10 Jahre erfolgreiche internationale Berufsbildungszusammenarbeit: Rückblick und Ausblick
State of the Art und Ausblick – Fachkonferenz „Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit“ und GOVET
05.10.2023
Zentrale Akteure nahmen die internationale Berufsbildungszusammenarbeit anlässlich des Jubiläums in den Blick: Im Fokus stand die Frage nach dem Beitrag, den diese Zusammenarbeit zu aktuellen und Zukunftsherausforderungen leisten kann.
Höchste Relevanz attestierte Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring (Bundesministerium für Bildung und Forschung – BMBF) der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ) bei der Jubiläumskonferenz anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Strategie der Bundesregierung, mit der auch die Gründung von GOVET im BIBB einherging. Sie gratulierte GOVET und der „iBBZ-Community“, die auf Grundlage der Strategie kohärent im Ausland auftrete und mittlerweile eine beachtliche Erfahrungskompetenz entwickelt habe. Die Berufsbildung sei weltweit ein Schlüssel für gesellschaftliche Transformation und Entwicklung. Im Fokus für die Weiterentwicklung der Berufsbildungszusammenarbeit stehe die Frage: "Wie kann die Berufsbildungszusammenarbeit einen Beitrag zu diesen Herausforderungen leisten?"
Wie kann die Berufsbildungszusammenarbeit einen Beitrag zu diesen Herausforderungen leisten?
Zur Jubiläumsveranstaltung in Berlin waren etwa 120 Gäste aus dem Aktionsfeld der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit Deutschlands im BMBF in Berlin zusammengekommen, um den erreichten Stand sowie aktuelle Themen und Desiderate zu diskutieren. Einen kleinen Blick in die Wirksamkeit der Zusammenarbeit gaben in einem eingespielten Kurzfilm Stimmen aus dem Ausland. In kurzen Statements würdigten Kooperationspartnern die Zusammenarbeit mit Deutschland und den spürbaren Nutzen für ihre Länder. Durch das Programm führte Kerstin Pettenkofer, Bonn.
Auf Meilensteine der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit blickte BIBB-Forschungsdirektor Prof. Hubert Ertl zurück. Sie gehört seit 1994 explizit zum gesetzlichen Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), den seine internationale Abteilung gemeinsam mit allen Fachbereichen des Instituts umsetzt. Die Verabschiedung der Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit 2013 – als Reaktion auf die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008, die weltweit mit einem massiven Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit einherging – zeige, dass die gesamtgesellschaftliche Rolle der Berufsbildung im internationalen Kontext erkannt wurde. Die Strategie beinhaltete die Gründung von GOVET und die Etablierung des Runden Tisches für internationale Berufsbildungszusammenarbeit, die seitdem die Zusammenarbeit der Akteure auf dieser Grundlage unterstützen und helfen, Know-How zu bündeln und im In- und Ausland zu vermitteln. Nach der Fortschreibung der Strategie 2019 gelte es auch zukünftig, die iBBZ weiter zu entwickeln und sich den neuen Herausforderungen, die mit den aktuellen Transformationsprozessen einhergehen, zu widmen, leitete Ertl zur Keynote zum Thema über.
