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Ergebnisse der Denkfabrik für transnationale Skills Partnerships

26.06.2024

Mit ihrer Abschlusskonferenz in Berlin endete die „Denkfabrik für transnationale Skills Partnerships“. Die Ergebnisse aus dem anderthalb Jahre andauernden Prozess wurden dem Fachpublikum und der Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze vorgestellt. GOVET und das BIBB wirkten in dem Prozess mit.

Ein Mann mit Mikrofon und eine Frau, die sich Notizen macht, sitzen auf einem Posium bei einer Konferenz, im Hintergrund eine Folie mit der Aufschrift "Berufsbildungszusammenarbeit und transnationale Skills Partnerships

Mit Blick auf den prognostizierten Fachkräftemangel sind sogenannte transnationale Skills Partnerships ein vielversprechender Ansatz der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ). Sie haben das Potenzial, Erwerbsmigration sozial und ressourcenorientiert gerechter zu machen und gleichzeitig die Möglichkeiten der Skalierung zu verbessern. Sie sind partnerschaftliche Ansätze, die auf bilateralen Abkommen unter Beteiligung öffentlicher und privater Institutionen beruhen und Nutzeneffekte für alle Beteiligten generieren sollen. Transnationale Skills Partnerships wurden 2018 in den Migrationspakt der Vereinten Nationen aufgenommen und finden sich auch in der Fachkräftestrategie der Bundesregierung aus 2022 wieder.

Denkfabrik für transnationale Ausbildungspartnerschaften

Ende 2022 initiierte die Bertelsmann Stiftung die „Denkfabrik für transnationale Skills Partnerships“.  In der Denkfabrik wurden Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengebracht, um den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu unterstützen und Ideen für die Verbesserung der Rahmenbedingungen solcher Partnerschaften zu erarbeiten. Im Rahmen mehrerer Fachworkshops wurden unter anderem Herausforderungen und Strategien im Kontext von u. a. Vorbereitung und Integrationsmanagement, Sprachqualifizierung, Berufsanerkennung, Qualifizierung und Finanzierung sowie Politikkohärenz thematisiert. Das BIBB wurde in diesem Prozess durch Sepehr Shahin, Fachexperte bei GOVET und Alexander Studthoff aus dem Arbeitsbereich „Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen“ bei der Denkfabrik vertreten.

Grafik, die den Arbeitsprozess und Zeitplan der Denkfabrik für transnationale Skills Partnerships erklärt

Bei der Abschlusskonferenz am 21.05.2024 wurden die Arbeitsergebnisse sowie die Handlungsempfehlungen im Rahmen von Keynotes, Breakout-Sessions und Panels vorgestellt und diskutiert. Bundesministerin für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit Svenja Schulze betonte in ihrer Keynote die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements der deutschen Wirtschaft und einer engeren Zusammenarbeit mit der Entwicklungszusammenarbeit. Um dies zu unterstützen, kündigte die Bundesentwicklungsministerin „eine neue Allianz mit der Wirtschaft, um Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland im Sinne eines dreifachen Gewinns gemeinsam zu gestalten und auszubauen“ an.

Panel zu internationaler Berufsbildungszusammenarbeit

Internationale Berufsbildungszusammenarbeit war ein zentrales Thema der Denkfabrik, welches bei der Abschlusskonferenz im Panel „Kapazitätsausbau in Partnerländern durch Berufsbildungspartnerschaften“ aufgegriffen wurde. In seinem Impulsvortrag stellte GOVET-Fachreferent Sepehr Shahin die Rolle der iBBZ und die Schnittstelle zur Fachkräftemigration vor: „Gute berufliche Qualifizierung ist ein Schlüsselfaktor für Skills Partnerships. So zu qualifizieren, dass junge Menschen einen Platz auf dem Arbeitsmarkt im Zielland sowie im Herkunftsland finden, anerkannt werden und Karriereperspektiven entwickeln, ist eine wichtige Aufgabe. Sie ist aber auch voraussetzungsreich und erfordert viel Knowhow.“ Die internationale Berufsbildungszusammenarbeit biete bereits Governance-Strukturen, unterstützende Prozesse zur Abstimmung und Umsetzung von Vorhaben und Projekten sowie Knowhow in der beruflichen Qualifizierung. Bereits existierende Instrumente sollten einerseits berücksichtigt werden, gleichzeitig böten sie viele Potenziale für die Gestaltung von transnationalen Skills Partnerships.

