BP:
 

Portugal

Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland

  • Seit 2012 besteht eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in der Berufsbildung zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Portugiesischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft (Ministério da Educação e Ciência, MEC) und seit 2017 auch dem Ministerium für Arbeit, Solidarität und soziale Sicherung (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social, MTSSS).
  • Zuletzt wurde die Absichtserklärung im Juli 2023 zum verlängert.
     

Zusätzlich besteht mit Portugal seit 2002 („Kopenhagen-Prozess“) eine enge Berufsbildungszusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union (EU). Bei der Ausgestaltung des „Europäischen Bildungsraums“ bildet die berufliche Aus- und Weiterbildung einen Schwerpunktbereich für den Zeitraum 2021-2030.

  • Am 1. Juli 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission die Europäische Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz.

Zur Seite der Europäischen Kommission zur Europäischen Kompetenzagenda
 

  • Im November 2020 wurden zwei europäische berufsbildungspolitische Initiativen formuliert: Der Rat der Europäischen Union nahm unter deutscher Ratspräsidentschaft die „Empfehlung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz“ an, und die für berufliche Bildung verantwortlichen Minister*innen der EU-Mitgliedsstaaten, EU-Beitrittskandidaten und EWR-Staaten veröffentlichten die „Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Bildung als Motor für den Wiederaufbau und den gerechten Übergang zu einer digitalen und ökologischen Wirtschaft“.

Zum Bericht auf der BIBB-Homepage
 

  • Der Umsetzung des strategischen Rahmens des Europäischen Bildungsraums und der genannten Referenzdokumente dienen mehrere Ständige Arbeitsgruppen, darunter die Arbeitsgruppe „Berufliche Bildung und grüner Wandel“.
  • Das EU Programm Erasmus+ für Bildung, Jugend und Sport konzentriert sich im Bereich der Berufsbildung aktuell (2021-2027) vor allem auf die Themen der Lernmobilität und Partnerschaften für europäische Berufsbildungszusammenarbeit.

Zu Erasmus+ Berufsbildung der Nationalen Agentur beim BIBB

 

Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:

  • Steigerung der Attraktivität von dualen Ausbildungsgängen (aprentizagem) bei Jugendlichen
  • Verstärkte Einbeziehung und Definition der Rolle der Unternehmen in der beruflichen Ausbildung, mit Schwerpunkt auf die Merkmale kleiner und mittlerer Unternehmen
  • Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Lehrkräften, Ausbilder*innen und Tutoren

Bundesressorts

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Ziele der Zusammenarbeit:

  • Entwicklung stärkerer Unterstützungsmaßnahmen für das Berufsbildungspersonal in den Betrieben, den Berufsschulen und den Bildungszentren


Lokale Partner:

  • Ministerium für Bildung und Wissenschaft (Ministério da Educação e Ciência, MEC)
  • Ministerium für Arbeit, Solidarität und soziale Sicherung (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social, MTSSS
  • Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer (AHK Portugal)


Grundlagen der Zusammenarbeit:

  • Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in der Berufsbildung
  • Laufzeit: seit 2012, zuletzt im Juli 2023 erneut verlängert.

Nichtregierungsorganisationen

Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer (AHK) (Câmara de Comércio e Indústria Luso-Alemã, CCILA)

DUAL - Qualificação Profissional (Berufsbildungsgesellschaft der AHK Portugal)

  • Die AHK Portugal bildet seit über 40 Jahren Fachkräfte nach den dualen System aus
  • Zusätzlich zur dualen Ausbildung bietet DUAL Weiterbildungen und Dienste der Personalvermittlung von Fach- und Führungskräften für den portugiesischen und deutschen Markt

Zur AHK Portugal

Zu DUAL - Qualificação Profissional (auf Portugiesisch)

Wirtschaft

  • United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von Portugal beträgt 0,874. Das entspricht dem Rang 42 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
  • BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in current US $): 2020: 22.242; 2021: 24.661; 2022: 24.515; 2023: 27.275 (Quelle: Worldbank, 07/2024)
  • Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2020: -8,3 %; 2021: 5,7 %; 2022: 6,8 %; 2023: 2,3 % (Quelle: Worldbank, 07/2024)
  • Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 2 %; 2021: 1,9 %; 2022: 5 %; 2023: 7,1 % (Quelle: Worldbank)
  • Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Handel/Gaststätten/Hotels 19,1 %; Bergbau/Industrie 17,1 %; Transport/Logistik/Kommunikation 9,0 %; Bau 4,4 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 2,1 %; Sonstige 48,2 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Exportländer (Gesamtausfuhr): 2023: Spanien 25,8 %; Frankreich 13 %; Deutschland 10,8 %; USA 6,7 %; Vereinigtes Königreich 4,7 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Importländer (Gesamteinfuhr): 2023: Spanien 33,8 %; Deutschland 11,6 %; Frankreich 7 %; Niederlande 5,3 %; China 5 % (Quelle: GTAI)

Gesellschaft

  • Einwohnerzahl: 2023: 10,5 Mio. (Quelle: Worldbank)
  • Bevölkerungswachstum: 2020: 0,1 %; 2021: 0,6 %; 2022: 0,5 %; 2023: 1,1 % (Quelle: Worldbank)
  • Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 12,7 %; 15-64 Jahre: 65 %; 65 Jahre und älter: 22,3% (Quelle: World Fact Book)
  • Arbeitslosenquote: 2023: 6,5 % (Quelle: Ilostat)
  • Jugendarbeitslosenquote: 2023: 20,3 % (Quelle: Ilostat) 
  • Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2023: 7,9 % (Quelle: Ilostat)


Staat

  • Für Berufsbildung sind in Portugal sowohl das Ministerium für Bildung und Wissenschaft (Ministério da Educação e Ciência, MEC) als auch das Ministerium für Arbeit, Solidarität und soziale Sicherung (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social, MTSSS) zuständig.

