Nachhaltigkeit greifbar machen – mit der VET Chain

Ohne entsprechend qualifizierte Fachkräfte wird die sozial-ökologische Transformation nicht gelingen. Für die Berufsbildung geht damit die Verantwortung einher, nachhaltigkeitsbezogene berufliche Kompetenzen zu fördern. Aber was heißt das konkret? Ein Ansatzpunkt zur Entwicklung nachhaltigkeitsfördernder Ausbildungskonzepte ist die Betrachtung ganzer Lieferketten wie z. B. „vom Korn zum Brot“.

Innerhalb der internationalen Abteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurde hierzu unter Federführung von GOVET ein interaktives Tool zur Visualisierung von Berufsbildung entlang der Lieferkette entwickelt. Motivation und Zielsetzung bei der Entwicklung war die Sensibilisierung nationaler wie internationaler Berufsbildungsakteure für diese Ausbildungssituationen, häufig im globalen Zusammenhang. Bei der Team-Arbeit mit dem Tool erhalten alle Involvierten – von Auszubildenden bis zur Bildungsplaner*in – wertvolle Impulse und Ansatzpunkte für ihre berufliche Praxis und bei der Konzipierung und Integration von Inhalten.

Auf der didacta hatten knapp 20 Teilnehmende erstmalig die Gelegenheit, das Tool in der Praxis zu testen und anzuwenden. In lebhaftem Austausch setzten sie sich mit Nachhaltigkeit in der Berufsbildung anhand einer exemplarischen Lieferkette (hier industrielle Brotherstellung) an verschiedenen dort angesiedelten Stationen auseinander. Durch die Simulation der Produktions- und Lieferkette und unter verschiedenen Fragestellungen und Perspektiven konnten die Workshop-Besucher*innen ein Verständnis für die Komplexität der Integration von Nachhaltigkeit in der Berufsbildung und Ideen zu konkreten Maßnahmen entwickeln. Deutlich wurden auch die vielfältigen Chancen, die in der Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Ausbildung liegen: Denkbar ist, bestimmte Ansätze und Konzepte (z. B. Ökolandbau) stärker in Betrieben und Berufsschulen zu thematisieren; ebenso könnte eine stärkere Sensibilisierung der Auszubildenden für die gesamte Lieferkette erreicht werden (z. B. durch einen Azubi-Austausch von Bäckereifachverkäufer*innen mit Landwirt*innen), auch betriebliche Praxisprojekte könnten das Thema in den Fokus nehmen (etwa die Berechnung des Energiebedarfs von Backöfen in Bäckereigroßbetrieben).

Die Teilnehmenden des Fach-Workshops, die aus unterschiedlichen nationalen und internationalen Kontexten stammten, erhalten somit als erste Multiplikator*innen der VET Chain die Möglichkeit, das interaktive Beratungstool auch in ihren eigenen Projekten oder Organisationen zum Einsatz zu bringen. Neben der thematischen Beschäftigung mit nachhaltiger Berufsbildung bietet VET Chain auch die Chance auf bereichernde Impulse für systemische Anpassungen in den jeweiligen Ausbildungsprozessen.