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educataGhana: Bildung trifft Praxis

Ghana reformiert sein Berufsbildungssystem und orientiert sich dabei am deutschen dualen System. GOVET berät Ghana seit 2019. Bei der educataGhana tauschten sich Expert*innen am 19. Oktober mit GOVET darüber aus, was wichtig ist, wenn es darum geht, die ghanaische Berufsbildung zu stärken.

Ein letzter Check, ob Mikro und Kamera funktionieren. Dann der Klick auf den Teilnehmer-Button, um sich einzuwählen. Die kurze Frage, ob man sich hören und sehen kann. Auch bei der educataGhana lief im Jahr 2020 alles anders. Zum zweiten Mal fand die Konferenz statt, die sich als Ideenfabrik versteht. Zwei Tage lang im hybriden Format: im Web und in Accra vor Ort.

Am 19. und 20. Oktober kamen Unternehmen, Regierungsinstitutionen und Bildungspraktiker mit deutschen Partnern zusammen. In insgesamt 26 Expertenpanels sprachen sie über Kernfragen, die Bildung, berufliche Bildung und das Unternehmertum betreffen: Welche Rolle spielt Bildung, wenn es darum geht, den Klimawandel zu begrenzen? Wie wirkt sich COVID-19 auf die berufliche Bildung in Ghana aus? Welche Chancen bringt die Digitalisierung für den Bildungsbereich mit sich? Wie kann die bilaterale Zusammenarbeit mit Deutschland die Entwicklung eines zukunftsfähigen Bildungssystems in Ghana unterstützen?

Netzwerken und Informationen austauschen – auch dafür bot die educataGhana Gelegenheit. So nutzten unter anderem deutsche Bildungsanbieter das virtuelle Format im Rahmen einer Geschäftsanbahnungsreise, organisiert von iMOVE in Kooperation mit dem AfrikaVerein.

Berufsbildungsreformen - fit für die Arbeitswelt von morgen

Vor Ort und im Web: Das Panel zu den ghanaischen Berufsbildungsreformen.

Wie wichtig eine länderübergreifende Zusammenarbeit im Bildungsbereich ist, wurde einmal mehr im Rahmen der Online Session am 19. Oktober zum Thema Berufsbildungsreformen in Ghana deutlich. Fünf Panelteilnehmer*innen aus Regierungsinstitutionen und Wirtschaft diskutierten zum Thema Berufsbildungsreformen in Ghana. Peter Pfaffe, iMOVE, moderierte das Eröffnungspanel.

Ghanas Berufsbildung durchlaufe derzeit große strukturelle Veränderungen, so stieg Dr. Fred Asamoah ein, der Leiter der ghanaischen Berufsbildungsagentur COTVET (Council for Technical Vocational Education and Training, demnächst Commission) ist. Ein neues Gesetz soll COTVET mehr Verantwortung geben. Das Gesetz wurde im Juni 2020 vom Parlament gebilligt und seit August in Kraft. Von dem neuen Gesetz werde die ghanaische Berufsbildung stark profitieren, so Dr. Fred Asamoah. Ghana möchte weiter auf ein kompetenzbasiertes Berufsbildungssystem mit dualen Ansätzen setzen, die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft stärken, Ausbildungsstandards schaffen und vor allem die Effizienz des Systems durch eine Neuordnung der Institutionen unter COTVET steigern, zählte er die Eckpunkte der Reformen auf.

Ghanas Wirtschaft mangelt es an gut ausgebildeten Fachkräften. Ein Grund: die Qualität der Ausbildung. Hier müsse man ansetzen, sagten Emmanuel Laryea und Peter De Bruyn von Bosch Ghana. Wichtig sei auch, dass die Ausbildungsinhalte zu den tatsächlichen Bedarfen auf dem Arbeitsmarkt passen. Die Bestrebungen der Regierung begrüßten sie daher. „Staat und Wirtschaft sollten enger zusammenarbeiten. Die Wirtschaft sollte aktiv miteinbezogen, wenn neue Curricula entwickelt werden“, sagte De Bruyn. Bosch hat seit 2015 eine Verkaufs-, Marketing- und Serviceniederlassung in Ghana und kooperiert mit lokalen Trainingsinstituten.

Staat und Wirtschaft sollten enger zusammenarbeiten. Die Wirtschaft sollte aktiv miteinbezogen, wenn neue Curricula entwickelt werden.

Peter De Bruyn, Bosch Ghana

Eine wichtige Stellschraube, an der COTVET dreht, um die beruflichen Bildung seines Landes zu stärken, ist die Berufsbildungsberichterstattung. Seit 2019 arbeitet die ghanaische Berufsbildungsagentur mit GOVET zusammen und zählt auf die deutschen Erfahrungen mit diesem Thema. „Berufsbildungsberichterstattung ist wichtig, denn sie bildet die Situation auf dem Ausbildungsmarkt von heute ab und dient somit als Diskussionsgrundlage für die berufliche Bildung von morgen,“ sagt Julia Olesen, GOVET.

Amevi Acakpovi, Prorektor der technischen Universität Accra (Accra Technical University), betonte, dass TVET eine wichtige Stellschraube für Ghanas Produktivität sei. Die ATU war die erste Fachhochschule Ghanas und hat aktuell etwa 17.000 Studierende. Acakpovi äußerte sich positiv über die jüngsten Reformen und stellte heraus, dass die Institute wie die ATU die Schnittstelle zwischen TVET und akademischer Bildung darstellen.

Die Panelisten waren sich einig, dass Ansätze eines dualen Systems ein wichtiger Schlüssel sind, um berufliche Bildung in Ghana zu fördern. Mit den jüngsten Reformen ebnet Ghana den Weg für ein starkes Berufsbildungssystem und bietet viele Anknüpfungspunkte für Kooperation.

Expertenaustausch auf hohem Niveau

Im hybriden Format war die educataGhana trotz technischer Herausforderungen auch in diesem Jahr ein internationales Zusammentreffen, das Expertenaustausch auf hohem Niveau ermöglichte. Die educataGhana ist eine deutsch-ghanaische Veranstaltung. Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana (AHK Ghana) organisierte gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Siemens Stiftung und der Sparkassenstiftung die zweite educata Ghana. In 2018 fand das Format erstmalig statt. Institutionelle Partner sind unter anderem das ghanaische Bildungsministerium und COTVET sowie von deutscher Seite die GIZ, GOVET und iMOVE. In diesem Jahr zählte die educataGhana rund 700 Besucher*innen vor Ort. Die virtuellen Formate nutzten etwa 1000 Teilnehmende.