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Gastbeitrag: Deutsche Berufsbildungskooperation setzt Impulse zur Stärkung der Arbeitskräftesituation und zur Förderung einer florierenden Wirtschaft

20.06.2024

Ein einwöchiger Besuch von Führungskräften des Wisconsin Department of Workforce Development, des Milwaukee Area Technical College und der University of Wisconsin–Milwaukee in Bonn, Koblenz und Berlin inspiriert neue Strategien zur Förderung der Berufsausbildung auf beiden Seiten des Atlantiks.

David Polk, Leiter des DWD-Apprenticeship Bureaus, lässt einen Roboterball durch einen Hindernisparcours laufen, der von Auszubildenden bei Siemens Energy in Berlin entworfen wurde. Das Engagement von Siemens für die Berufsausbildung ermöglicht den Auszubildenden, Programmier-, Design- und Fertigungsfähigkeiten während ihrer Ausbildung zu erwerben.

„Wisconsin hat 1911 das erste Berufsausbildungsgesetz des Landes verabschiedet und ist bis heute national führend mit einem Ausbildungsmodell, das dem deutschen ähnelt. Auch in Wisconsin werden Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihre Auszubildenden sowohl für die Arbeitszeit als auch für die Zeit im Klassenzimmer zu bezahlen”, so Amy Pechacek, Sekretärin des Department of Workforce Development und Leiterin der Delegation aus Wisconsin. „Während die Teilnahme an den registrierten Berufsausbildungsprogrammen und speziellen Jugendausbildungsprogrammen weiterhin Rekorde bricht, wissen wir auch, dass ein noch breiterer Zugang zu Ausbildungsstellen die Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitskräfte im Bundesstaat weiter steigern wird. Dies wird dann in der Folge sowohl den Arbeitnehmer*innen und ihren Familien, als auch den Arbeitgebern und Gemeinden zugutekommen.“

Laut Pechacek zeige die laufende Zusammenarbeit mit Deutschland das Engagement der Evers-Regierung für eine qualitativ hochwertige Berufsbildung, die zu Arbeitsplätzen mit auskömmlichem Einkommen und Arbeitskräften mit arbeitsmarktgerechten Qualifikationen führt. Um den Zugang zur Berufsausbildung weiter zu auszubauen und die Arbeitskräfte in Wisconsin für das 21. Jahrhundert und darüber hinaus zu stärken, haben das DWD und seine Partner sechs Schlüsselstrategien aus dem Austausch identifiziert, die mit einer Vielzahl von Partnern weiter untersucht werden sollten. Die Konzepte beinhalten:

  • Start einer Initiative für digitale Technologien als Teil eines erweiterten Wisconsin-Fast-Forward-Zuschussprogramms für technische Hochschulen. Wisconsin Fast Forward bietet derzeit Finanzmittel für betriebliche Mitarbeiter*innenschulungen und unterstützt lokale Schulbezirke bei der Anschaffung von Materialien für berufsbildenden Unterricht. Die geplante neue Initiative würde gezielt technische Hochschulen in ihrem Bestreben unterstützen, den Bedarf lokaler Arbeitgeber mit Arbeitskräften zu decken, die in den neuesten digitalen Technologien geschult sind - einschließlich generativer künstlicher Intelligenz.
  • Förderung „durchlässiger” Aufstiegsmöglichkeiten durch Ausbildung. Viele Ausbildungspfade bieten spannende Karrieremöglichkeiten, die durch ein vierjähriges Bachelor- oder Masterstudium noch verbessert werden könnten. Die verschiedenen miteinander verbundenen Wege um von einer Berufsausbildung in Führungspositionen zu gelangen, müssen jedoch noch weitläufiger bekannt gemacht werden. Es sind verstärkt Programmentwicklungen und -angebote erforderlich, um die Teilnahme an Ausbildungsprogrammen der verschiedensten Berufsbereiche zu erhöhen.
  • Verstärkte Unterstützung für die von lokalen Schulbezirken angebotenen Möglichkeiten schulbegleitenden Studiums. Landesweit bieten technische Hochschulen Schüler*innen der Sekundarstufe II bereits während ihrer Schullaufbahn die Möglichkeit, sich parallel zur High-School an einer Hochschule einzuschreiben. Für eine Vielzahl von berufs- und fachbezogenen Bildungskursen können so bereits während der Schulzeit Studien-Credits erworben werden, um diese in einem späteren Studium anrechnen zu lassen. Die Kosten für die Teilnahme an einigen Kursen überschreiten jedoch häufig die finanziellen Möglichkeiten der lokalen Schulbezirke. Das Ziel dieser Initiative besteht folglich darin, mit Partnern zusammenzuarbeiten, um den Zugang zu Doppeleinschreibungen landesweit zu erweitern.
  • Unterstützung für die Schulung von Berufsberater*innen der Schulen im Rahmen von Youth Career Connection. Ein mangelndes Bewusstsein von Karriereberater*innen der Schulen für die Vorteile von Berufsausbildungen kann die Teilnahme von genau den Schüler*innen, die am meisten von diesen Programmen profitieren könnten, behindern. Ein besseres Verständnis der Berufsausbildung bei Berufsberater*innen und Lehrer*innen in MINT-Fächern könnte die Karrierechancen von Schüler*innen erheblich verbessern und gleichzeitig die Herausforderungen des lokalen Arbeitsmarkts angehen.
  • Ausbau der Unterstützungsangebote und Vermittlung von Ausbildungsplätzen für Flüchtlinge und Einwanderer. Der Arbeitsmarkt in Wisconsin wird durch demografische Trends eingeschränkt, die sich seit Jahrzehnten abzeichnen, unter anderem das Altern und der Ruhestand der Babyboomer Generation und die historisch niedrige Zuwanderung. Arbeitgeber in Wisconsin könnten sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem sie qualifizierte und erfahrene Flüchtlinge und Einwanderer dabei unterstützen, die Qualitätsstandards von Wisconsin zu erreichen. Ausbildungsplätze könnten so gezielt genutzt werden, um auf den vorhandenen Fähigkeiten der Flüchtlinge aufzubauen.
  • Forschung zur Ermittlung möglicher einstellungs- und generationsbedingter Hindernisse für die Berufsausbildung. Anekdotische Beweise aus Deutschland und Wisconsin deuten darauf hin, dass eine negative und uninformierte Einstellung des Elternhauses im Hinblick auf Berufsausbildung zu einer niedrigen Ausbildungsbeteiligung junger Erwachsener führen kann. Das Forschungsprojekt würde eine Langzeitstudie über die Einstellung und das Engagement in Bezug auf die Berufsausbildung in Wisconsin (und möglicherweise in Deutschland) umfassen, die als Grundlage für weitere Informations- und Aufklärungsmaßnahmen dienen könnte, um Familien mit Berufsausbildungsangeboten in Kontakt zu bringen.
Die Auszubildenden lernen Verdrahtung bei der Handwerkskammer Berlin. Die Auszubildenden sind bei kleinen bis mittelgroßen deutschen Unternehmen angestellt. Ihre Teilnahme an der Ausbildung im Ausbildungszentrum ist Teil der gemeinsamen Bemühungen, ein einheitliches, hohes Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte zu erreichen.

