Internationale Partnerschaften in der Berufsbildung gestalten
Die bilaterale Zusammenarbeit mit Italien in der Berufsbildung verlief auch im Jahr 2021 äußerst lebendig – trotz der Pandemie. In virtuellen Veranstaltungs- und Kollaborationsformaten entstanden wertvolle Austausche, Projekte und Produkte, wie die deutsch-italienische Partnerschaftsstudie zur Berufsbildungszusammenarbeit.
Welches Potenzial in Kooperationen im Bereich der Berufsbildung steckt und wie dieses zukünftig gezielter genutzt und gefördert werden kann, untersuchte 2021 die Studie „Partnerschaften und Kooperationen in der Berufsbildung zwischen Deutschland und Italien – Akteure, Status quo und Entwicklungspotentiale“. Die Studie beleuchtet und benennt Entstehungsvoraussetzungen und Gelingensbedingungen für erfolgreiche bilaterale Kooperationsprojekte und -beziehungen, die teils auch über Italien hinaus wichtige Aussagekraft haben. So hängen laut der Studie Kooperationsentscheidungen stark von den (eingeschränkten) Finanzierungsmöglichkeiten ab – insbesondere bei den italienischen Partnern. Eine zentrale Rolle für den Kooperationserfolg spielen auch weitere Rahmenbedingungen wie sprachliche Hürden, curriculare Verankerungen von Austauschen und Auslandsaufenthalten im Ausbildungsverlauf und dem Maß der Anerkennung des in Kooperationen engagierten Bildungspersonals.
Mit der Studie wurde das Bozener Institut für Sozialforschung und Demoskopie apollis beauftragt, GOVET initiierte, steuerte und begleitete sie federführend im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Unterstützung der italienischen Partner und Akteure in beiden Ländern. Zum Steuerkreis gehörten neben dem italienischen Bildungsministerium (Ministerio dell’Istruzione – MI) und der Agenzia Nazionale Politiche Attive del Lavoro (ANPAL) die deutschen Akteure Goethe-Institut Italien und die Deutsch-Italienische Handelskammer (AHK Italia), die sich seit vielen Jahren intensiv für die Stärkung der Berufsbildung in Italien engagieren. Zahlreiche weitere Akteure, die in bilateralen Kooperation in der Berufsbildung aktiv sind, brachten ihre Expertise, Erfahrungen und auch Bedarfe in die Studie ein.
Wie aktiv die Vernetzung und das Engagement insbesondere mit den deutschen Partnern in der italienischen Berufsbildung ist, zeigt der wiederholte gemeinsame Messeauftritt auf der didacta Italia – in 2021 pandemiebedingt virtuell. Mit einem gemeinsamen breitgefächerten Programm sprach GOVET mit seinen Partnerorganisationen – der AHK Italien, dem Goethe-Institut Italien, dem internationalen Gewerkschaftsprojekt Unions4VET und erstmals der Koordinationsstelle SCIVET für den ZDH – zahlreiche Interessierte an. Ein Programmhighlight war der von GOVET organisierte und moderierte hochrangig besetzte Fachaustausch im Rahmen eines Bilateral Technical Meeting zum Thema „Systeme und Verfahren zur Zertifizierung beruflicher Kompetenzen in Deutschland und Italien“. Der Rahmen der didacta Italia diente zudem als ideale Plattform und Multiplikator, um zur deutsch-italienischen Partnerschaftsstudie zu informieren und vernetzen.
Dieses Engagement brachte GOVET mit seiner Expertise auch in verschiedene fortlaufende Projektaktivitäten und Wettbewerbe ein. Schon zum vierten Mal unterstützte GOVET den Premio di eccellenza duale im Auftrag des BMBF. Der jährlich durch die AHK Italien ausgelobte Preis zeichnet Initiativen und Ausbildungsprojekte von Unternehmen in Italien aus, die duale Lernarrangements vorbildlich und nachhaltig in der Praxis umsetzen. Ebenso kontinuierlich besteht die Kooperation mit dem Goethe-Institut Italien, die insbesondere mit dem Geschäftsideenwettbewerb für deutschlernende Schüler*innen in Italien Unternehmen: Deutsch und den nach Corona-bedingter Unterbrechung wiederaufgenommenen Parcours Go 4 MINT, die Berufsorientierung in den Bereichen Wirtschaft und Technik & Naturwissenschaften in den Fokus nehmen und 2021 mit ihren Experimentierstationen über 1.000 Schüler*innen erreichten.
Die enge Zusammenarbeit des BMBF mit Italien, in der GOVET beratend und begleitend die bilaterale Kooperation koordiniert und unterstützt, schlug sich auch 2021 in regelmäßigen Arbeitstreffen, Technical Meetings, Moderationen von Arbeitsgruppen, Workshops und beratenden Sitzungen mit dem BMBF und dem Projektträger DLR, den italienischen Partnern und den kooperierenden Akteuren in Italien nieder. Besonders bedeutsam für den interministeriellen Dialog beider Länder war das nach langer pandemiebedingter Pause persönliche Zusammentreffen hochrangiger Vertreter zu einem bilateralen Arbeitsgruppentreffen im September 2021 in der deutschen Botschaft in Rom, das fachlich von GOVET in Zusammenarbeit mit den Partnern vorbereitet wurde. Dort wurden die gemeinsamen Aktivitäten der letzten Jahre reflektiert und thematische Schwerpunkte für die künftige Gestaltung der Kooperation besprochen.
In der bilateralen Zusammenarbeit mit Italien herrscht Einigkeit darüber, dass die berufliche Bildung insbesondere für die wirtschaftliche, aber auch die soziale und kulturelle Entwicklung beider Länder eine wichtige Rolle spielt. Im Dezember 2019 wurde eine gemeinsame Absichtserklärung zwischen dem BMBF und dem italienischen MI (früher MIUR) erneuert, die das große Interesse beider Länder an einer Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit bekräftigt. Ein Schwerpunkt der aktuellen Kooperationsphase ist die Förderung der Beteiligung weiterer Akteure im Rahmen der bilateralen Kooperation, wie Unternehmen, Kammern und Gewerkschaften und damit verbunden die Stärkung von Kooperationsprojekten und beruflicher Lernmobilität zwischen beiden Ländern.
2022 feiert die erfolgreiche und lebendige Zusammenarbeit innerhalb der deutsch-italienischen Kooperation in der Berufsbildung bereits ihr 10-jähriges Jubiläum.