GOVET im Austausch mit der Bildungswirtschaft
Zertifizierung und Nachhaltigkeit in der Berufsbildung im Kontext internationaler Kooperationen
Gemeinsam mit iMOVE richtete GOVET am 17. März einen virtuellen Fachtag für die Bildungswirtschaft aus. Im Fokus standen Zertifizierung, Anerkennung, Akkreditierung und Nachhaltigkeit im internationalen Kontext. Experten beleuchteten aktuelle Herausforderungen der iBBZ und diskutierten Lösungen.

Welche Akteure prägen die internationale Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ) und welche Themenschwerpunkte verfolgen sie? Peter Rechmann, stellvertretender Leiter von GOVET, gab einen Überblick über die Akteurslandschaft, Instrumente und Themenschwerpunkte der iBBZ. Er machte deutlich, dass auch die deutsche Bildungswirtschaft ein wichtiger Akteur und Partner in der iBBZ ist. Denn für eine effektive Umsetzung von Berufsbildungsreformen und -maßnahmen komme es auf ein gemeinsames und kohärentes Handeln der staatlichen und wirtschaftlichen Akteure an.
Welche Rolle spielen Zertifizierung, Akkreditierung und Anerkennung in iBBZ?
In einem weiteren Modul befasste sich Peter Rechmann mit dem Thema Zertifizierung, Akkreditierung und Anerkennung von Berufsbildung. Denn auch bei den internationalen Berufsbildungskooperationen der deutschen Bildungsanbieter stellt sich die Frage, wie die erlernten berufliche Fertigkeiten, das Wissen und die Kompetenzen sowie ihr Wert sichtbar und individuell ausweisbar gemacht werden können. Mögliche Ansatzpunkte für eine Zertifizierung finden sich im deutschen System, in dem neben Personen auch Institutionen und Maßnahmen zertifiziert werden können, um die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben und Standards zu gewährleisten. Dies erfolgt im Allgemeinen durch eine Akkreditierung. Neben staatlichen Zertifikaten tragen daher in Deutschland Zertifikate von akkreditierten Institutionen dazu bei, die Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Aufstiegsmöglichkeiten der Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen. Dies gilt auf dem lokalen, regionalen und globalen Arbeitsmarkt und stärkt zudem die Qualität und Relevanz der nationalen wie internationalen Berufsbildung. Als Herausforderungen für die Nutzung der deutschen Zertifizierung im internationalen Kontext benennt Peter Rechmann, dass die Berufsbildungsprüfung nach deutschem Recht nicht im Ausland abgenommen und keine deutschen Zertifikate im Ausland ausgegeben werden dürfen. Ausnahmen von dieser Regel kann es bei landesrechtlichen Abschlüssen geben. Prüfungen von Ausländern in Deutschland werden unter anderem durch die Vorgabe von Deutsch als Prüfungssprache erschwert.
Wie kann Berufsbildung zur nachhaltigen Entwicklung beitragen?
Im letzten Modul stand das Thema Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) in der Erstausbildung im Mittelpunkt. Nachhaltigkeit ist ein unverzichtbares Element beruflichen Handelns. Ihre Dimensionen reichen von der ökonomischen, ökologischen und sozialen bis zu einer kulturellen Dimension. Um mit dem Thema umzugehen und zu Veränderungen beizutragen, werden ein Nachhaltigkeitsbewusstsein und entsprechende Kompetenzen benötigt. Hierfür kommt der Aus- und Weiterbildung national wie international eine Schlüsselstellung zu. Dies schlägt sich auch in den internationalen strategischen Rahmenbedingungen nieder (UNESCO-Programm „BNE 2030“, European Green Deal) nieder sowie im Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung (Bereich Berufsbildung).
Julia Olesen, Projektleiterin bei GOVET, gab in Ihrem Beitrag zunächst einen Einblick in die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Ordnungsarbeit im deutschen dualen System, das einen Großteil der Ausbildungsberufe betrifft. Hier ist insbesondere die Standardberufsbildposition Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu nennen. Sie ist eine verbindliche Mindestanforderung in allen dualen Ausbildungsordnungen, hat aber auch Signalwirkung. Neben der umweltgerechten Nutzung von Produkten, Waren oder Dienstleistungen, Materialien und Energie beinhaltet sie auch das Berücksichtigen und Abwägen der Dimensionen von Nachhaltigkeit. Um für Nachhaltigkeit in der Berufsbildung zu sensibilisieren und die möglichen Ansatzpunkte von nachhaltigem Handeln entlang der Lieferketten zu visualisieren, weist Frau Olesen zudem auf die VET Chain hin. Die VET Chain ist ein interaktives Workshop-Tool, das in der internationalen Abteilung des BIBB entwickelt wurde. GOVET führt seit 2024 Workshops durch und bietet seit 2025 Train-the-Trainer-Kurse an. Mehr als 130 nationale und internationale Expertinnen und Experten nutzten 2024 die Gelegenheit, das Tool kennenzulernen. Zudem erläuterte Julia Olesen anhand von Projektbeispielen die Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Berufsausbildung in Griechenland, Südafrika und Vietnam.
Die Teilnehmenden empfanden den Fachtag als sehr bereichernd. Eine enge Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch sind wichtig, um die Herausforderungen, vor denen die berufliche Bildung steht, meistern zu können.
Der Fachtag an der Schnittstelle von internationaler Berufsbildungszusammenarbeit und den Aktivitäten der Bildungsanbieter diente der Vertiefung gemeinsamer Fachthemen und der Stärkung von Diskurs und Vernetzung der Akteure. Das Format fand in Kooperation mit iMOVE (International Marketing of Vocational Education) statt, einer Initiative des BMBF, die ebenfalls im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) angesiedelt ist.