Russische Delegation informiert sich über Berufsorientierung in Deutschland
Russland hat die duale Berufsausbildung in den vergangenen Jahren gestärkt. Die Vorzüge der praxisorientierten Ausbildung gilt es nun, den zukünftigen Auszubildenden und deren Eltern zu vermitteln. Eine russische Delegation informierte sich anlässlich des Boys' und Girls' Day im März zu Instrumenten der Berufsorientierung in Köln und Umgebung.
Geeigneten Fachkräftenachwuchs ist wichtig für die Zukunft jedes Unternehmens und gleichermaßen eine große Herausforderung für die Personalplanung. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Russischen Föderation. Nicht immer finden Unternehmen die hinreichende Anzahl von Ausbildungswilligen. Ein entscheidender Grund ist, dass berufliche Orientierung an russischen Schulen weitgehend fehlt. Zur Berufsorientierung gibt es in der Russischen Föderation bereits einzelne Ansätze in den Regionen, aber bisher keine kohärente Strategie oder eine Verankerung im Berufsbildungssystem. Die Berufsorientierung ist aus diesem Grund zu einem wichtigen Baustein der Beratung Russlands im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit geworden.
Auf Nachfrage der russischen Partner konzipierte GOVET eine Studienreise anlässlich des Girls' Day am 28. März 2019. Teilnehmer waren russische Expertinnen und Experten aus regionalen Methodenzentren, Universitäten, Verwaltungen und Unternehmen.
Ihre erste Station war das Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg. Das Gymnasium unterstützt seine Schüler gezielt bei der Berufsorientierung und wurde mit dem Berufswahlsiegel Nordrhein-Westfahlen ausgezeichnet. Das Siegel geht zurück auf die Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ des nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Schulministeriums. Diese richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse und unterstützt den erfolgreichen Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf. Schulen des Rheinisch-Bergischen Kreises – wie auch das AMG – nehmen an einem Pilotprojekt im Rahmen dieses Programms teil. Mehr dazu auf der Website des AMG. Zur Website des AMG
Die nächste Station der Delegation war die Handwerkskammer Aachen. Auch dort ging es um die NRW Initiative. In Aachen setzt eine Trägerkooperation die Initiative um, der u.a die Handwerkskammer Aachen angehört. Die Trägergemeinschaft ermöglicht, dass Schülerinnen und Schüler mehrere Berufsfelder erkunden können. Weitere Informationen auf der Website der HWK Aachen. Zur Website der HWK Aachen
Zudem besuchten die russischen Expertinnen und Experten das überbetriebliche Aus- und Weiterbildungszentrum TraCK Düren (Trainings-Centrum Kraftfahrzeugtechnik Düren). Dort ging es vor allem um die Veränderungen der Kfz-Berufe durch Digitalisierung.
Der Arbeitgeberverband „kölnmetall“ stellte die Schnittstelle Schule-Wirtschaft vor. Ein Höhepunkt für die russischen Kolleginnen und Kollegen waren die Aktivitäten am Girls´/Boys Day im School Lab bei der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR) Köln. Bei der BAYER AG ging es um Crop Science mit Karrieremöglichkeiten als Ingenieurin, Biologin, Chemikerin sowie um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Forschungszentrum Jülich (JuLab) folgte eine Kurzhospitation in einem der Berufe: Kaufmann für Büromanagement, Soziologe, Erzieher, Kaufmännischer Angestellter im Personalwesen oder Biologielaborant. Bei der Jugend- und Kulturförderung Monheim erfuhr die Delegation mehr darüber, wie Medienpädagogik als „weiblich geprägtes“ Berufsbild für Jungen erfahrbar wird.
Die Delegation war sehr beeindruckt von der Tiefe der systemischen Verankerung beruflicher Orientierung in Deutschland. Russland selbst hat die Wichtigkeit der verschiedenen Mechanismen erkannt und arbeitet sehr dynamisch an eigenen Instrumenten wie dem „Ticket in die Zukunft“. In der russischen Publikation für Berufsorientierung „Navigator“ erschien bereits ein Fachartikel von GOVET zu diesem Thema. Im September 2019 folgt eine Fachveranstaltung zur „Berufsorientierung“ an der Deutschen Botschaft Moskau. Mit dabei sind zum Thema „Inklusion und Berufsorientierung“ die BIBB-Expertin Kirsten Vollmer und Stefanie Langen, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Die Studienreise entstand auf Grundlage einer öffentlichen Ausschreibung über den Bildungsanbieter „Carl Duisberg Gesellschaft“ in Köln. Die Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) im BIBB organisierte die Reise im Auftrag des BMBF als Teil der bilateralen Kooperation mit Russland.