsstrukturen mit weiteren Bildungspartnern und der verfassten Wirtschaft
- Unternehmensbefragungen und Öffentlichkeitsarbeit
zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank
Vorhaben 2: ARCHIPELAGO: afrikanisch-europäische Berufsbildungs-Initiative
- Im Auftrag des BMZ
- Laufzeit: 11.01.2019 – 10.12.2023
Ziel der Zusammenarbeit:
- Verbesserung von Beschäftigungsmöglichkeiten und Beschäftigungsfähigkeit, indem lokale Ausbildungs- und Berufsressourcen entwickelt werden, die an die Bedürfnisse des Privatsektors angepasst sind.
zum Projekt in der GOVET Projektdatenbank
zum Projekt auf der Website der sequa gGmbH
Außerdem zwei aktive Kammern- und Verbandspartnerschaften:
Wirtschaft
- United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von Ghana beträgt 0,602. Das entspricht dem Rang 145 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
- BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in current US $): 2020: 2.177; 2021: 2.422; 2022: 2.218; 2023: 2.238 (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- BIP gesamt: 2023: 76,37 Milliarden US-Dollar (Quelle: Weltbank, 09/2024)
- Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2020: 0,5 %; 2021: 5,1 %; 2022: 3,8 %; 2023: 2,9 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- Seit 2023 hat Ghana mit sehr hohen Inflationsraten von teilweise 50% zu kämpfen. Die Staatsverschuldung ist so hoch, dass ein IMF Kredit erforderlich war. Der Grund für die Schwächung der Währung und Wirtschaft liegt zum einen in den Nachwehen der Corona-Krise und der weltweiten Energiekrise ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg, aber auch in unzureichender Wirtschaftspolitik und Misswirtschaft begründet.
- Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 9,4 %; 2021: 12,1 %; 2022: 28,2 %; 2023: 33,1 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Bergbau/Industrie 28,0 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 20,9 %; Handel/Gaststätten/Hotels 19,5 %; Transport/Logistik/Kommunikation 10,0 %; Bau 6,2 %; Sonstige 15,4 % (Quelle: GTAI)
- Landwirtschaft neben dem Rohstoffexport weiterhin wichtigster Wirtschaftssektor
- Zwischen 60-80 % der Arbeitskräfte arbeiten im informellen Sektor (Quelle: International Labour Organization, Ghana Statistical Service)
- Top 5 Importländer: 2023: China 18,7 %; Niederlande 9,6 %; Indien 6,4 %; Russland 6,4 %; USA 6,1 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Exportländer: 2023: Schweiz 18,2 %; Südafrika 11,7 %; Vereinigte Arabische Emirate (Quelle: GTAI)
- In der Vergangenheit hohe wirtschaftliche Stabilität, seit der Verschärfung der Inflation und staatlichen Schuldenkrise kaum mehr Direktinvestitionen aus dem Ausland.
- Behinderung unternehmerischen Handelns u.a. durch Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, unzulängliche und teure Infrastruktur und erschwerten Zugang zu moderner Technologie vor allem für (K)KMU oder die informelle Wirtschaft
Gesellschaft
- Einwohnerzahl: 2023: 34,1 Mio. (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- Bevölkerungswachstum: 2020: 2,1 %; 2021: 2 %; 2022: 1,9 %; 2023: 1,9 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 37,4 %; 15-64 Jahre: 58,2 %; 65 Jahre und älter: 4,4 % (Quelle: World Fact Book)
- Alphabetisierungsrate (15 Jahre und älter): 2020: 80 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
- Arbeitslosenquote 2022: 3,1 % (Quelle: Ilostat)
- Jugendarbeitslosenquote: 2022: 5,4 % (Quelle: Ilostat)
- Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2022: 27,7 % (Quelle: Ilostat)
Staat
Regierung will
- Qualität des Berufsbildungssystems erhöhen, Ausbildungsstandards verbessern
- Qualität der traditionellen Lehrlingsausbildung verbessern
- Produktionssteigerung durch Reform der Aus- und Weiterbildung
Hauptsächlich für Berufsbildung zuständige Institutionen:
- CTVET – Commission for Technical and Vocational Education and Training (nationale Berufsbildungsagentur des Bildungsministeriums)
- TVET Service (Verantwortlich für die Steuerung aller staatlichen Berufsbildungsinstitute)
Der Berufsbildung wird eine große Bedeutung beigemessen
Berufsbildungssystem
Wahlmöglichkeiten nach Abschluss des allgemeinen Schulsystems (Klasse 9, also nach der Junior High School):
- 3-jähriger Besuch einer Secondary Technical School, danach Hochschulstudium oder technischen Universität (Technical University) möglich
- 3-jähriger Besuch eines Technical Institutes, danach Besuch einer technischen Universität (Technical University) möglich
Auch schon vor Abschluss des allgemeinen Schulsystems möglich:
- 2 – 3½ jährige informelle, traditionelle Berufsausbildung (Arbeiten und Lernen im Klein-/Kleinstbetrieb). Diese traditionelle Lehrlingsausbildung ist in der informellen Wirtschaft die vorherrschende Ausbildungsform
Eintritt in den Arbeitsmarkt oftmals als nicht zertifizierte Kraft
Ende 2020 wurde eine umfassende Reform des Berufsbildungssystems verabschiedet (Education Bodies Regulatory Act). Ziel ist es die Verantwortlichkeit im System stärker zu bündeln. Wichtigste Bestandteile des Gesetzes, die schon zum Teil umgesetzt wurden, sind:
- COTVET, die nationale Berufsbildungsagentur, wird von einem Council zu einer Commission (Commission for Technical and Vocational Education and Training / CTVET) ernannt
- Verdeutlichung des Mandats von CTVET/ MoE als zuständige Stelle für Berufsbildung im Land
- Zuordnung der NVTI-Institute und von NAPBTEX unter der neuen Commission
- Ausweitung der Aufgaben von CTVET (z. B. Berufsbildungsberichterstattung)
Herausforderungen für die Berufsbildung:
- Steuerung des Berufsbildungssystems muss verbessert werden (u.a. fehlende Datenerhebungen und Analysen)
- Ausbilder*innen und Lehrkräfte sind nicht ausreichend qualifiziert
- Unzureichende Infrastruktur, Lehrmaterialien und Ausstattung von Berufsbildungseinrichtungen, insgesamt zu geringe Finanzierung der beruflichen Bildung
- Zusammenarbeit zwischen staatlichen Berufsbildungsanbietern und Akteuren der Wirtschaft bisher zu gering
- Unternehmen bemängeln niedrige Ausbildungsqualität und geringe Relevanz der vermittelten Fertigkeiten
- Mangelnde übergeordnete Koordinierung und offizielle Standards in der traditionellen Lehrlingsausbildung
- Traditionell erworbene Ausbildungsabschlüsse und informell erworbene Kompetenzen bleiben ohne offizielle Anerkennung
- Frauen und benachteiligte Personen werden bisher zu wenig berücksichtigt
- Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation in der Berufsbildung finden wenig Beachtung
Projekte in der Berufsbildungszusammenarbeit
- Förderung beruflicher Bildung III
- Unterstützung der Transformation der Beruflichen Bildung in Ghana
- PartnerAfrika-Projekt im Rahmen der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung zwischen dem Saar-Lor-Lux Umweltzentrum (UWZ) der Handwerkskammer (HWK) des Saarlandes und Ghana TVET Service sowie angeschlossenen Berufsbildungszentren
Weitere Projekte finden Sie in der Datenbank Berufsbildungszusammenarbeit
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