Digitalisierung und Nachhaltigkeit in allen Ausbildungsberufen mitdenken
Die Standardberufsbildpositionen gelten für alle 326 Ausbildungsberufe berufsübergreifend. Sie wurden im April 2020 weiterentwickelt und berücksichtigen nun auch die Aspekte Digitalisierung und Nachhaltigkeit. GOVET bietet in einer kompakten Publikation einen Überblick auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch, Russisch und Spanisch.
Ein besonderes Merkmal der hohen Qualität der Ausbildungsberufe im deutschen dualen System ist die ständige Anpassung an die Bedarfe der Wirtschaft. Die Fachressorts der Bundesregierung und die Sozialpartner nehmen Veränderungen der Wirtschaft wahr und aktualisieren oder ergänzen Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne der Ausbildungsberufe. So werden neue Anforderungen an die Fachkräfte dynamisch und zeitnah in den Ausbildungszyklus aufgenommen.
Qualifikationsanforderungen, die in allen Ausbildungsberufen identisch sind, fließen als sogenannte Standardberufsbildpositionen in alle Ausbildungsordnungen ein. Die Standardberufsbildpositionen „Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht“ und „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ wurden 2020 aktualisiert. Neu hinzugekommen sind die Ausbildungsinhalte zu den Kompetenzfeldern „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ sowie „Digitalisierte Arbeitswelt“.
Die Digitalisierung betrifft alle Prozesse und Strukturen in der Industrie, im Handel sowie im Handwerk weltweit. Lieferketten werden schneller, die Abwicklung erfolgt oft mobil und virtuell. Unternehmen in allen Branchen und Berufsgruppen lernen, sich diesem Umbruch anzupassen, um heute und zukünftig am Markt bestehen zu können. Die Auszubildenden werden sowohl auf den aktuellen Bedarf der Wirtschaft, als auch auf die hohe Dynamik des Wandels vorbereitet. Auch das Berufsbildungspersonal bildet sich in diesem Kontext ständig weiter.
Nachhaltigkeit in allen Dimensionen ist eine, wenn nicht die große Herausforderung unserer Zeit. Knapper werdende Ressourcen und die Auswirkungen der vom Menschen verursachten Umweltveränderungen zwingen die Gesellschaften, ihre Lebensweise und Industrie ressourcenschonender, umweltverträglicher und nachhaltiger zu gestalten. Neben ökologischen und ökonomischen Aspekten der Nachhaltigkeit, die von der Müllvermeidung über das Recycling bis zu innovativen Prozessen und Verfahren reichen, wird den Auszubildenden auch vermittelt, unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltig zu handeln.
Die Standardberufsbildpositionen wurden in einer Arbeitsgruppe des Hauptausschusses beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erarbeitet. Der Hauptausschuss ist das Organ für die Weiterentwicklung der Berufsbildung in Deutschland unter Einbindung aller ihrer wesentlichen Akteure. Die Arbeitsgruppe bestand aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, der Bundesländer und des BIBB. Das Konsensprinzip gewährleistet durch die möglichst einvernehmliche Erarbeitung der nationalen Ausbildungsstandards durch Sozialpartner und Bundesregierung sowie die Abstimmung mit den Ländern die Arbeitsmarktnähe und Transparenz der Ausbildungsberufe und ihre breite Akzeptanz in der Wirtschaft.
Die neuen Standards sind verpflichtend für alle dualen Ausbildungsordnungen, die ab dem 01. August 2021 in Kraft treten. Bereits jetzt wird die Umsetzung der neuen Lehrinhalte für alle 326 dualen Ausbildungsberufe empfohlen.
Die in der Publikation bereitgestellten Übersetzungen der Standardberufsbildpositionen sollen in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit als Impulsgeber und Ausgangspunkt für den Austausch dienen.