Berufsbildungssystem

  • Mit dem nationalen Qualifikationsrahmen (SNQ) wurde im Rahmen einer Reorganisation des Berufsbildungssystem 2007 ein einheitliches System eingeführt.
  • Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler besucht Sekundarschulen (z.T. auch mit berufsbildenden Fächern), die im Zuständigkeitsbereich des Bildungsministeriums liegen und zum Erwerb einer allgemeinen Hochschulzugangsberechtigung führen.
  • Deutlich weniger junge Menschen besuchen die Berufsbildungsangebote im Zuständigkeitsbereich des Arbeitsministeriums, dazu gehören auch die apprenticeship-Bildungsgänge (aprentizagem).
  • Die Nationale Agentur für Qualifikationen und berufliche Bildung (Agência Nacional para a Qualificação e o Ensino Profissional, ANQEP), 2007 gegründet, ist vorwiegend für die Entwicklung, Pflege und Umsetzung des Nationalen Qualifikationskatalogs (CNQ) zuständig. Über ein landesweites Netz an Beratungszentren wird zu Qualifikations- und Beschäftigungsfragen beraten (Centros para a Qualificação e o Ensino Profissional – CQEP).
  • Für die Umsetzung der aktiven Arbeitsmarktpolitiken des Arbeitsministeriums ist das Institut für Arbeit und Berufsbildung (Instituto do Emprego e Formação Profissional, IEFP) verantwortlich, das auch selbst zahlreiche Bildungseinrichtungen und eigenes Ausbildungspersonal unterhält.
  • Die Sozialparteien agieren vorwiegend auf der unmittelbar betrieblichen Ebene. Bei nationalen Fragen der Berufsausbildung nehmen sie aktuell überwiegend eine beratende Funktion ein, auch wenn eine aktivere Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. So zum Beispiel mit der Einführung des nationalen Qualifikationsrahmens und die im Jahr 2009 durch ANQEP eingerichteten sektoralen Räte für Qualifikationen oder auch Mitgliedschaften in diversen Beiräten und Gremien zu Fragen der Berufsbildung, u.a. von ANQEP und IEFP.


Sekundarstufe I:

  • In der Sekundarstufe I findet Berufsausbildung auf schulischer Ebene mit einem betriebspraktischen Anteil statt (CEF, ISCED-P 254; EQF2). Zielgruppe für diesen Zweig sind hauptsächlich Schüler*innen über 15 Jahren, welche gefährdet sind die Schule abzubrechen. Der Abschluss kann dazu berechtigen in die Sekundarstufe II versetzt zu werden.


Sekundarstufe II:

In der Sekundarstufe II gibt es verschiedene Berufsbildungsmöglichkeiten (ISCED 354, EQF 4). Die Bildungsgänge sind doppelt qualifizierend und führen zu einem schulischen und einem beruflichen Abschluss (Diploma de Qualificação Profissional) :

  • Technologische Bildungsgänge (Cursos Tecnológicos) und künstlerische Bildungsgänge (Cursos Artísticos Espezializados) – die Kurse dauern 3 Jahre und werden an Sekundarschulen unterrichtet. Mindestens 2 Jahre der Ausbildung sind allgemeinbildend.
  • Cursos Profissionais: 3-jährige Berufsausbildung an Berufsschulen oder Sekundarschulen mit ca. 10 % praktischem Anteil in Betrieben
  • Duale Berufsausbildung (Cursos de Aprendizagem) für Schüler*innen zwischen 15 und 25 Jahren. Der Unterricht findet an Berufsbildungszentren statt, der praktische Anteil am Unterricht beträgt ca. 40 %.
  • Bildungs- und Berufsbildungskurse (Cursos de Educação e Formação – CEF; für Erwachsene: Cursos de Educação e Formação de Adultos – EFA). 1-2 jährige Kurse mit praktischem Anteil. Schulabschlüsse können nachgeholt und zusätzliche berufliche Qualifikationen erworben werden


Postsekundäre Ausbildung (CEF, ISCED-P 454; EQF 5):

  • Technische Ausbildung mit einem Betriebsanteil von 30-46%. Abschluss: Diploma de Especialização Tecnológica  (DET). Der Abschluss kann auf ein Hochschulstudium angerechnet werden.


Herausforderungen für die Berufsbildung:

  • Anpassen der Berufsausbildung auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts
  • Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Berufsausbildung fördern und verankern


Quellen:

  • BQ Portal. Portugal.
  • Cedefop (2021). VET in Portugal. In: Cedefop (2021). Spotlight on VET - 2020 compilation: vocational education and training systems in Europe. Luxembourg: Publications Office. pp. 60-61. 
  • UNESCO UNEVOC. TVET Country Profiles. Portugal. 

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Freitag, 15. März 2019

Erneuerung der deutsch-portugiesischen Berufsbildungszusammenarbeit

Deutschland und Portugal haben ihre Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung erneut besiegelt. Am 07.02.2019 wurde in Lissabon die 2012 begonnene Absichtserklärung zur Berufsbildungskooperation zum zweiten Mal erneuert.

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Montag, 13. Juni 2016

EU-Partnerländer setzen sich neue Ziele

Zu einem multilateralen Workshop auf bildungspolitischer Ebene trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Deutschland, Griechenland, Italien, Lettland, Portugal und der Slowakei in Berlin. Ziel war es, Bilanz zu ziehen und den Startschuss für eine multilaterale Peer Learning Plattform zu geben.

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