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Italien: Reformen für eine moderne berufliche Bildung

20.07.2023

Italien modernisiert seine berufliche Bildung und möchte den Zugang zu beruflicher Bildung vereinfachen. Aktuelle Reformvorhaben sollen dazu den Weg ebnen. Das wurde im Rahmen des Technical Meetings im Rom deutlich.

Italien führt breite Reformen durch, um seine berufliche Bildung zu stärken. Während des Technical Meetings Anfang Juni im Rom wurden die Reformen vorgestellt. Auf italienischer Seite waren  neben dem Bildungsministerium (Ministerio dell’Istruzione, MI) auch das Arbeitsministerium (Ministerio del Lavoro e delle Politiche Sociali, MLPS) und die Arbeitsagentur (Agenzia Nazionale per le Politiche Attive del Lavoro, ANPAL) vertreten. Von deutscher Seite waren Vertreter*innen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), GOVET, der deutschen Botschaft, der Auslandshandelskammer Mailand (AHK Mailand) und des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) anwesend.

Im Rahmen der seit über zehn Jahren bestehenden deutsch-italienischen Berufsbildungszusammenarbeit finden regelmäßig Technical Meetings statt. Sie dienen dem Austausch zu aktuellen Fragen der Berufsbildung in den jeweiligen Ländern sowie zur Abstimmung der gemeinsamen Aktivitäten.

Italien setzt bei Reformen auf höhere technische Schulen

Das Treffen in Rom wurde von Gianluca Lombardo, Referatsleiter im MI, geleitet. Die italienische Seite erläuterte die aktuellen Reformen in der Berufsbildung. Italiens Regierung verfolge aktuell die Umsetzung des von der Vorgängerregierung entwickelten „Aufbau- und Resilienz-Plans“ und fokussiere im Bereich der Berufsbildung zwei Themen. Ein 2021 verabschiedetes Gesetz strukturiere die technische Bildung an den höheren technischen Schulen ITS (Istituti tecnici superiori) neu. Die Regierung erarbeitet momentan die erforderlichen Umsetzungsdekrete, die die Funktionsweise der ITS regeln sollen. Sie beziehe in diese Umstrukturierung alle Stakeholder im Land mit ein.

Daneben gehe es aktuell darum, die Durchlässigkeit der von den Regionen akkreditierten drei- bis vierjährigen Ausbildungsgänge zu erhöhen und den Teilnehmenden den Weg zu einer ITS-Ausbildung zu ebnen. Hierfür sollen „Campus“-Lösungen entwickelt werden, die die Lernorte für theoretische und praktische Inhalte der Ausbildungsgänge zusammenbringen.

Generell solle die fachtechnische Ausbildung in Italien modernisiert werden, indem nicht nur ein schulisches, sondern auch ein betriebliches Ausbildungsangebot bereitgestellt wird. Die technische Ausbildung soll zudem flexibler werden und die Schulen  mehr Autonomie erhalten.

Deutsche duale Berufsbildung – gefördert durch die Exzellenzinitiative des BMBF

Christian Leinen, BMBF, berichtete von den aktuellen für Deutschland relevanten Schwerpunktthemen Fachkräftegewinnung sowie Energie- und Wärmewende und ging auf die damit verbundenen Herausforderungen für die Berufsbildung vor dem Hintergrund stagnierender Auszubildendenzahlen ein. Wichtig sei für die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, um die genannten Probleme anzugehen, zum Beispiel in der Allianz für Aus- und Weiterbildung. Als Beispiel für die Förderung der dualen Berufsausbildung durch die Bundesregierung stellte er Aspekte der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung des BMBF vor, die vor allem die Dimensionen Attraktivität, Innovation und Mobilität berücksichtige.

Starke Berufsbildung durch Netzwerke

Um berufliche Bildung bedarfsgerechter gestalten und aktuellen Herausforderungen begegnen zu können, ist regelmäßiger Austausch wichtig. Mit dem Projekt ConnActions wird in Italien die Etablierung von Netzwerken gefördert. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Projekt zielt darauf ab, den Dialog und Erfahrungsaustausch zwischen italienischen und deutschen Akteuren der dualen Berufsbildung zu fördern. Der Aufbau von langfristig angelegten bilateralen public-private Partnerschaften wird durch das Projekt unterstützt.

Der Startschuss für das Projekt fiel im Sommer vergangenen Jahres. Die AHK Mailand führt ConnActions durch und berichtete nun in Rom von hohem Interesse am Projekt. Ein deutsch-italienisches Begleitgremium unter Einbeziehung von Wirtschafts- und Sozialpartnern und unterstützt von der AHK wählt die deutsch-italienische Netzwerke unter regionalen und fachlichen Aspekten aus. Auch Netzwerken, die nicht zum Zuge kommen, kann ein Angebot zur Unterstützung etwa durch Seminare im Bereich der Mobilität gemacht werden.

Ein Blick auf die weitere Zusammenarbeit

Im Verlauf des Treffens wurden weitere gemeinsame Themen wie die Zertifizierung von Abschlüssen, die Arbeitssicherheit junger Menschen und die Ausbildungseignung von Kleinstbetrieben identifiziert, zu denen der Austausch weitergeführt werden soll. Fachliche Inputs dazu soll GOVET übernehmen. Für 2023 wurden weitere Treffen im Rahmen des ConnActions Begleitgremiums und anlässlich der Verleihung des Premio Duale im Dezember vereinbart.