Fachthema 2023: Nachhaltigkeit in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit

Schwerpunkt der bilateralen Kooperationen, die GOVET für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begleitet, ist die bedarfsgerechte Systemberatung. Zunehmend werden hier aber auch die Querschnittsthemen der gesellschaftlichen Transformation – seit einiger Zeit als „3 D’s“ (Dekar­bonisierung, Digitalisierung, Demographie) im internationalen Diskurs – sowie die flankierenden Liefer- und Wertschöpfungsketten nachgefragt.

Internationale Gesamtschau zur Nachhaltigkeit in der Berufsbildung

Auf Basis dieser globalen Bedarfslage sammelte GOVET 2023 Projektansätze, Best-Practice-Beispiele, Impulse und formulierte Bedarfe nationaler wie internationaler Partnerorganisationen und Expert*innen zur Nachhaltigkeit im Kontext der beruflichen Bildung. Dabei galt insbesondere den heterogenen Perspektiven und Strategien einer gerechten Transformation in den jeweiligen Länderkontexten erhöhtes Augenmerk. Die Ergebnisse der internationalen Zusammenschau werden aktuell in einer Publikation des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) gebündelt, die im ersten Halbjahr 2024 erscheinen wird. Praktische Erfahrungen der schulischen und betrieblichen Ausbildung fließen hier ebenfalls reflexiv ein.

Ein Großteil der vorgestellten Beispiele entspringt den Kontexten der Beratungsarbeit GOVETs in den Ländern, mit denen das BMBF Kooperationsvereinbarungen in der beruflichen Bildung getroffen hat. Hier konnte GOVET beobachten, wie die Integration nachhaltiger Entwicklung in die Aus- und Weiterbildung in vielen Ländern trotz unter­schiedlicher Ansätze und Rahmenbedingungen Priorität hat – dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines zumindest perspektivischen Fachkräftemangels mit Blick auf klimatische und demographische Zukunftsherausforderungen. Die Berufsbildung ist dabei – in Deutschland wie international – ein wichtiger Baustein für die gesellschaftlichen und wirt­schaftlichen Übergangsprozesse im Kontext von künstlicher Intelligenz, digitaler Transformation, neuen Techno­logien und Innovationen.

Die Gesamtschau zeigt, wie essentiell eine ganzheitliche und vernetzte Themenbearbeitung bei aller Heterogenität der Länder für ein globales Miteinander und für Synergiebildung und -nutzung im Bereich „Green TVET“ ist. Die Begegnung von Forschung, Praxis und Politik im internationalen Austausch ermöglicht auch Einsichten in Nachhaltigkeits-Ansätze im Ausland im Hinblick auf mögliche Impulse für die Berufsbildung und Transformation in Deutschland.

Akzente zur Berufsbildung für Nachhaltige Entwicklung in und aus den Länderkooperationen

2022 und 2023 führte GOVET Fach-Workshops mit hoher Nachfrage zum Thema „Nachhaltigkeit in der Berufsbildung“ mit Costa Rica, Ghana und Südafrika durch. An die Ende 2022 von GOVET organisierte Studienreise für Wasser­management-Expert*innen aus sechs afrikanischen Ländern konnte in Ghana 2023 eine Folgeveranstaltung mit nationalen Akteuren vor Ort anknüpfen. Diese legte den Grundstein für eine Vernetzung von Stakeholdern im Land, die inzwischen in Planungen für nationale Curriculumsentwicklungen für system- und zukunftsrelevante Berufe in der Wasserwirtschaft mündete. In Deutschland sind die umwelttechnischen Berufe 2022 im Zuge von Klimawandel und gesellschaftlicher Transformation modernisiert worden.

Ein weiteres Folgeprodukt aus der Expertise, die GOVET in den vergangenen Jahren im Bereich Nachhaltigkeit in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ) aufgebaut hat, ist die Entwicklung des interaktiven Beratungstools „Nachhaltige Berufs­bildung entlang von Lieferketten“: „VET Chain“ wird 2024 in der iBBZ zum Einsatz kommen.

Mit Südafrika setzte GOVET 2023 Akzente zur Berufsbildung für Nachhaltige Entwicklung mit Fokus auf die „just transition“. Für das Land hat die sozial verantwortliche Transformation zur post-karbonen Wirtschaft einen zentralen Stellenwert. Auf der re:publica23 brachte GOVET einen viel beachteten Lightning Talk mit zwei Koryphäen der Forschung und Entwicklung zu Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung Südafrikas an den Start (vgl. Kooperation Südafrika 2023). Sie setzen sich mit innovativer Forschung für die Gestaltung des nationalen Transformationsprozesses ein.

Expertise zum Thema Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung holten sich die Teilnehmenden der Studienreise einer südafrikanischen Delegation, die GOVET im Juni 2023 organisierte. Die Partner aus Bildungs­politik, Forschung und Berufsschulen nahmen vor allem konkrete Umsetzungsszenarien von Nach­haltigkeits­zielen in der beruflichen Praxis und Infrastruktur mit. Ein bilateraler Work­shop, auch mit BIBB-Expertise zur BBNE, stellte ein fachliches Highlight dar und ermöglichte einen Austausch, der weitergeführt werden soll.

Just Energy transition – Best practice und Fachwissen zum Thema

Aus Südafrika kam auch viel fachlicher Input beim Fachseminar Energy Transition - Beschäftigungs- und Fachkräftesicherung durch Aus- und Weiterbildung Ende des Jahres. Best Practice, Strategien, und viel Know-How zu Prinzipien und Wirkungsweisen einer gelingenden „Just Energy Transition“ wurden in der Vorstellung verschiedener internationaler Ansätze vermittelt. Sie bedeuten im Ergebnis die Schaffung würdiger Beschäftigung in neuen Sektoren – etwa im Bereich Elektromobilität, grüner Wasserstoff und erneuerbaren Energien. Für andere kohleabhängige Länder können Nationen wie Südafrika mit diesem Transformationsprozess eine wichtige Signal- und Leuchtturmwirkung haben und internationale Impulse setzen. In Ländern wie Kenia ist zudem über eine zielgerichtete Qualifizierung bzw. Einbeziehung des informellen Sektors und die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen großes Potenzial erkennbar. Schon jetzt stammen 86,4 Prozent der Energie des Landes aus erneuerbaren Ressourcen wie Geothermie.

GOVET unterstützte 2023 die Vernetzung und das Voneinander-Lernen der nationalen und internationalen Akteure zum stark nachgefragten Thema „Nachhaltigkeit in der Berufsbildung“ – durch Formate wie das Fachseminar, Fach-Workshops, die Information und Begleitung zahlreicher Delegationen und die Vermittlung eigener und externer Expertise.