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COVID-19 Pandemie – Auch nach zwei Jahren kein „new normal“

Auch nach fast zwei Jahren Pandemie kann weltweit noch nicht von einer neuen Normalität gesprochen werden – zu dynamisch sind die Entwicklungen. GOVET untersucht seit Pandemiebeginn die Auswirkungen auf die Berufsbildung und Arbeitsmärkte in ausgewählten Partnerländern des BMBF.

Obwohl knapp zwei Jahre seit Beginn der Pandemie vergangen sind, haben weltweit viele Länder immer noch damit zu kämpfen, kurzfristig auf Veränderungen des Infektionsgeschehens zu reagieren, Impfkampagnen durchzuführen und die Auswirkungen für Wirtschaft, Arbeits- und Ausbildungsmarkt unter Kontrolle zu behalten.

Im Angesicht von plötzlichen Schul- und Betriebsschließungen im Frühjahr 2020 waren drastische Auswirkungen für Lernende und Arbeitnehmer*innen zu erwarten. Weltweit stiegen 2020 die Zahlen von Arbeitssuchenden in gleichem Maße wie sich die Wirtschaftswachstumsraten reduzierten. Man erwartete bereits enorme Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. Für Deutschland untersuchte das BIBB diese weitreichend und stellte zum Ausbildungsbeginn 2020 einen Rückgang der geschlossenen Ausbildungsverträge um elf Prozent fest. Im Ausbildungsjahr 2021 stieg die Anzahl der geschlossenen Ausbildungsverträge leicht an (+ 1,2 %), auf 473.100 Verträge.

Damit bleibt das Niveau noch deutlich unter dem vor Pandemiezeiten (2019: 525.000 Verträge). Als Gründe werden die phasenweisen Einschränkungen, Betriebsschließungen, Störungen in Lieferketten und Umsatzeinbrüche bei Unternehmen gesehen. Außerdem waren die Jugendlichen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und in der Berufsorientierung eingeschränkt. Die Reduzierung der geschlossenen Ausbildungsverträge lässt sich nicht nur der Pandemie zuschreiben, sondern folgt auch Trends in der Berufswahl junger Menschen und der demografischen Entwicklung.

Zum Thema: BIBB / Pandemie lässt Ausbildungsmarkt nicht unberührt und Auswirkungen der Corona-Pandemie

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Seit Beginn der Pandemie hat GOVET den aktuellen Stand der Pandemie und die Auswirkungen auf das Ausbildungsgeschehen in einigen der Partnerländer des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) analysiert. Die wichtigsten Informationsquellen für die GOVET Briefings zu COVID-19 sind die Ministerien und ihre nachgeordneten Organisationen vor Ort, deutsche diplomatische Vertretungen und Auslandshandelskammern, Institute und Stiftungen in den Ländern sowie die örtliche Presselandschaft.

Costa Rica wird Anfang 2022 eine „1G-Strategie“ einführen, das heißt Zugang zu Restaurants etc. ist nur Geimpften gestattet, selbst Genesene müssen mind. einfach geimpft sein. Schon jetzt werden schrittweise die Einschränkungen gelockert. Das Infektionsgeschehen hat sich auch auf Grund der guten Impfrate deutlich reduziert.

In Ghana hat sich das Leben 2021 stark normalisiert, nachdem alle Bildungseinrichtungen für etwa neun Monate nach Ausbruch der Pandemie geschlossen waren. Die Impfkampagne lief auf Grund der geringen Verfügbarkeit des Impfstoffes – wie in vielen afrikanischen Ländern – sehr langsam an, hat jedoch zuletzt deutlich an Dynamik gewonnen.

Der „Green Pass“, der den Zugang zu öffentlichen Gebäuden, der Gastronomie und Kultur ermöglicht, wird in Israel mit Blick auf einen mit der Zeit nachlassenden Impfschutz, seit Anfang Oktober zeitlich begrenzt. Landesweit werden auch Kinder geimpft. Ansonsten gilt ein vierstufiges Ampelmodell für Städte und Regionen, die pandemischen Kennzahlen werden wöchentlich evaluiert. Trotz der Beschränkungen hat sich die Wirtschaft deutlich im Vergleich zum Vorjahr erholt.

In Italien gilt noch immer der gesundheitliche Notstand, die aktuelle Welle verläuft aber moderat. Die Regionen sind je nach epidemiologischer Lage in vier Kategorien (weiß, gelb, orange und rot) eingeteilt, für die spezifische restriktive Maßnahmen vorgesehen sind. Seit dem 6. Dezember 2021 muss in öffentlichen Innenräumen ein 2G-Nachweis („Super Green Pass“, d.h. Nachweis über Impfung oder Genesung) vorgelegt werden. Um das durch die Corona-Pandemie stark getroffene Land wieder in Schwung zu bringen, kann Italien in den nächsten Jahren auf 191,5 Milliarden Euro aus dem Next Generation Programm der EU zugreifen (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza (PNRR)). Für 2021 und die kommenden Jahre wird eine kräftige wirtschaftliche Erholung erwartet.

Die Russische Föderation erlebt ein moderates wirtschaftliches Wachstum, trotz hoher pandemiebedingter Infektions- und Todesrate. Investitionen werden meist in boomenden Brachen der Rohstoffförderung und Pharmaindustrie verzeichnet. Der Arbeitsmarkt erholt sich weiter, der Fachkräftemangel allerdings bleibt bestehen. Erstmals halten sich Direktinvestitionen aus Deutschland sichtbar zurück.

In den USA übt die US-Regierung mit dem Wunsch nach einer Impfpflicht, die einige Bundesstaaten bereits umgesetzt haben, Druck auf die Belegschaften größerer Unternehmen aus, um möglichst schnell in die Umsetzung des angekündigten milliardenschweren Investitionspakets für Klima- und Sozialfragen zu gehen. Darin vorgesehen ist auch die Stärkung der Bildung und des Apprenticeship-Modells. Mit Blick auf das weitere pandemische Geschehen ist geplant, die Bildungsinstitutionen möglichst offen zu lassen, um eine soziale und gesundheitliche Gerechtigkeit für alle zu garantieren.