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Jahresbericht GOVET 2021

Beratung auf allen Kontinenten

Auch 2021 hat GOVET Akteure in zahlreichen Ländern in der ganzen Welt beraten und leistet damit einen Beitrag für den internationalen Transfer und Austausch von Expertise im Bereich der dualen Berufsbildung. Aktivitäten gab es auf jedem Kontinent, von Einzelmaßnahmen bis zur ganzjährigen Begleitung struktureller Entwicklungsprozesse.

GOVET hat als Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation 2021 Akteure in zahlreichen Ländern beraten. Die nachfrageorientierte Beratung im Ausland, meist beauftragt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung oder andere Bundesressorts, gehört zu den Kernaufgaben von GOVET. Über die lebendige Zusammenarbeit mit den Ländern Costa Rica, Ghana, Israel und Italien sowie den bilateralen Austausch zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die Berufsbildung berichten jeweils eigene Beiträge. Daneben engagierte sich GOVET bei einer großen Bandbreite von Ländern und Akteuren, die nachfolgend beispielhaft ausgeführt werden.

Afrika: Bilaterale Kooperation mit Südafrika

Im Zentrum der Berufsbildungszusammenarbeit mit Südafrika steht die strukturelle Stärkung der Expertise in Berufsbildungsfragen. Gemeinsam mit dem südafrikanischen Partnerministerium DHET (Deptartment of Higher Education and Training) erarbeitete GOVET 2021 im Auftrag des BMBF ein entsprechendes Rahmenkonzept für den Aufbau einer Expert*innengruppe zur Beratung des Ministeriums. Die Weiterbildung und Entwicklung des Berufsbildungspersonals sowie die Entwicklung von Ausbildungsstandards und Curricula sind inhaltliche Schwerpunkte der geplanten „Expert Group“.

Eine Vielzahl deutscher Akteure engagiert sich in der Berufsbildungszusammenarbeit mit Südafrika. Thematisch ergänzen und unterstützen sich Aktivitäten der seit 2013 formal bestehenden bilateralen Kooperation des BMBF mit denen der Entwicklungszusammenarbeit und der Auslandshandelskammer für das Südliche Afrika. In diesem Zusammenhang begutachtete GOVET das Projektkonzept für die zweite Förderphase des BMBF-Projekts TRAINME, das die Weiterbildung südafrikanischer Berufs­schul­lehrkräfte (TVET Lecturers) bei der digitalen Transformation in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik fördert. Zum Übergang aus dualer Ausbildung in den Arbeitsmarkt leistete GOVET einen virtuellen Fachbeitrag bei der vom DHET geförderten Konferenz der TVET Colleges Südafrikas. Zudem unterstützte GOVET ein BIBB-Beratungsprojekt für das GIZ-Büro Südafrika zur Entwicklung von Ausbildungsstandards in den Elektroberufen und brachte seine Expertise zum Thema Qualitäts­sicherung gemeinsam mit dem BIBB in verschiedene Kontexte ein; dazu zählte auch die Entwicklung eines Qualitätssicherungskonzepts gemeinsam mit südafrikanischen Consultants, der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dank der guten Vernetzung mit den Akteuren in Südafrika konnte GOVET das BIBB auch beim Netzwerkaufbau nach Südafrika im Rahmen des Projekts Bridging Innovation and Learning in TVET (BILT) stärken.

Mittel- und Lateinamerika: Im Zeichen der Allianz zur dualen Berufsbildung

GOVET-Mitarbeiterin für Entwicklungszusammenarbeit Charlotte Poth bei der virtuellen Studienreise auf der Leinwand in Santo Domingo, Dominikanische Republik

Im Rahmen der vom BIBB begleiteten Allianz zur dualen Berufsbildung in Lateinamerika und Karibik hat GOVET 2021 an bilateralen Austauschformaten zwischen dem kolumbianischen Berufsbildungs­institut SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje) und dem costa-ricanischen Pendant INA (Instituto Nacional de Aprendizaje) teilgenommen.

Eine Online-Studienreise organisierte GOVET für mehr als 50 interessierte Berufsbildungs­expert*innen aus der Dominikanischen Republik. Mit Bezug auf den dominikanischen Arbeitsmarkt fand ein intensiver Austausch zur dualen Berufs- und Weiterbildung im Kontext struktureller Beratungsthemen, wie etwa dem Zusammenspiel der Akteure, statt.