Der Wisconsin-Austausch nach Deutschland wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) gefördert. Neben dem Besuch der Bundesbehörden traf die fünfköpfige Delegation aus Wisconsin mit regionalen Arbeitgebern und Ausbildungseinrichtungen zusammen: darunter Siemens Energy, AEMtec, die Handwerkskammer Koblenz, LIFE – Bildung, Umwelt, Chancengleichheit e.V., die Handwerkskammer Berlin, der Deutsche Gewerkschaftsbund und das Oberstufenzentrum (OSZ) Kraftfahrzeugtechnik Berlin.

Für weitere Informationen über die Delegation siehe unten *

Organisiert von den deutschen Kollegen Hermann Nehls, Projektleiter, und Dr. Hannelore Kress, leitende technische Beraterin bei GOVET, umfasste die Delegation aus Wisconsin: DWD-Sekretärin Amy Pechacek, stellvertretende DWD-Sekretärin Jennifer Sereno, DWD-Abteilungsleiterin für Beschäftigung und Ausbildung (Division of Employment and Training Administrator) Michele Carter, DWD-Leiter des Ausbildungsbüros David Polk, Direktor für Berufsausbildung am Milwaukee Area Technical College Dave Stuart und Direktor des Institute of World Affairs der UW–Milwaukee Doug Savage.

Der Besuch knüpft an deutsche Besuche in Wisconsin in den Jahren 2018, 2021 und 2022 sowie an einen Besuch Wisconsins in Deutschland im Jahr 2020 an.

2023 verzeichnete Wisconsin ein Rekordhoch von 16.384 registrierten Auszubildenden mit einer der hohen Beteiligung von mehr als 2.900 Arbeitgebern. Im Schuljahr 2022-23 wurde eine Rekordzahl von 8.357 jugendlichen Auszubildenden mit einem Höchststand von 5.719 teilnehmenden Arbeitgebern registriert. Das Berufsausbildungsangebot in Wisconsin umfasst mehr als 180 aktive Berufe, die eine Reihe von verschiedenen Beschäftigungssektoren abdecken. Während das Baugewerbe und die verarbeitende Industrie die meisten Teilnehmer*innen anziehen, erfreuen sich auch neue Angebote in den Bereichen Gesundheit, Lehre, IT und Umwelt zunehmender Beliebtheit.

Die Berufsausbildung in Wisconsin umfasst eine Ausbildung am Arbeitsplatz und eine zusätzliche Ausbildung im Klassenzimmer. In den ersten beiden Lehrjahren müssen alle Auszubildende mindestens 144 Unterrichtsstunden absolvieren. Dauert die Ausbildung länger als zwei Jahre, müssen die Auszubildenden mindestens an 400 Stunden begleitendem Unterricht teilnehmen.

Mehr Informationen zur Berufsausbildung in Wisconsin

*Von links nach rechts, Dr. Hannelore Kress, Projektleiterin, GOVET, Hermann Nehls, Projektleiter des deutschen Auszubildendenaustauschs (DGB), zusammen mit den Mitgliedern der Delegation aus Wisconsin: DWD-Sekretärin Amy Pechacek, DWD-Leiter des Ausbildungsbüros David Polk, stellvertretende DWD-Sekretärin Jennifer Sereno, DWD-Abteilungsleiterin für Beschäftigung und Ausbildung (Division of Employment and Training Administrator) Michele Carter, Direktor für Berufssausbildung am Milwaukee Area Technical College Dave Stuart und Direktor des Institute of World Affairs der UW–Milwaukee Doug Savage.