Blick zurück
Berufsbildung war in der Nachkriegszeit bis 1969 nicht per Gesetz geregelt. Dennoch ist eine Internationalisierung der Berufsbildung bereits seit Mitte der 50er Jahre zu verzeichnen, zunächst durch parlamentarische Initiativen, die über das Auswärtige Amt liefen. Mit Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 1961 folgte u.a. 1975 die Etablierung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ, 2011 mit InWEnt und dem DED in der GIZ aufgegangen), die sich neben weiteren Entwicklungsdiensten verstärkt der Berufsbildung in Entwicklungshilfeprojekten widmete. Heute betreut die GIZ etwa 115 Projekte mit dem Schwerpunkt Berufsbildung weltweit. Bemerkenswert ist auch die Etablierung von Kammer- und Berufsbildungspartnerschaften, um die sich vorwiegend die 1991 gegründete sequa gGmbH kümmert. Auch andere Akteure der Zivilgesellschaft haben in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Begleitung und Unterstützung der Berufsbildung in Kooperationen übernommen, dazu zählen etwa Don Bosco Mondo, die Welthungerhilfe u. ä. Die Entwicklung der Auslandshandelskammern (AHKs) als Anlaufstellen der DIHK für die wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands im Ausland spiegelt ebenfalls die zunehmende Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit. Spätestens seit dem Beschluss der Generalvollversammlung aus 2012 ist Berufsbildung expliziter und systematischer Bestandteil der Arbeit der AHKs im Ausland. Mit der Gründung von iMOVE 2005 wurde auch der Markt deutscher Bildungsanbieter strukturell in die iBBZ eingebunden. Nicht zuletzt haben die v.a. vom BMBF geförderten internationalen Mobilitätsprogramme in Aus- und Weiterbildung eine wichtige für die Praxis oft zentrale Funktion in der internationalen Kooperation. Den Anfang machte 1969 das Deutsch-Israelische Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung (Israel-Programm), gefolgt vom Deutsch-Französischen Austausch-Programm 1980, das seit 2018 als ProTandem jährlich rund 3.000 Teilnehmenden in über 50 Berufsgruppen Auslandserfahrungen in der Aus- und Fortbildung ermöglicht. Seit den 1990er Jahren tritt auch die EU als Akteur in der beruflichen Mobilität auf und fördert anfänglich mit dem LEONARDO-Programm – heute über ERASMUS+ – berufliche Austausche auf verschiedenen Ebenen (überwiegend) im europäischen Raum. Mit der Gründung von AusbildungWeltweit 2018 erweitert das BMBF den Radius und unterstützt Auslandsaufenthalte deutscher Auszubildenden bzw. Berufsschüler*innen, Ausbilderinnen und Ausbildern sowie organisatorische Planungstreffen weltweit. Auf wirtschaftlicher und Akteursebene fördern die Kernressorts mit zahlreichen Förderlinien und -programmen die Berufsbildungszusammenarbeit seit vielen Jahren. Ebenso unterhält das BMBF bilaterale Kooperationen in der Berufsbildung mit verschiedenen Partnerländern. Seit Gründung des Runden Tisches 2013 engagieren sich zunehmend auch Akteure der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik wie der DAAD, das Goethe-Institut und die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen mit ihren spezifischen Kompetenzen für die Berufsbildungskooperation.
Einen umfassenderen Überblick über die Meilensteine der iBBZ aus deutscher Perspektive gibt die Zeitreise auf der Jubiläumsseite zum 10-Jährigen
Wert der Berufsbildung
Prof. Dr. Sabine Pfeiffer (Lehrstuhl für Soziologie mit Schwerpunkt Technik – Arbeit – Gesellschaft, FAU Erlangen-Nürnberg) schuf mit ihrer Keynote einen Reflexionsrahmen für die Tagung, indem sie die deutsche und internationale Berufsbildung in den Kontext der vielfachen derzeitigen Transformationen stellte. Kritisch setzte sie sich mit sogenannten „Megatrends“ auseinander, die gesellschaftlich und in der Forschung einen bestimmenden Einfluss auf alle Lebensbereiche behaupten, aber sich bei genauerer Betrachtung als kurzlebig und austauschbar erwiesen. Gerade das Berufsbildungssystem – insbesondere, wie wir es in Deutschland kennen – folge nicht einfach Trends, sondern sei vielmehr selbst ein Innovationsmotor. Gerade Menschen in der Ausbildung und am Arbeitsplatz seien erfahren, sensibel und kompetent im Umgang mit ständigen Veränderungsprozessen. Die fünf Kernelemente der deutschen Berufsbildung würde sie entsprechend erweitern um die Aspekte „Innovationen“ sowie „Integration und soziale Mobilität“. Umso dringlicher formulierte sie das Desiderat nach mehr Investitionen in Ausbildung und Forschung, um diese Innovationskraft zu belegen und im öffentlichen Diskurs die Berufsbildung als „Enabler“ von Transformation zu stärken.
