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Jahresbericht GOVET 2021

Beratungserfolg: Vorbereitung der Einführung des dualen Berufsbildungssystems

Erfolgreich begleitete GOVET 2021 die weitreichende Reform des costa-ricanischen Berufsbildungssystems in verschiedenen Aktionsfeldern. Die Zusammenführung der Unternehmensbedarfe mit dem Ausbildungsangeboten und die Vorbereitung der Einführung des dualen Systems standen im Zentrum der bilateralen Zusammenarbeit.

Das Hauptaugenmerk der bilateralen Kooperation mit Costa Rica lag in 2021 klar auf der Diskussion und Schaffung der Voraussetzungen für die Einführung der dualen Ausbildung „Educación y Formación Técnica Profesional Dual“ (EFTP Dual) im Land. Wichtige Bausteine waren hier zunächst ein Konzept zur Ausbildung der Ausbilder*innen (personas mentoras), die viel diskutierte Versicherung für Auszubildende während der betrieblichen Phasen und der Aufbau und die Mechanismen des „Fondo de Becas“ (Stipendienfond für Auszubildende) – ein zentrales Element bei der Finanzierung der EFTP Dual. Auch für die Ausbildungsversicherung war das Beispiel Deutschlands mit dem dahinterliegenden Verständnis der dualen Ausbildung wegweisend in der Lösungsfindung für das costa-ricanische Verfahren.

Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur dualen Berufsausbildung im Jahr 2019 leitete das costa-ricanische Bildungsministerium (MEP) formal seine grundlegende Reform des Berufsbildungssystems ein. Bereits seit 2016 arbeiten Costa Rica und Deutschland in der Berufsbildung zusammen, seit 2019 verstärkt und konkret im Kontext der Umsetzung der Gesetzgebung mit dem Ziel der Etablierung dualer Ausbildungsstrukturen.

Unternehmen im Fokus der Beratung

Vorbereitend zur Einführung der EFTP dual begleitete GOVET im Jahr 2021 eine von der Berufsbildungskommission CAP (Comisión Asesora y Promotora – CAP) eingesetzte Arbeitsgruppe (Equipo Técnico) – im Schwerpunkt zu den Themen Bedarfsformulierung und Zusammenführung von Ausbildungsnachfrage und –angebot. In den drei Sektoren, in denen die duale Ausbildung in Costa Rica zunächst umgesetzt wird (produzierende Industrie mit Fokus Medizintechnik, Tourismus und IT), unterstützte GOVET die jeweiligen Expert*innengruppen intensiv. Zu den Austauschterminen hatten Vertreter*innen der Kammern, die in der CAP beteiligt sind, einzelne Unternehmen aus den einschlägigen Industriezweigen eingeladen. GOVET brachte seine Expertise hinsichtlich der Zieldefinition, der Erstellung von Informationsmaterialien und Analyse der Rückmeldungen aus dem Expert*innenkreis ein. Ziel war es, im Sinne einer dem dualen System immanenten Dialogkultur, die Bedarfe der Unternehmen besser zu verstehen und mit ihnen in einen Austausch zu den Details der dualen BB in Costa Rica zu gelangen. Durch die Expertengruppen konnten wichtige Hinweise gewonnen werden, die in die Umsetzung der ETFP dual einflossen und deutlich machten, wie die duale Berufsbildung in Unternehmensabläufe eingebettet sein muss, um Unternehmen für die Teilnahme zu gewinnen.

Von hohem Interesse für die Berufsbildungskommission war mit Blick auf die Unternehmen auch die Frage nach dem Benefit der dualen Ausbildung für die ausbildenden Betriebe. Die gezielte Information der Unternehmen zu Kosten-Nutzen-Fragen stellt eine entsprechend wichtige Grundlage für die EFTP Dual dar. GOVET konnte hier in einem Fachvortrag wertvolle Einblicke vermitteln, welche Kostenarten genau auf Unternehmen zukommen, stellte Analysen des BIBB zur Erhebung von Kosten und Nutzen in der Berufsbildung vor und schlüsselte Kostenanteile auf. Mit Blick auf die Entwicklung der Kosten erfolgte der wichtige Hinweis auf die häufig bereits im dritten Ausbildungsjahr positive Kostenbilanz – etwa im Handwerk und der Logistikbranche.

Expert*innenaustausch zu weiteren Bausteinen im costa-ricanischen Bildungssystem

Im Kontext der Etablierung dualer Strukturen in der costa-ricanischen Berufsbildung und der fachlichen Begleitung des MEP gerieten auch weitere zentrale Berufsbildungsthemen in den Fokus der Zusammenarbeit: Ein vertiefender Expert*innen-Austausch zur Berufsorientierung erfolgte angestoßen durch einen bilateralen Online-Workshop im März zu den Folgen der COVID-19 Pandemie für die Berufsbildung. Hier hatte bereits Ileana Arce (MEP) von den Auswirkungen der Pandemie auf die berufliche Orientierung berichtet. In zwei virtuellen Workshops tauschten sich daraufhin BIBB-Expertinnen Dr. Verónica Fernández Caruncho und Guido Kirst zu Orientierungsangeboten in beiden Ländern mit den Fachleuten in Costa Rica aus. Sowohl in Costa Rica als auch in Deutschland ist die Berufsorientierung ein wichtiger Baustein im Berufsbildungssystem – wenn auch mit unterschiedlichen Traditionen; praktische Beispiele aus beiden Ländern gaben wertvolle Impulse (siehe Beitrag Costa Rica und Deutschland im Austausch zu Berufsorientierung).

Die Entstehung von Ausbildungsordnungen, betrieblichen Rahmenlehrplänen und Prüfungen stellte ein weiteres, strukturell ebenfalls grundlegendes Fachthema dar. Unter Einbindung von Verena Schneider (BIBB) fanden auch hier zwei diskursive Online-Workshops statt. Darüber hinaus informierte GOVET zu Unterstützungsangeboten des BIBB für Ausbildungspersonal, insbesondere über die Plattform für Ausbilder*innen www.foraus.de.

Wie in sechs weiteren Partnerländern des BMBF auch organisierte GOVET mit Costa Rica Anfang März 2021 einen Expert*innenworkshop zu den Pandemie-Auswirkungen auf die Berufsbildungssysteme. Ein fachlicher Input aus Workshop und kontinuierlichem Austausch zum Thema seit Pandemie-Beginn floss in die GOVET-Publikation (veröffentlicht Januar 2022) ein. In regelmäßigen Briefings zu den internationalen Auswirkungen von COVID-19 für die Berufsbildung stellte GOVET auch Informationen zu den aktuellen Pandemie-Folgen in Costa Rica zusammen.  

Für das Jahr 2022 stehen vor allem die Durchführung von mehr Informationsveranstaltungen, die Beratung zur Informationsbereitstellung, (z. B. über die Website zur EFTP Dual) und die Zusammenführung von Ausbildungsnachfrage (seitens der Unternehmen) mit Ausbildungsangeboten (seitens der Bildungseinrichtungen) auf der gemeinsamen Agenda der bilateralen Kooperation mit Costa Rica.