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Berufsbildungskooperation mit Südafrika: Eine starke Verbindung

11.07.2023

Im Kontext der deutsch-südafrikanischen Binationalen Kommission verlängerte das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 27. Juni seine Kooperationsvereinbarung mit dem südafrikanischen Partnerministerium.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor unterzeichnen das Gemeinsame Abschlussdokument der 11. Binationalen Kommission.

„Aus- und Weiterbildung ist ein Schlüsselthema unserer Kooperation“ [„Skills development and TVET is a key topic in our bilateral cooperation“]. Mit diesen Worten würdigte Südafrikas Außen- und frühere Bildungsministerin Naledi Pandor dieses Themenfeld bei der Vorstellung des Gemeinsamen Abschlussdokuments der 11. Binationalen Kooperation (BNK) Südafrikas und Deutschlands in Pretoria. Gemeinsam mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hob sie hervor, dass beide Länder durch die historischen Erfahrungen einer hart errungenen Demokratie und weiterhin durch gemeinsame Agenden und Werte verbunden sind.

Die Binationale Kommission

Die deutsch- deutsch-südafrikanische Binationale Kommission finden seit 1996 abwechselnd in den beiden Partnerländern unter Federführung des Außenministeriums und unter Beteiligung von Fachministerien statt. Im Rahmen der BNK werden durch gemeinsamen Beschluss Themen, Schwerpunkte und Linien der Umsetzung für die Zusammenarbeit definiert und beschlossen. An der gemeinsamen Arbeitsgruppe zu Arbeit, Sozialem und Beruflicher Bildung waren das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundeministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) beteiligt. GOVET gestaltet die Berufsbildungskooperation des BMBF maßgeblich mit.

Die deutsch-südafrikanische Delegation besucht das Goethe-Institut in Johannesburg.

Mehrere Ressorts tragen zur Berufsbildungskooperation mit Südafrika bei, ihre Aktivitäten finden sich in einem gemeinsamen Kapitel des BNK-Reports. Die Weiterqualifizierung des Berufsbildungspersonals ist ein für Südafrika besonders wichtiges Thema. Sowohl BMZ als auch BMBF engagieren sich seit Jahren in diesem Handlungsfeld. Unter den Aktivitäten sind beispielsweise GIZ-Projekte wie „Beschäftigungsperspektiven in der digitalen Welt“ oder „Berufliche Perspektiven für Beschäftigung“, die bisherige Linien der Lehrpersonalentwicklung integrieren; Planungen zu einem Lehrer­fort­bildungs­zentrum (KfW) und das BMBF-Förderprojekt „TRAINME“, das auf großen Zuspruch stößt und weiter ausgebaut werden soll. Eine bilaterale Expertengruppe zu Lehrpersonal- und Curriculumentwicklung wird für die deutsche Seite von GOVET im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) koordiniert.

Darüber hinaus prägen die großen Transformationsthemen die neuen Schwerpunktsetzungen in der Zusammenarbeit beider Länder und auch im Bereich der beruflichen Bildung. Die Partnerschaft für eine gerechte Energiewende (Joint Energy Transition Partnership) kann nur erfolgreich sein, wenn die technologischen Transformationen mit Ausbildung und Qualifizierung gekoppelt werden. Nachhaltigkeit in der Berufsbildung wird in der künftigen Zusammenarbeit eine größere Rolle spielen. Viele Gemeinsamkeiten haben beide Länder auch beim Aufbau grüner Wasserstoffökonomien – auch hier ist die Entwicklung beruflicher Kompetenzen essentiell und ein Austausch geplant.