Berufsbildung ist ein Enabler von Transformation und Entwicklung.
In diesem Sinne transportierten GOVET und die deutsche Community der Berufsbildungszusammenarbeit wichtige Grundprinzipien der dualen Ausbildung in den internationalen Dialog: Die Beruflichkeit im Gegensatz zur schnellen Aneignung von Skills on demand; die Relevanz von Sozialpartnerschaft für Demokratie und Innovationsfähigkeit; die Idee nachhaltiger Arbeit sowie die Sicht auf den Betrieb als sozialen Ort. Mit dem partnerschaftlichen internationalen Austausch sei immer auch eine Chance auf einen „Reward“ zur Bewältigung eigener nationaler Herausforderungen verbunden.
Fachkräftebedarf im Fokus
Beim Panel der Bundesressorts zu künftigen regionalen und thematischen Schwerpunkten kamen Holger Krämer (Auswärtiges Amt – AA), Dr. Heike Kuhn (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – BMZ) und Boris Petschulat (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – BMWK) recht schnell zum brandaktuellen Themenkomplex Fachkräfteeinwanderung. Bei allen unterschiedlichen Perspektiven zwischen den Ministerien waren sich die Teilnehmenden weitgehend einig, dass internationale Kooperationen in der Berufsbildung einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten könne, dabei aber kein „Brain-Drain“ geschehen dürfe. Holger Krämer plädierte z.B. dafür Szenarien zu entwickeln, die einen Win-Win-Erfolg für Deutschland und die Kooperationsländer schüfen. So könnten junge Menschen, die in ihrer Heimat unter hoher Jugendarbeitslosigkeit leiden, zur Fachausbildung nach Deutschland kommen und später ihr Know-How in ihren Ländern weitergeben.
Wegweisend für die nationale wie internationale Berufsbildung bündelt die Agenda 2030 die weltweiten Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung (SDGs). BMZ-Referatsleiterin Bildung Dr. Heike Kuhn benannte konkret daraus abgeleitete Entwicklungsbedarfe: Green Skills und digitale Skills müssen ausgebaut, Frauen und Männer gleichermaßen in Beschäftigung gebracht und die Gleichwertigkeit von Arbeit international garantiert werden. Gerade letzterer Punkt wurde auf dem Panel diskutiert, auch vor dem Hintergrund des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und im Spannungsfeld weltweit unterschiedlicher Qualifizierungsstandards. Berufliche Anschlussfähigkeit sollte international beispielsweise durch formale Anerkennung ermöglicht werden.
Ein erfolgsversprechender Weg dahin seien auch internationale berufliche Austauscherfahrungen, kam der Hinweis aus dem Publikum. Stefan Schneider, BMBF-Referatsleiter für Erasmus und die iBBZ, plädierte für mehr Mobilität in der Berufsbildung und verwies auf die laufenden Sondierungen zur Einrichtung eines Deutschen Beruflichen Austauschdienstes im Rahmen der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung des BMBF.
Herausforderungen wie die „3D“ und der Mehrwert von Systemstrukturen
Diese Themen spiegelte auch die Diskussion der Akteure der Berufsbildungskooperation mit Dr. Volker Born (ZDH), Dr. Oliver Heikaus (DIHK), Jan Krüger (DGB), Britta Lambertz (GIZ) und Birgit Thomann (BIBB). Als Leiterin der internationalen Abteilung des BIBB unterstrich letztere die bemerkenswert positive Entwicklung der Kooperations-Community und das gemeinsame Verständnis ihrer Akteure, gegenüber den Partnern mit einer Stimme und kohärenten Angeboten aufzutreten. Britta Lambertz, Leiterin des GIZ-Kompetenzcenters „Bildung, Berufliche Bildung und Arbeitsmarkt“, bestätigte dies als alltägliche Erfahrung und begrüßte die vielfach gemeinsame Umsetzung von Projekten und Vernetzungsaktivitäten mit anderen Akteuren. Besonders hervorgehoben wurde die Rolle des Runden Tisches für internationale Berufsbildungszusammenarbeit, die damit einhergehende Entwicklung von Struktur, Systematik und Strategieprogrammen, die auf der operativen Ebene zu konkreten Outputs führten: aus Sicht des ZDH etwa Curricula-Aufbau, Unterstützung von kleinbetrieblichen Strukturen, Bündelung von Aktionssträngen in kooperativen Handwerkszusammenschlüssen u. ä.
