Meilensteine erreicht, neue Ziele gesetzt: Ein Blick auf die gelingende Beratungsarbeit in Ghana
Basierend auf der beratenden Unterstützung von GOVET erreichte Ghana 2022 einen Meilenstein in der strukturellen Verankerung seines Berufsbildungssystems: Im August 2022 veröffentlichte das Land seinen ersten offiziellen Berufsbildungsbericht.
In einem Berufsbildungssystem geht es im Kern darum, sein Handeln stetig zu überprüfen, um sich an aktuelle Gegebenheiten anzupassen: Trends erkennen, Potenziale nutzen, Herausforderungen annehmen. Der Schlüssel für dieses bedarfsgerechte Handeln liegt in einer regelmäßigen systematischen Erhebung und Auswertung von Daten. Ghana hat 2022 mit seinem ersten Berufsbildungsbericht diese wichtige Grundlage geschaffen. Mit dem Ghana TVET Report wurden erstmals in der Geschichte des Landes Zahlen, Daten und Fakten zum Berufsbildungssystem zusammengetragen – eine Informationsbasis, auf der Entscheidungsträger*innen nun fundiert die strategische Ausrichtung des ghanaischen Berufsbildungssystems gestalten können. Mit der Veröffentlichung des Berichts im Jahr 2022 wurde eine der beiden vereinbarten Handlungslinien der Joint Declaration of Intent (JDoI) von 2019 erfolgreich umgesetzt.
Während der Erstellung des Berichts beriet GOVET im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die ghanaische Berufsbildungsbehörde CTVET (Commission for Technical and Vocational Education and Training). 2020 begannen grundsätzliche Vorbereitungsarbeiten für den Bericht. 2021 führte CTVET mit fachlicher Begleitung von GOVET eine Abfrage unter Akteuren der Berufsbildung in Ghana durch. Diese wurde 2021 und 2022 ausgewertet und die Daten mit Beratung von GOVET und weiterer Expertise aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für den Berufsbildungsbericht aufbereitet. Im letzten Schritt begleitete GOVET unter Einbindung von BIBB-Kolleg*innen die Auswertung der Umfrageergebnisse bei der Datenanalyse. Vor Ort unterstützte GOVET im März 2022 die finale Datenauswertung und Abschlussarbeiten an den Kapiteln.
Am 24. August 2022 wurde der erste offizielle Berufsbildungsbericht im Rahmen einer Konferenz vor Fachpublikum und der breiteren Öffentlichkeit in Anwesenheit des Bildungsministers in Accra vorgestellt. Hier wurde die Bedeutung des Berichtes für die Weiterentwicklung des ghanaischen Berufsbildungssystems hervorgehoben.
Der Erfolg und die gegenseitige Wertschätzung in der deutsch-ghanaischen Zusammenarbeit wurden einmal mehr im September 2022 sichtbar. So hatte GOVET mit der Delegation um Vize-Bildungsministerin Gifty Twum-Ampofo sehr hochrangigen Besuch. Während der einwöchigen Studienreise stand im Fokus, tiefer in die Fachthemen Berufsbildungsberichterstattung, Berufsbildungsforschung und Monitoring sowie das duale Ausbildungssystem einzusteigen, welches ein weiteres Kooperationsthema zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem ghanaischen Bildungsministerium (MoE) ist.
Prozess- und Organisationsentwicklungsberatung
Eine weitere wichtige Handlungslinie der 2019 verabschiedeten Absichtserklärung zwischen BMBF und MoE ist die Organisationsentwicklung für zwei Abteilungen der CTVET. Die von GOVET beauftragte Como Consult GmbH brachte in diesen Prozess ihre Expertise ein und unterstützte die beiden Abteilungen bei verschiedenen Themen. Diese reichten von der Identifizierung und Definition von Kernprozessen, der Erstellung einer Jahresplanung und Erarbeitung von Monitoring Instrumenten bis hin zu Themen wie Leadership Training, TVET Governance, TVET Finance und Aufgaben einer TVET Behörde. Zudem beriet Como Consult im Bereich Teamwork (Kommunikation, Zusammenarbeit, Schaffen von Strukturen) und bei weiteren organisationalen Themen. Im Mai 2022 fand eine einwöchige Begleitung vor Ort durch das Beratungsteam von Como Consult statt. So konnten zuvor besprochene Themen in der Praxis gefestigt werden und es wurde eine individuelle Arbeit mit den Teams der beiden Abteilungen ermöglicht.
Duale Strukturen für die ghanaische Berufsbildung
Im Rahmen der intensiven Beratung und Begleitung rund um die strukturellen Faktoren des ghanaischen Berufsbildungssystems ergab sich Mitte 2021 auf Anfrage von CTVET ein weiteres Handlungsfeld der bilateralen Kooperation zwischen MoE und BMBF: die Beratung bei der Einführung von dualen Strukturen in der ghanaischen Berufsbildung.
GOVET begleitete im Folgenden eine interinstitutionelle Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und GOVET. Im März 2022 entwickelte die Arbeitsgruppe unter Leitung von GOVET einen ersten Entwurf für ein Policy Paper, auf dessen Basis ministeriumsinterne Abstimmungsprozesse angestoßen wurden.
Expert*innen-Austausch zu Kernthemen in der Berufsbildung
Neben der Umsetzung der beiden Handlungslinien war GOVET in weitere Aktivitäten des Expertenaustausches involviert. Vom 12. bis 14. Oktober fand die educataGhana statt, organisiert von der Delegation der Deutschen Wirtschaft (AHK Ghana) gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Siemens Stiftung und der Deutschen Sparkassenstiftung. GOVET und iMOVE – Training made in Germany, waren erneut offizielle Partner der educataGhana.
Im Rahmen einer einwöchigen Studienreise vom 7. bis 12. November 2022 besuchten neunzehn Expert*innen aus den BMBF-Partnerländern Ghana und Südafrika sowie aus Kenia, Tansania, Sambia und Namibia Best Practice-Stationen in der Region Köln/Bonn und dem Ruhrgebiet und tauschten sich mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Forschung aus.
Auf der 4. Fachkonferenz des German Research Centre for Comparative Vocational Education and Training (G.R.E.A.T.) steuerte GOVET im September 2022 einen Fachvortrag zu Ansätzen des informellen Lernens in Ghana und Südafrika zum internationalen Diskurs über „Informal Learning“ in der Berufsbildung bei. Hierbei stand insbesondere der Ansatz des „Recognition of Prior Learning“ im Vordergrund.
Wie in anderen Partnerländern des BMBF auch erfolgte mit Ghana Anfang April 2021 ein bilateraler Expertenworkshop zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Berufsbildung. Sowohl Dr. Fred Asamoah (CTVET) als auch Dr. Christina Boateng (University of Cape Coast) übermittelten im Nachgang zum Workshop 2021 einen Artikel zu ihrer Präsentation, der in der GOVET-Publikation zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie Anfang 2022 erschien.