Südafrika: Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum der Kooperation
30.04.2024
Eine gerechte sozial-ökologische Transformation steht im Mittelpunkt der Entwicklungsstrategien in Südafrika und bildete in 2023 den Kern der bilateralen Berufsbildungszusammenarbeit mit dem Land.
Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Nachhaltigkeit durch die Zusammenarbeit mit Südafrika im Jahr 2023. Im Zentrum steht dabei das Bestreben, ökonomische, soziale und ökologische Verantwortung miteinander zu vereinbaren. Darum ging es auch Anfang Juni 2023 bei einer von GOVET durchgeführten Studienreise mit einer südafrikanischen Delegation mit fünfzehn Teilnehmenden in Berlin. GOVET führte die Studienreise im Rahmen der bilateralen Kooperation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem südafrikanischen Department of Higher Education (DHET) durch. Die Partner aus Bildungspolitik, Forschung und Berufsschulen gewannen Einblick in die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der beruflichen Bildung durch Betriebe, Kammern, Innungen und Berufsschulen. Ein bilateraler Workshop mit einem breiten nationalen Teilnehmerkreis und fachlichen Impulsen aus dem BBNE des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ermöglichte einen fundierten Austausch. Der Workshop diente auch der Vernetzung der Fachcommunities zu Nachhaltigkeits- und Berufsbildungsthemen aus beiden Ländern.
Berufliche Bildung für eine gerechte Transformation
Im südlichen Afrika steht die Frage nach einer gerechten sozial-ökologischen Transformation, einer „just transition“, im Zentrum der Entwicklungsstrategien. Führende Forscher aus dem Südlichen Afrika untersuchen, wie die berufliche Aus- und Weiterbildung eine nachhaltige und grüne Transformation befördern kann. Gleichzeitig geht es darum, der bestehenden sozialen Ungleichheit und der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Diese Themen wurden diskutiert beim internationalen Beitrag von GOVET zur re:publica 2023. Dr. Ralf Hermann, Leiter von GOVET, moderierte den Lightning Talk“ zu „Just Transition and TVET“ mit zwei Sprecher*innen aus dem Südlichen Afrika: Dr. Presha Ramsarup, die das Centre for Researching Education and Labour an der Universität Witwatersrand in Johannesburg leitet, und Dr. Charles Chikunda, Universität Zimbabwe, der derzeit das UNESCO-Programm „Nachhaltigkeit beginnt mit Lehrenden“ koordiniert.
Der Schwerpunkt Berufsbildung und Nachhaltigkeit trifft in beiden Ländern den Nerv der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung. Es ist für Südafrika wie für Deutschland gleichermaßen von Interesse, sich über die sozial gerechte Gestaltung einer ökologischen Transformation und über berufliche Kompetenzen in Schlüsselsektoren auszutauschen. Das werden wir künftig vertiefen.
Schwerpunkte in der bilateralen Kooperation in der Berufsbildung liegen für GOVET auf der Stärkung des Lehrpersonals und der Entwicklung von arbeitsbasierten Ausbildungsstandards. Kompetenzen für die digitale und nachhaltige Transformation von Arbeit und Gesellschaft stehen besonders im Fokus. Ebenso besteht Interesse am Austausch zu Kompetenzen im Bereich Grüner Wasserstoff.
Auch die Einführung eines beruflichen Pfades im sogenannten „Three Stream Model“ war ein Beratungsgebiet im vergangenen Jahr. Es geht dabei darum, an südafrikanischen Sekundarschulen berufliche Zweige einzuführen. GOVET arbeitete in diesem Zusammenhang mit der deutschen Botschaft und den deutschen Auslandsschulen zusammen.
Bilateraler Austausch vor Ort
Ein regelmäßiger Austausch der Akteure ist entscheidend für den Erfolg der bilateralen Kooperation. So fand Ende Juni im Vorfeld der Binationalen Kommission eine Reise von BMBF und GOVET nach Johannesburg/Pretoria und Kapstadt statt. Neben DHET und dem Quality Council for Trades and Occupations (QCTO) wurden mehrere Colleges, Einrichtungen der Berufsbildungsforschung, Sektor-Behörden und deutsche Partnereinrichtungen vor Ort besucht. Ein hybrider Runder Tisch ermöglichte Austausch und Vernetzung der deutschen Kooperationsakteure.
Das BMBF kooperiert seit 2013 mit seinem südafrikanischen Partnerministerium auf Basis ihrer gemeinsamen Absichtserklärung, die Ende Juni 2023 verlängert wurde. Zugleich bildete die Zusammenarbeit mehrerer Bundesressorts zu Berufsbildung und Beschäftigung ein eigenes Kapitel der Binationalen Kommission, die Ende Juni unter Führung der Außenministerinnen beider Länder zusammentraf. GOVET arbeitete maßgeblich an dessen inhaltlicher Ausgestaltung mit.