Schlagwort der Stunde waren die „3 D“ – Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie, die aktuell als zentrale Faktoren des gesellschaftlichen Transformationsprozesses auch für die Berufsbildungszusammenarbeit Querschnittsthemen sind. Alle Panel-Teilnehmenden benannten konkrete programmatische Ansätze, diesen Herausforderungen zu begegnen
Mit dem Blick in die Zukunft zeigten alle Beiträge, dass die international geschätzte Kompetenz der deutschen Berufsbildung auch weiterhin gefragt ist, die Handlungslogik der Zusammenarbeit aber komplexer und vielschichtiger wird. Zur Motivation für das deutsche Engagement gehört der „Double Track“: Neben dem Unterstützungsangebot, Regierungen bei ihren Reformprozessen partnerschaftlich zur Seite zu stehen, habe Deutschland auch eigene Interessen. Die Fragen, wie Transformationsprozesse sozial verträglich ablaufen können, wie digitale Spaltungen zu verringern sind und wie Fachkräftegewinnung fair gestaltet werden kann, können nur gemeinsam beantwortet werden. Das heißt auch, für Impulse aus dem Ausland für das deutsche Aus- und Weiterbildungssystem offener zu werden. Und trotz aller Veränderungsprozesse bleiben Kernaufgaben die konkrete Ausgestaltung der betrieblichen Praxis und die Stärkung von Strukturen für eine attraktive Berufsbildung der Zukunft.
Erfolgreiche iBBZ-Projekte in der Warp-Konferenz
Nicht nur spannende Einblicke, sondern auch hilfreiche und inspirierende Impulse gaben die sieben Projekte, die von Akteuren der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit vorgestellt wurden.
Projekte der WARP-Konferenz
Vortragende: Sarina Thiele, AHK Athen & Romina Große, FIAP e.V.
Unterstützung und Capacitybuilding der griechischen Regionalbeiräte für Berufsbildung und pilothafte Entwicklung von Prozessmodellen zur Einbindung der Wirtschafts- und Sozialpartner bei der Planung, Organisation und Umsetzung der Berufsbildung
Global Skills Partnerships - Internationale Ausbildungswege als Türöffner
Vortragender: Björn Gruber, GIZ
Damit die Qualifikation der ausländischen Pflegekräfte in Deutschland zügig anerkannt wird, integrieren Partneruniversitäten zentrale Elemente der deutschen Krankenpflege-Ausbildung in ihre Curricula. Ebenso sind Hospitations- und Train-the-Trainer Programme fester Bestandteil des Konzepts der Global Skills Partnerships.
Weitere Informationen unter https://global-skills-partnerships.de
Vortagende: Dr. Susanne Franke, Don Bosco Mondo
Don Bosco Mondo baut weltweit Unternehmenskooperationen auf. Die Besonderheit des Ansatzes liegt in der langjährigen Zusammenarbeit, die eine Steuerung und standortgerechte Begleitung der Kooperationen mit Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung vor Ort aktiv umsetzen, ermöglicht.
