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„Ohne Unternehmen keine duale Ausbildung!“

Der Titel dieses Artikels ist mittlerweile ein wichtiger Leitsatz für die duale Ausbildung in Costa Rica und ein Kernthema in der bilateralen Kooperation mit dem Land. Er führte zu einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe in mehreren costa-ricanischen Städten, bei der gezielt Unternehmen zur dualen Berufsbildung informiert wurden. GOVET war mit vor Ort.

Das costa-ricanische Berufsbildungssystem bietet seit nunmehr knapp zweieinhalb Jahren auch die Möglichkeit der dualen Berufsbildung. Am Anfang umfasste das Angebot vor allem den Bereich der industriellen Wartung, Elektronik sowie Webdesign. Mittlerweile gibt es über zwanzig Ausbildungsprogramme, die Unternehmen gemeinsam mit Bildungseinrichtungen des Bildungsministeriums (Ministerio de Educación Pública, MEP) und INA (Instituto Nacional de Aprendizaje) auf verschiedenen Stufen des nationalen Qualifikationsrahmens anbieten können.

GOVET berät die Arbeitsgruppe der Berufsbildungskommission CAP (Comisión Asesora y Promotora de la EFTP Dual) seit ihrer Entstehung vor vier Jahren. In der aktuellen Phase ist die größte Herausforderung, weitere Unternehmen zu gewinnen, die sich an der dualen Berufsbildung beteiligen möchten.

Treffen mit costa-ricanischen Partnerinnen und Partnern von EFTP Dual

Und dies erfordert gezielte Beratungsarbeit, um möglichen Zweifeln auf Seite der Unternehmen zu begegnen. Denn duale Ausbildung stellt für Unternehmen ein ganz neues und unbekanntes Themenfeld dar, was zunächst zusätzlichen Aufwand bedeutet und auch Unsicherheiten mit sich bringt. Darüber hinaus stellt die Notwendigkeit von Investitionen für die Unternehmen ein Hindernis dar:

  • Unternehmen müssen die Ausbilder*innen für die Ausbildereignungskurse freistellen;
  • sie müssen abhängig von der Unternehmensgröße eine Zahlung in einen Stipendienfond leisten, die etwa 250 Euro monatlich pro Auszubildenden beträgt;
  • zusätzlich müssen Unternehmen eine Arbeitsschutzrisikoversicherung abschließen, die etwa 30 Euro pro Jahr beträgt.

Um für interessierte Unternehmen eine Plattform für Austausch zu bieten, organisierte GOVET zusammen mit der Berufsbildungskommission eine Veranstaltungsreihe in den Städten Santa Cruz, Liberia, La Fortuna und San José. Insgesamt kamen über hundert Teilnehmende aus Wirtschaft und Bildung zusammen, um sich über die duale Ausbildung in Costa Rica zu informieren. Julia Olesen, GOVET, stellte Kosten und Nutzen der dualen Ausbildung basierend auf den deutschen Erfahrungen gegenüber und verdeutlichte, dass Unternehmen langfristig von der dualen Ausbildung profitieren.

Beispiel dualer Ausbildung in der Hotelbranche in Costa Rica

In Costa Rica beteiligen sich mittlerweile über vierzig Unternehmen an der dualen Ausbildung – und sie sind davon überzeugt. Sehr eindrücklich ist z. B. die Erfahrung von dem Luxusresort Hotel WestIn Reserva Conchal an der Pazifikküste, wo seit über zehn Jahren dual ausgebildet wird und seit zwei Jahren auch gemäß der dualen Gesetzgebung in Costa Rica. Im Hotel hat sich eine duale Unternehmenskultur entwickelt und zahlreiche Absolvent*innen aus früheren Generationen arbeiten noch immer im Betrieb und bilden nun Nachwuchsfachkräfte aus. Aus Sicht der Geschäftsführung und Gabriela Meza, Leiterin für Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeit ist duale Berufsbildung ein echter Erfolgsfaktor:

Anfangs haben wir die Ausbildung bei WestIn Reserva Conchal als Maßnahme im Bereich Corporate Social Responsibility eingeführt, doch mit den Jahren ist es bei uns zur Unternehmenskultur geworden und nun fester Bestandteil unserer Personalgewinnungsstrategie.

Gabriela Meza, Leiterin für Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeit, Hotel WestIn Reserva Conchal

Auch bestätigte das Unternehmen SMC Ltd., ansässig in der Freihandelszone Coyol, dass sie im nächsten Jahr natürlich wieder Auszubildende aufnehmen würden. Andere Unternehmen, wie der Backwarenhersteller Pozuelo, haben bereits mehrere Gruppen von Auszubildenden empfangen.

Die wachsende Zahl an Unternehmen und die positiven Rückmeldungen zeigen, dass die duale Ausbildung in Costa Rica zunehmend als Modell zur Fachkräftesicherung und zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung anerkannt wird.