Daten als Schlüssel zur Berufsbildung: Ghanaische Delegation zu Besuch bei GOVET und BIBB
Wie gut funktioniert ein Berufsbildungssystem? Daten und ihre Analyse geben darauf Antworten. Das Thema Datenreporting stand im Zentrum eines Delegationsbesuchs aus Ghana. Im April 2025 empfing GOVET eine hochrangige Delegation für einen einwöchigen Austausch.

Daten sind die Grundlage für fundierte Entscheidungen in der Berufsbildungspolitik. Wie lassen sich Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt besser prognostizieren? Welche Maßnahmen helfen jungen Menschen, den passenden Beruf zu finden?
Diese Fragen standen im Zentrum des Delegationsbesuchs einer hochrangigen Gruppe aus Ghana bei der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation im BIBB (GOVET) im April 2025. Die Gruppe wurde geleitet von Zakaria Sulemana, Direktor der ghanaischen Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET), und setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern des Bildungsministeriums (Ministry of Education, MoE) und CTVET.

Gemeinsam mit deutschen Partnerinstitutionen wurden in der einwöchigen Studienreise Ansätze zur Berufsbildungsberichterstattung und zur Nutzung von Bildungs- und Arbeitsmarktdaten erörtert.
Seit 2019 arbeitet GOVET im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eng mit CTVET zusammen. Eine direkte Institutskooperation zwischen dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und CTVET besteht seit 2023. Diese Kooperation zielt darauf ab, den institutionellen Austausch zu intensivieren und gemeinsame Projekte zur Weiterentwicklung der Berufsbildung in Ghana zu realisieren.
Der Studienbesuch in Deutschland bietet eine wertvolle Gelegenheit, Einblicke in bewährte Verfahren der Datenberichterstattung im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu gewinnen. Der Austausch mit GOVET und anderen deutschen Partnern liefert wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Berufsbildungsberichterstattung in Ghana. Wir möchten von den Erfahrungen Deutschlands lernen, um unser eigenes System zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern zu vertiefen.
Zakaria Sulemana, Direktor der ghanaischen Commission for Technical and Vocational Education and Training (CTVET)
Einblicke in das deutsche TVET Reporting

Zum Auftakt der Delegationsreise begrüßten Alexander Hochradel, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Prof. Dr. Hubert Ertl, Forschungsdirektor im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Birgit Thomann, Leiterin der internationalen Abteilung des BIBB sowie Ralf Hermann und Julia Olesen, GOVET, die Gäste am BIBB in Bonn. Fachvorträge gaben einen umfassenden Überblick über das deutsche Berufsbildungsberichtssystem, die Datenberichterstattung und Prognosemodelle für den Arbeitsmarkt. Besonders das QuBe-Projekt (Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen), vorgestellt von Tobias Maier, stieß auf großes Interesse. Im Rahmen des QuBe-Projekts lassen sich zukünftige Bedarfe des Arbeitsmarkts in einzelnen Sektoren mit den erwarteten Fachkräftezahlen vergleichen. Dies erlaubt zuständigen Stellen umfassende Möglichkeiten zur Planung und Steuerung.
Robyn Schmidt erläuterte die Prozesse von Datenerhebung, -validierung und -analyse und zeigte auf, wie diese Erkenntnisse für politische Entscheidungen genutzt werden können. Besonders interessant waren die klar etablierten Abläufe zwischen den verschiedenen Institutionen, die die Verlässlichkeit von Daten erhöhen.
Austausch mit deutschen Institutionen

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Dort diskutierten die Teilnehmenden, wie Daten zur beruflichen Bildung erfasst und ausgewertet werden. Michael Schumacher stellte auch die vielfältigen Maßnahmen der BA zur Integration von Jugendlichen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vor. Anschließend fand ein Austausch mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) statt, das sich mit den Herausforderungen und Entwicklungen in der Berufsbildungsforschung befasst.
Auch die Wissenschaft kam nicht zu kurz: An der Universität Bamberg sprachen die Teilnehmer*innen mit Expert*innen des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik über die verschiedenen Forschungsprojekte. Dr. Christian Schadt und Dr. Awais Malik gaben Einblicke in die qualitative und europäisch vergleichende Erforschung von Bildungsverläufen.

Ergänzt wurde das Programm durch einen Beitrag des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi), das mit dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) zentrale Erkenntnisse für die Bildungsforschung liefert.
Prof. Dr. Cordula Artelt, Direktorin des LIfBi, und Dr. Michaela Sixt, Leiterin des Stabsbereichs NEPS-Entwicklung, erläuterten, wie das NEPS seit 2009 die Bildungsverläufe von sieben unterschiedlichen Jahrgangskohorten systematisch untersucht. Im Anschluss präsentierten Dr. Daniel Fuß und Dr. Lydia Kleine das Forschungsdatenzentrum des NEPS und zeigten auf, wie die erhobenen Daten auch von externen Forschenden genutzt und in wissenschaftliche Analysen eingebunden werden können.
Neben den institutionellen Besuchen standen praxisorientierte Workshops im Fokus, um direkt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und wertvolle Impulse für zukünftige Entwicklungen zu gewinnen. Ein Highlight war das "Brown-Bag-Seminar", in dem die ghanaische Delegation ihre aktuelle Arbeit und Herausforderungen im Bereich TVET Reporting vorstellte. Außerdem fand ein Expertenaustausch zum Thema Datenanalyse statt. Hierzu hat GOVET den Experten Dr. Haug Leuschner eingeladen, der in der Vergangenheit bereits Weiterbildungen zur Datenanalyse für die ghanaischen Partner durchgeführt hat.
Ein Rundtischgespräch, das von iMOVE organisiert wurde, bot Gelegenheit zum Austausch mit der deutschen Bildungswirtschaft. Die Vertreter*innen stellten viele Fragen zum Fachkräfteaustausch und den Möglichkeiten der Kooperation mit den ghanaischen Partnern.
Die Studienreise endete mit einer abschließenden Reflexion und einem Wrap-up-Workshop. Hier fassten die Teilnehmenden zentrale Erkenntnisse zusammen und sprachen über Strategien für eine zukünftige Kooperation zwischen Ghana und Deutschland im Bereich der beruflichen Bildung. Die gewonnenen Impulse sollen nun in die Weiterentwicklung des TVET Reportings in Ghana einfließen.
Damit wurde ein wichtiger Schritt zur Vertiefung der bilateralen Zusammenarbeit im Bereich der Berufsbildungsberichterstattung gemacht. GOVET und BIBB freuen sich darauf, den Austausch mit Ghana weiterzuführen und gemeinsam nachhaltige Strategien für ein effektives TVET Reporting zu entwickeln.