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Berufsorientierung in Russland: Ein langer Weg

Die richtige Berufswahl ist ein komplexer Entwicklungsprozess. Aus individueller, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und staatlicher Sicht. Wie gestaltet Russland diesen Prozess? Darum ging es am 16. September bei der dritten Berufsbildungskonferenz der Deutschen Botschaft in Moskau.

Kirsten Vollmer, BIBB Expertin für Inklusion

„Berufsorientierung in der Beruflichen Bildung – sicher in die Zukunft“, so lautet der Titel der dritten Berufsbildungskonferenz, bei der sich die russischen Schaltstellen zu diesem Thema austauschten. Die Veranstaltung zählte etwa 150 Teilnehmende aus der russischen öffentlichen Verwaltung, aus deutschen und russischen Unternehmen sowie Berufs- und Fachschulen. Internationale Erfahrungen zur beruflichen Orientierung lieferten Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Kirsten Vollmer, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), berichtete in ihrem Vortrag von Maßnahmen und Mechanismen der Inklusion und Berufsbildung. Sie erläuterte, dass „der Zugang zu Berufswelten gefördert wird, um eine individuelle Förderung mit qualifizierter Ausbildung“ zu ermöglichen.

Stefanie Langen, Bundesvereinigung Arbeitgeberverbände zur Kooperation Schule – Wirtschaft

Das Engagement der Arbeitgeber beleuchtete Stefanie Langen, Bundesvereinigung Arbeitgeberverbände (BDA): Mit dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT steht ein schlagkräftiges Instrument zur Verfügung, um auf lokaler, regionaler und auf Bundesebene Kooperationen von Schule und Wirtschaft zu organisieren. Es sei wichtig, Berufsorientierung qualitätsgesichert durchzuführen. Sie verwies dabei auf das „Berufswahl-SIEGEL“. Nicht zuletzt hob Stefanie Langen den Beitrag der Arbeitgeber zu Finanzierung und Steuerung der Bundesagentur für Arbeit hervor, bei der rund 5000 Berufsberaterinnen und -berater in 156 Arbeitsagenturen für die berufliche Orientierung im Einsatz sind.

Bei der Konferenz wurde deutlich: Berufsorientierung ist ein Weg, auf dem viele Beratungen, Austausche, Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren stattfinden müssen: Wie kann die die Zusammenarbeit zwischen Staat, Schulen, Unternehmen und Sozialpartnern bei der Berufsorientierung funktionieren? Welche Rolle spielen die Eltern bei der Berufsorientierung? Und wie gestaltet sich Berufsorientierung für Erwachsene?

Berufsorientierung: ein wichtiger Baustein in der bilateralen Zusammenarbeit

Russland möchte künftig verstärkt in Berufsorientierung investieren. Einzelne Ansätze gibt es bereits. So zum Beispiel das regionale Modell der Berufsorientierungsarbeit in Jaroslawl, St. Petersburg und Krasnojarsk sowie das föderale Programm „Die Fahrkarte in die Zukunft“. Was dem Land jedoch fehlt, ist eine systemische Strategie, eine Datenbasis und eine Verankerung im Berufsbildungssystem. Die Berufsorientierung ist aus diesem Grund zu einem wichtigen Baustein der Beratung Russlands im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit geworden.

Die deutsche Botschaft Moskau organisierte die Konferenz gemeinsam mit der AHK Moskau und dem FIRO RANHIGS (Föderales Institut für Bildungsentwicklung). GOVET initiierte und organisierte die Teilnahme der deutschen Referentinnen und moderierte den Workshop „Berufsberater – wer ist das?“

GOVET begleitet im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fachlich die bilaterale Kooperation mit Russland. Zum Thema Berufsorientierung organisierte GOVET anlässlich des Girls‘ Day im März 2019 eine Studienreise. Im Raum Köln informierten sich russische Expertinnen und Experten aus regionalen Methodenzentren, Universitäten, Verwaltungen und Unternehmen zu den Instrumenten der Berufsorientierung in Deutschland. Lesen Sie hier den Beitrag.