Weitere Informationen und Kooperationsbeispiele unter www.don-bosco-mondo.de/sanitaerausbildung-schafft-zukunft
Unternehmensperspektive: www.grohe.com/de/corporate/ueber-grohe/sustainability/give-programm-fuer-angehende-installateure
Grünen Wasserstoff in Brasilien fördern (H2Brazil)
Vortragender: Christoph Büdke, GIZ
Das Projekt H2Brazil zielt darauf ab, die rechtlichen, institutionellen und technologischen Bedingungen für die Entwicklung eines Marktes für grünen Wasserstoff in Brasilien zu verbessern. Dafür arbeitet es in fünf Handlungsbereichen: Rahmenbedingungen, Verbreitung, Berufliche Bildung, Innovation und Markthochlauf. Das Projekt unterstützt brasilianische Partner bei der Ausarbeitung von Energieplanungsszenarien und fördert den Wissensaustausch mit Entscheidungsträger*innen. Im Bereich der Berufsbildung wird die Entwicklung von arbeitsmarktorientierten Bildungsinhalten, die Einrichtung von Ausbildungswerkstätten sowie professionelle Trainingsmaßnahmen in Technologien für grünen Wasserstoff durch die Ausbildung von Multiplikator*innen gefördert. Des Weiteren unterstützt das Projekt brasilianische Universitäten durch die Einrichtung von Laboren und den Austausch mit deutschen Universitäten. Darüber hinaus werden Innovationswettbewerbe auf dem Gebiet des grünen Wasserstoffs durchgeführt.
Weitere Informationen unter www.giz.de/de/weltweit/106138.html
Vortragende: Angelika Bartholomäi & Dr. Ferdinand Krings, Goethe-Institut Italien
Was Ist StartNet?
StartNet ist ein innovatives Projekt, das Schulen, Institutionen, Unternehmen, Jugendverbände und die Zivilgesellschaft an einen Tisch bringt, damit sie gemeinsam jungen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zur Arbeitswelt verschaffen und ihnen helfen, ihre Träume zu verwirklichen.
StartNet bewegt sich auf zwei Ebenen:
Regional: indem es die Partner aus den süditalienischen Regionen Apulien und der Basilikata in die Lage versetzt, gemeinsam vor Ort geeignete Instrumente für einen effizienten Übergang der Jugendlichen von der Schule in die Arbeitswelt zu schaffen.
Europa: StartNet Europe baut eine europäische Lernplattform auf, die die Möglichkeit zum fachlichen Austausch und Vernetzen mit anderen ähnlichen Initiativen in anderen europäischen Regionen bietet.
Unser Ziel ist es, ein funktionierendes System für den Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen, das bereits in der Grundschule beginnt und die Jugendlichen bis zum Einstieg in die Arbeitswelt begleitet. Das für sechs Jahre von der Stiftung Mercator und vom Goethe-Institut finanzierte Netzwerk StartNet hat im September 2017 seine Arbeit aufgenommen und in dieser Zeit 50.000 Schüler:innen, 1.500 Lehrkräfte, 100 Unternehmen erreicht. Es wird von den Goethe-Instituten in Rom und Brüssel koordiniert, die die Projektteams in Italien und Brüssel stellen.
Mission
StartNet setzt sich zum Ziel, auf systemische Art der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken und die Berufschancen junger Menschen in Apulien und der Basilikata zu verbessern. Dabei stützt es sich auf eine kontinuierliche Analyse des Arbeitsmarkts und berücksichtigt die lokalen Besonderheiten, die Welt der Schule und die Welt der Arbeit aneinander anzunähern und dabei die Stärken und Ressourcen in den Regionen auszubauen, eine gemeinsame Agenda zu entwickeln, die auf der nachhaltigen und mittelfristig angelegten Kooperation unterschiedlicher Akteure basiert und der Methode des Collective Impact folgt, einen europäischen Ansatz stärken, der auf sozialer Kohäsion und einem gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeit für alle basiert.
StartNet-Netzwerk Übergang Schule-Beruf ist eines der Projekte, die in der Joint Declaration of Intent der deutsch-italienischen interministeriellen Zusammenarbeit zur beruflichen Bildung der erwähnt wird.