Eine Frau mit zwei Männern spricht gestikulierend auf dem Podium

Die Rolle des BIBB und der iBBZ waren auch ein Fokusthema beim letzten Panel des Tages, in dem Birgit Thomann, Leiterin der Abteilung „Berufsbildung International“ für das BIBB teilnahm. Birgit Thomann hob den Wissenstransfer zu dualer Berufsbildung ins Ausland hervor und verwies auf die fünf Erfolgsfaktoren der dualen Berufsbildung. Diese stünden für die DNA der deutschen Berufsbildung und damit auch für das gemeinsame Verständnis der dualen Berufsbildung, welches die deutschen Akteure der iBBZ ins Ausland tragen. Hinsichtlich existierender Instrumente der iBBZ betonte Birgit Thomann, dass es sinnvoll sei, zu prüfen, welche Möglichkeiten es bereits gebe, und, dass es nicht immer notwendig sei, das Rad neu zu erfinden. In Ihrem Abschlussstatement unterstrich Birgit Thomann die Chance für Deutschland, durch fair gestaltete Migration einen komparativen Vorteil im weltweiten Wettbewerb um Fachkräfte zu erhalten und somit international langfristige und produktive Partnerschaften aufzubauen.

Ergebnisse

Im Rahmen der Denkfabrik verfassten Sepehr Shahin und Birgit Thomann zur Rolle der iBBZ und Schnittstellen zur Erwerbsmigration sowie zu bereits existierendem Knowhow, Strukturen und Prozessen das Essay „Berufliche Qualifizierung in transnationalen Skills Partnerships – Erfahrungen aus der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit nutzen“.  Zur Rolle der Berufsanerkennung verfasste Alexander Studthoff in diesem Zuge das Essay „Die „Skills“ in Skills Partnerships sichtbar machen: Welche Rolle soll die Anerkennung ausländischer Qualifikationen spielen?“. Beide Essays wurden im Sammelband zur Denkfabrik „Fachkräftemigration fair gestalten durch transnationale Skills Partnerships“ veröffentlicht, welcher Expertisen aus der Denkfabrik bündelt. Die Ergebnisse der Denkfabrik wurden zudem in einem Abschlussbericht sowie in mehreren Themendossiers festgehalten.

Literatur zu Skills Partnerships

Fachkräftemigration fair gestalten durch transnationale Skills Partnerships – Bertelsmann Stiftung - Sammelband zur Denkfabrik

Migration that works for everyone: The Global Skill Partnership model – Center for Global Development (CGD) - die Seite beschreibt das Konzept der Global Skill Partnerships (EN)

A Tool to Implement the Global Compact for Migration: Ten Key Steps for Building Global Skill Partnerships – Michael Clemens und Kate Gough. Ein praxisorientierter Leitfaden, der zehn Schritte zur Implementierung von Global Skill Partnerships beschreibt, basierend auf Erfahrungen und Erkenntnissen aus bestehenden Projekten​ Center For Global Development (EN)

Global Skills Partnerships – Overview - Global Skill Partnerships | Center For Global Development

Transnationale Skills Partnerships etablieren – Bertelsmann Stiftung - diese Studie analysiert bestehende Skills Partnerships anhand konkreter Fallstudien und entwickelt eine Typologie, die hilft, die verschiedenen Formen von Partnerschaften besser zu verstehen.​