Armin Reinartz, Leiter der Abteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit im BMBF, und Birgit Pickel, Abteilungsleiterin Afrika im BMZ, hoben in diesem Sinne hervor, dass die Berufsbildungskooperation strategische Bedeutung für gelingenden Strukturwandel habe. Für das südafrikanische Ministerium für Hochschule und Ausbildung (Department of Higher Education and Training, DHET) stellte Abteilungsleiter Dr. Nkosinathi Sishi die bilaterale Kooperation in den Kontext der hohen Jugendarbeitslosigkeit, die die soziale Dividende der Post-Apartheid Transformation Südafrikas gefährde. Bei 3,4 Millionen jungen Menschen, die weder in Ausbildung noch in Beschäftigung seien, und einer Jugendarbeitslosigkeit von weit über 50% müssen die Kooperationsschwerpunkte darauf zielen, berufliche Perspektiven zu schaffen. Zu diesem Zweck erneuerten BMBF und DHET ihre Gemeinsame Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung um weitere drei Jahre.

Einblicke in den Ausbildungsalltag des West Coast College bei Kapstadt.

Dem politischen Teil vorausgehend hatte eine Berufsbildungsdelegation aus BMBF, GOVET, iMOVE und dem DLR-Projektträger südafrikanische und deutsche Partnereinrichtungen im Land besucht und sich über die facettenreichen Aktivitäten in der Berufsbildungszusammenarbeit informiert. Mehrere südafrikanische Berufskollegs (TVET Colleges) gaben Einblick in ihre Programme und in die Umsetzung von Kooperationsmaßnahmen mit deutschen Partnern. Der Quality Council for Trades and Occupations stellte die Erarbeitung von Standards (Curricula) in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und den neuen Qualifizierungsrahmen für die berufliche Bildung vor. Er zielt darauf, arbeitsbasierte Ausbildungsangebote zu stärken und damit die Gleichwertigkeit und Vergleichbarkeit beruflicher Abschlüsse mit Hochschulabschlüssen sichtbar zu machen. Der Weg zum angestrebten gleichwertigen Ansehen [„parity of esteem“] beider Bildungswege ist weit, aber die Weichen werden gestellt. Dabei profitiert Südafrika auch von der kleinen, doch international angesehenen Forschungscommunity zu Berufsbildung und Beschäftigung. Im engen Austausch mit Forscherinnen und Forschern des Centers for Researching Education and Labour konnte sich die deutsche Delegation ein Bild von den Forschungsschwerpunkten, der Nachwuchsförderung und dem internationalen Radius einer südafrikanischen Spitzeneinrichtung machen. Die Berufsbildungsforschung ist als Potenzial für die weitere Zusammenarbeit in den jüngsten Kooperationsvereinbarungen berücksichtigt.

Deutsche Firmen, die Auslandshandelskammer (AHK) sowie im Rahmen von Förderprojekten auch die Handwerkskammern leisten in Südafrika wichtige Beiträge zur Ausbildung. Die AHK-Büros in Johannesburg und Kapstadt informierten darüber und gaben Einblicke in ihre Arbeit. In Kapstadt arbeitet die AHK gemeinsam mit der Stiftung HOPE Cape Town an der Einführung und Anpassung von Ausbildungsgängen nach dualem Vorbild. Das Goethe-Institut setzt in der Berufsorientierung Akzente durch Fachsprachenangebote und durch Erstberatung zum deutschen Ausbildungssystem. In Programmen des Deutsch Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zielen Angebote deutscher Hochschulen für Angewandte Wissenschaft zunehmend auf Praxisnähe und Beschäftigungsorientierung ab. Mit den Deutschen Auslandsschulen in Johannesburg und Pretoria kam die Delegation ins Gespräch zu den Potenzialen beruflicher Zweige im Sekundarbereich.

GOVET hatte kürzlich einen Austauschprozess der Ressorts und Akteure der Südafrika-Kooperation koordiniert, der bereits die beeindruckende Vielzahl der beteiligten Institutionen und ihre Kooperationsinitiativen belegte. Die Besuche vor Ort bestätigten, wie intensiv und leistungsfähig die deutschen Akteure zu einer kohärenten Länderkooperation beitragen.