Im Rahmen einer virtuellen Diskussionsreihe der von sequa und BMZ geförderten Berufsbildungs­partnerschaft mit Ecuador (BBP) stellte GOVET in einer Keynote Anfang 2021 die Elemente und Ebenen des Qualitätsevaluierungssystems in der deutschen Berufsbildung vor. Der Vortrag gab wichtige Impulse für die teilnehmenden ecuadorianischen Akteure in Bezug auf mögliche Adaptionen für das ecuadorianische duale Ausbildungsmodell. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der Arbeit und Zusammensetzung des Hauptausschusses für Berufsbildung im BIBB. Ziel der Diskussionsreihe war die gemeinsame Entwicklung von Qualitätskriterien für die duale Ausbildung in Ecuador in Zusammen­arbeit und im Konsens zwischen öffentlichen und privaten Akteuren.

In Chile informierte GOVET das dortige Bildungsministerium zusammen mit der Auslandshandels­kammer und der deutschen Botschaft über duale Ausbildung.

Runde Tische weltweit: Synergien regional und global bündeln

In vielen Ländern wurden Aktivitäten der Auslandsvertretungen durch GOVET unterstützt. Neben fachlichen Schulungen der für Berufsbildung zuständigen Referentinnen und Referenten an den Botschaften wurden auch die Runde Tische an Auslandsvertretungen unterstützt. Runde Tische im Ausland gibt es an 34 deutschen Auslandsvertretungen und (in Ausnahmefällen) Auslandshandels­kammern. Sie dienen der operativen Abstimmung der Akteure in den jeweiligen Partnerländern und sind Bestandteil der Strategie der Bundesregierung zur Berufsbildungszusammenarbeit aus einer Hand. Herauszuheben ist ein Runder Tisch zur Berufsbildung an der Botschaft in Tiflis im März 2021, in dessen Rahmen bei einem zweitägigen Workshop auch Expert*innen aus Armenien und Aserbaidschan teilnahmen. Thematischer Schwerpunkt war das evidenzbasierte Reporting zur Fachkräfteausbildung.

Fortschritt und Rückschritt

Im Arab-DAC Dialogue der OECD mit Geberländern aus dem arabischen Raum wurde GOVET vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der GIZ mit dem Ko-Vorsitz der Arbeitsgruppe Beschäftigung und berufliche Bildung betraut. Die Arbeitsgruppe wurde im Februar 2021 von den Mitgliedern des Dialogforums mit dem Ziel ins Leben gerufen, in den nächsten zwei Jahren in der MENA-Region tragende Konzepte zur Erhöhung der Beschäftigungs­fähigkeit und für einen besseren Zugang zur Berufsbildung, insbesondere für Jugendliche und Frauen, zu entwickeln. Einen wichtigen fachlichen Impuls dazu gab GOVET zuvor im Januar 2021 im Rahmen eines GIZ-Webinars zu Berufsbildung und Beschäftigungsfähigkeit und informierte im Anschluss die Plenarversammlung des Arab-DAC-Dialogforums.

Durch ihre geplanten Aktivitäten leistet die Arbeitsgruppe auch einen Beitrag zu den Zielen zur Nachhaltigen Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen, insbesondere zum SDG 4 (Hochwertige Bildung), SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) und SDG 17 (Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung). Die arabischen Golfstaaten gehören mittlerweile weltweit zu den größten Gebern in der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe. Ein Austausch mit arabischen Geberorganisationen ist deshalb von hoher Priorität für die Mitglieder des Entwicklungshilfe­ausschusses (Development Assistance Committee – DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Auch mit Russland fand bis zum Angriff auf die Ukraine eine intensive und erfolgreiche Berufsbildungszusammenarbeit statt; dual orientierte russische Berufsbildungsgänge und unabhängige Prüfungen wurden in den vergangenen Jahren gemeinsam entwickelt und auf den Weg gebracht. 2021 unterstützte GOVET die russische Nationale Agentur für die Entwicklung von Qualifikationen (NARK) bei der Umsetzung unabhängiger Prüfungen in der Berufsbildung in den Bereichen „Landmaschinenmechatronik und Landwirt*in“ und beriet zum Thema „Anerkennung für beruflichen Qualifikationen“. Ein weiterer Schwerpunkt der Kooperation war die „Digitale Didaktik“. Die von GOVET begleitete Berufsbildungskooperation mit Russland ist 2012 offiziell beschlossen worden und hat durch kontinuierliche Beratung zu positiven systemischen Veränderungen des russischen Berufsbildungssystems beigetragen. Als Folge des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine ist die Berufsbildungskooperation mit Russland bis auf Weiteres gestoppt.

Kontinuität gewahrt wurde mit der 2021 erneuerten Joint Declaration of Intent, die die seit 2012 bestehende Berufsbildungszusammenarbeit zwischen dem BMBF und Lettland weiterführt. GOVET unterstützte hier fachlich bei der Ausgestaltung der Kooperationsinhalte.