Weitere Informationen unter www.start-net.org
Vortragende: Julia Olesen, GOVET
Seit 2019 kooperieren Deutschland und Ghana auf Grundlage einer Absichtserklärung in der Berufsbildung. GOVET begleitete die ghanaische Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET) und somit die Regierung bei umfassenden Reformen im Jahr 2020. Das ghanaische Berufsbildungssystem befindet sich seitdem in einem andauernden Veränderungsprozess. Vor dem Education Regulatory Bodies Act, der die Grundlage dazu bildet, war das System fragmentiert und zahlreichen Ministerien unterstellt. Die CTVET ist seit der Reform die zentrale ghanaische Berufsbildungsbehörde, die für die Steuerung, Weiterentwicklung und Überwachung des Berufsbildungssystems in Ghana zuständig ist. Ein wichtiges Erfolgsprodukt der Zusammenarbeit mit CTVET ist der erste eigenständig umgesetzte Datenreport zur Berufsbildung Ghanas, der erstmals eine systematische Einordnung des ghanaischen Berufsbildungssystems und seiner Elemente ermöglicht und somit auch Ansätze für Weiterentwicklungen bietet. Mit der Zusammenarbeit in der Berufsbildungsberichterstattung konnte GOVET im BIBB im Auftrag des BMBF ein stabiles Fundament für die Kooperation mit dem Bildungsministerium in Ghana und der Commission for TVET (CTVET) schaffen. Seit Frühjahr 2022 arbeitet CTVET mit Begleitung durch GOVET auch schon am zweiten Bericht, der 2023 erscheinen soll.
Weitere Informationen unter Ghana im GOVET-Länderportal
Experten ausbilden. Werte transportieren. Handwerk machen
Vortragender: Frank Tischner, Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf
In Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie dem Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) führt die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf (KH) seit 2019 das Projekt Beschäftigungsorientierte Qualifizierung im Handwerk in Jordanien durch. Dies ist Teil der 2014 ins Leben gerufenen BMZ-Sonderinitiative Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren, die eine schnelle und gezielte Reaktion auf die Herausforderungen der globalen Flüchtlingskrisen ermöglicht und so die Aufnahmeregionen effektiv unterstützt.
Um junge Menschen für die Ausbildung in einem Handwerksberuf zu begeistern wurde, gemeinsam mit einer deutschen und einer jordanischen Marketingagentur, eine Imagekampagne für das Handwerk in der Region Amman in Jordanien entwickelt. Diese startete 2020 mit großem Erfolg und ging in 2023 bereits in die zweite Phase.
Die KH unterstützt die jordanischen Partner tatkräftig in der Organisationsentwicklung und hat gemeinsam mit ihnen ein Kommunikations- und Schulungskonzept entwickelt. Hierzu waren drei Experten in vier Einsätzen – vor-Ort und online – im Einsatz.
Von großem Erfolg geprägt waren auch die Trainingsmaßnahmen im Gewerk der Bäcker. Die PTI Frauen konnten ihr Produktportfolio erweitern und somit neue Abnehmer der Waren in Jordanien finden.
Mit viel Leidenschaft ist die KH seit nunmehr 10 Jahren in vielen internationalen Projekte tätig. Nicht nur das fachliche Können der Gewerke wird hier mit den Partnern ausgetauscht, sondern auch die Kultur, das Verständnis und die inhärenten Werte des Handwerks
Weitere Informationen unter https://kh-international.de
Die Herausforderungen, mit denen sich die Akteure und Projektbetreuenden im In- und Ausland konfrontiert sehen, sind sehr heterogen. Sowohl nationale, regionale und kulturelle als auch sektorspezifische Faktoren und Rahmenbedingungen prägen die Berufsbildungszusammenarbeit sehr konkret. In seinem Schlusswort würdigte und wertschätzte GOVET-Leiter Dr. Ralf Hermann diese Kompetenz und das Engagement der Akteure in der iBBZ – auch auf Länderebene –, ob in betrieblichen, schulischen oder administrativen Zusammenhängen. Er konstatierte ein wertvolles und vertrauensvolles Miteinander der deutschen Akteure und plädierte dafür, langfristige Partnerschaften auf dieser Basis auszubauen und weiter in die Berufsbildungszusammenarbeit zu investieren. Mit Bezug auf die Keynote von Prof. Dr. Sabine Pfeiffer schloss er mit dem Appell, berufliche Bildung selbstbewusst als Motor gesellschaftlicher Transformation zu vertreten – in Deutschland und international.