BP:
 

Die deutsch-russische bilaterale AG – eine Erfolgsgeschichte auch in Corona-Zeiten

Die Liste von gemeinsam erarbeiteten Produkten und Instrumenten in der deutsch-russischen Berufsbildungskooperation wird jedes Jahr länger, das Themenspektrum breiter, der bilaterale Austausch umso wichtiger. Deshalb fand die 14. Jahressitzung der deutsch-russischen AG trotz COVID-19 statt – online.

Jedes Jahr trifft sich die deutsch-russische bilaterale AG zum aktiven Austausch über aktuelle Themen und Bedarfe in der Berufsbildung. Der Dialog auf Unterabteilungsebene der Ministerien hat sich dabei als essentiell und gewinnbringend für die Weiterentwicklung neuer Ideen und Projekte erwiesen. Und weil alle Vertreter*innen diesen wichtigen Diskurs schätzen, wurde auch in diesem Jahr an dem Treffen festgehalten; das digitale Format tat dem konstruktiven Dialog keinen Abbruch.

Gemeinsame Erfolge der Kooperation im vergangenen Jahr

  • Ein echtes Novum stellt das erste Handbuch einer bilateralen AG in der internationalen Berufsbildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) dar. Unter Beteiligung aller Akteur*innen der deutsch-russischen Zusammenarbeit erschienen zwei Teile, ein fundierter historischer Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der Berufsbildung beider Länder und ein zweiter praxisorientierter Band mit Handlungsempfehlungen aus den Erfahrungen der Kooperation.
  • Die russischen Versionen der Umsetzungshilfen „Metalltechnik“ und „Verfahrenstechnologie“ in der BIBB-Reihe „Ausbildung Gestalten“ wurden zusammen mit dem russischen Föderalen Institut für die Entwicklung von Bildung (FIRO) mit den russischen Berufsrichtungen verglichen und entsprechend angepasst. Die Veröffentlichungen tragen zu einer noch stärker praxisorientierten Ausbildung in Russland bei. 
  • Sehr anschaulich zeigt ein weiteres Produkt, wie bereichernd der praktische Austausch in der Ausbildung ist: Der Film zu deutsch-russischen Demonstrationsprüfungen im Bereich Mechatronik unterstreicht den Mehrwert von gemeinsamen Ausbildungs- und Prüfungsstandards.  
  • Auf der Ebene eines Expert*innen-Dialogs läuft bis Jahresende ein Austausch im Bereich „Landwirtschaft“ und „Landmaschinentechnik“, durchgeführt von der DEULA Nienburg.
  • Neue Themenfelder der deutsch-russischen Zusammenarbeit sind seit 2019 die Inklusion in der Berufsbildung, die Berufsorientierung junger Menschen sowie die Ausbildung in Forschungsanlagen und der Abfallwirtschaft. Hierzu fanden bereits u. a. Studienreisen mit Expertinnen und Experten beider Länder statt.

Über die deutsch-russische Kooperation in der Berufsbildung

Demonstrationsprüfung Kfz-Mechatronik

Der Dialog im Bereich Berufsbildung mit der Russischen Föderation ist seit 2013 dynamisch und konstruktiv von beiden Seiten. Drängende Themen und Probleme in Russland bleiben der Fachkräftemangel und die fehlenden Mechanismen einer Qualitätssteigerung im Bereich der beruflichen Erstausbildung. Auch vor diesem Hintergrund möchte die russische Regierung  praxisorientierte und duale Elemente der beruflichen Bildung einführen, bzw. das bestehende System weiter nach den Bedarfen des Arbeitsmarktes entwickeln.

Das Prinzip der dualen Aus- und Weiterbildung nach deutschem Vorbild und die Qualitätssicherung der Ausbildung durch „unabhängige Prüfungen“ wird inzwischen in allen Regionen Russlands umgesetzt. Entsprechende Gesetze wurden dazu bereits überarbeitet, Standards für berufspädagogisches Personal implementiert. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Ermöglichung gewesen, betriebliche Aufwendungen für Ausbildung aus den Personalabgaben steuerlich absetzen zu können. Dies soll mehr Unternehmen dazu bringen, in die Berufsbildung zu investieren und somit den Anteil praktischer Ausbildung zu erhöhen.

Wer ist in der bilateralen AG aktiv

Vorsitzende der AG sind BMBF-Unterabteilungsleiter Fritjov Männel und seine Kollegin Tatevik Karabekyan vom Schulministerium der Russischen Föderation. Weitere Mitglieder sind von russischer Seite die Agentur für Strategische Initiativen (ASI), das Föderale Institut für Bildungsentwicklung (FIRO), die Nationale Agentur für die Entwicklung von Qualifikationen (NARK), die Jugendagentur, das Institut für Berufsbildung für Großforschungsanlagen in Dubna und der föderale Landwirtschaftsverband. Für die deutsche Seite sind neben dem BMBF vertreten: GOVET, der DLR-Projektträger, iMOVE, der Deutsch-Russische Jugendaustausch, das Forschungszentrum Jülich und die Auslandshandelskammer Moskau.

 

Basis für die deutsch-russische Zusammenarbeit in der Berufsbildung ist eine „Joint Declaration of Intent“ (früher Memorandum of Understanding) aus dem Jahr 2012 auf ministerieller Ebene. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) kooperiert seit 8 Jahren mit dem Föderalen Institut für Bildungsentwicklung (FIRO). GOVET begleitet diese Kooperation.