Transatlantisches Webinar zur praxisorientierten Ausbildung
19.12.2024
Am 19. November kamen führende Expertinnen und Experten aus Deutschland und den USA in einem Webinar zusammen, um über zukunftsweisende Ansätze in der beruflichen Bildung zu diskutieren. Im Fokus standen Themen wie lebenslanges Lernen, Nachhaltigkeit und der Einsatz von KI in der Ausbildung.
Das virtuelle Austauschformat „Advancing Apprenticeship: An International Collaboration“ bot am 19.11.2024 eine Plattform für Vertreter des US-Arbeitsministeriums, des Bundesstaates Wisconsin und führender deutscher Institutionen. Mit dabei waren hochrangige Redner wie der deutsche Generalkonsul Michael Ahrens, Mike Qualter vom US-Arbeitsministerium, Wisconsins Arbeitsministerin Amy Pechacek, Prof. Dr. Hubert Ertl (Vizepräsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, BIBB), Michele Carter (DWD-Abteilungsleiterin für Beschäftigung und Ausbildung), Prof. Dr. Henning Klaffke von der Beruflichen Hochschule Hamburg und David Polk, Direktor des DWD Apprenticeship Bureau.
Eine Tradition, die verbindet
Die USA blicken auf eine beeindruckende Geschichte der Lehrlingsausbildung zurück, die bis ins Jahr 1911 reicht. Mit dem ersten Lehrlingsausbildungsgesetz wurden Standards geschaffen, die Arbeitgeber bis heute verpflichten, ihre Lehrlinge sowohl für praktische Arbeit als auch für die Zeit im Klassenzimmer zu entlohnen. „Unsere Lehrlingsprogramme sind ein Erfolg – zum dritten Jahr in Folge sehen wir steigende Teilnehmerzahlen“, erklärte Amy Pechacek mit Stolz. Der „Inflation Reduction Act“, der Investitionen in Infrastruktur, Wohnungsbau, Kinderbetreuung und Elternzeit unterstützt, habe wesentlich dazu beigetragen, die Ausbildungsprogramme voranzubringen und das Fachkräftepotential des Bundesstaates besser auszuschöpfen. „Die Grenzen zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung verschwimmen zunehmend“, betonte Dirk Schulz vom deutschen Generalkonsulat im Mittleren Westen. Besonders der Einsatz von künstlicher Intelligenz und neuen Technologien eröffne spannende Perspektiven.
Mike Qualter aus dem US-Arbeitsministerium lobte den intensiven Dialog zwischen den Ländern und hob die Bedeutung der „Nationalen Woche der Berufsausbildung“ hervor, die in den USA bereits zum zehnten Mal stattfand.
Michele Carter und David Polk aus Wisconsin betonten, wie wichtig es sei, Unternehmen zu ermutigen, in Talente zu investieren. Dies sei der Schlüssel zur Entwicklung einer starken und zukunftsfähigen Belegschaft.
Ein weiterer inspirierender Beitrag kam von Prof. Dr. Hubert Ertl, der auf den amerikanischen Philosophen John Dewey verwies. Deweys Vision von Bildung in der Demokratie legt den Fokus auf die Förderung von kritischem Denken und gesellschaftlichem Nutzen. Ertl unterstrich, dass Bildung in der modernen Welt auf Zusammenarbeit und die Überwindung von isoliertem „Silo-Denken“ angewiesen sei. Dazu passend stellte Prof. Dr. Henning Klaffke das innovative Hamburger Modell der Beruflichen Hochschule vor. Sein Vortrag führte zu einer lebhaften Diskussion unter den 60 Teilnehmenden. Klar wurde: Die berufliche Ausbildung muss flexibel und nachhaltig gestaltet sein, um den Anforderungen einer globalisierten Welt gerecht zu werden. „Lebenslanges Lernen, der Umgang mit Desinformation und die Integration von kurzen, praxisorientierten Qualifizierungen sind entscheidend“, betonte Klaffke. Besonders spannend sei der Umgang mit KI und deren Potenzial, aber auch die Risiken – wie sogenannte „KI-Halluzinationen“.
Rekordzahlen in Wisconsin
2023 war ein Rekordjahr für Wisconsin: 16.384 registrierte Auszubildende und über 2.900 teilnehmende Arbeitgeber zeigen den Erfolg der Programme. Besonders bei Jugendlichen gab es mit 8.357 Teilnehmenden und 5.719 Arbeitgebern eine hohe Beteiligung.
Das breite Angebot an Ausbildungsberufen – über 180 verschiedene Berufe in zahlreichen Branchen – reicht von Bauwesen und Industrie bis hin zu wachsenden Bereichen wie Gesundheit, IT, Lehre und Umwelt.
Weitere Informationen zu Wisconsins Ausbildungsprogrammen finden Sie hier: Wisconsin Apprenticeship.