BP:
 
Dr. Friedrich Kitschelt,
Staatssekretär im
Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ) 2015

Welche Schwerpunkte setzt Ihr Ministerium in der internationalen Zusammenarbeit und wie bringen Sie diese in die Gesamtstrategie ein?

In der Entwicklungszusammenarbeit ist Deutschland der größte bilaterale ODA-Geber weltweit in der beruflichen Bildung. Die Zusagen des Entwicklungsministeriums belaufen sich 2014 auf rund € 160 Mio. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Entwicklung von praxisorientierten, am Bedarf der Wirtschaft angepassten Berufsbildungssystemen. Wir engagieren uns dabei insbesondere bei der Qualifizierung im informellen Sektor, bei der Bildungsfinanzierung, im ländlichen Raum sowie im Kontext von Fragilität und Migration und achten auf die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Durch die entwicklungspolitische Berufsbildungszusammenarbeit werden Kompetenzen und Kapazitäten unserer Partner zur Reform ihres Berufsbildungssystems nachhaltig aufgebaut. Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir hierzu einen konsistenten Rahmen für berufliche Bildung, stärken Institutionen, verbessern Inhalte der beruflichen Bildung und tragen somit zur Sicherung und Steigerung von produktiver und breitenwirksamer Beschäftigung bei.

Die Expertise unserer langjährigen Berufsbildungszusammenarbeit bringen wir in die Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungskooperation aktiv ein. Dies geschieht im Rahmen eines regelmäßigen Austausches unter anderem am „Runden Tisch für internationale Berufs-bildungskooperation“, durch Entsendung von Fachkräften zur Zentralstelle für internationale Be-rufsbildungskooperation (GOVET) sowie durch abgestimmtes Handeln mit deutschen Akteuren in den verschiedenen Kooperationsländern. Die langjährigen Erfahrungen unserer Durchführungsorganisationen, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), tragen ebenfalls dazu bei, die etablierten Netzwerke vor Ort zu nutzen und den Zugang für die Partner zur Kooperation in der Berufsbildung zu öffnen.

Welchen spezifischen Nutzen für Ihr Ressort sehen Sie in der Einrichtung des „Runden Tisches“ im ersten Jahr? Bitte nehmen Sie möglichst Bezug auf ein konkretes Beispiel.

Die Abstimmung der deutschen Akteure in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit ist für das BMZ ein sehr wichtiges Anliegen. Das Instrument des „Runden Tisches“ mit seinen unterschiedlichen, regelmäßig stattfindenden Formaten auf Arbeits-, Ressort- und Staatssekretärsebene sind hierzu geeignete und wirkungsvolle Mittel. Durch sie werden Austausch und Koordinationsanstrengungen der verschiedenen deutschen Akteure, insbesondere der Bundesressorts, erleichtert und gefördert. Für unsere Partner vor Ort wird dadurch langfristig gewährleistet, dass die deutsche Berufsbildungszusammenarbeit mit ihren unterschiedlichen Akteuren abgestimmt auftritt.

So sind wir beispielsweise im Rahmen des Runden Tisches zu möglichen Berufsbildungsvorhaben in Mexiko, Indien und Südafrika mit anderen Bundesressorts im Austausch und stimmen uns eng ab. Die hierzu regelmäßig stattfindenden Ländergespräche mit dem BMBF auf Arbeitsebene unterstützen zusätzlich diesen Prozess. Insgesamt bilden die Runden Tische einen wichtigen Baustein für das abgestimmte und wirkungsvollere Auftreten der Bundesressorts in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit und erhöhen somit die Wirksamkeit von beruflichen Bildungsvorhaben in den Partnerländern.

Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht in der nächsten Zeit in Angriff zu nehmen, um die Gesamtstrategie der Bundesregierung auszubauen?

Die Gesamtstrategie der Bundesregierung stellt das Engagement in der internationalen Berufsbil-dungskooperation auf eine breite Basis. Wir sind bei der Stärkung der Ressortkohärenz  auf einem guten Weg, müssen auf diesem aber auch weiterhin konsequent voranschreiten.
Formate wie der Runde Tisch und GOVET müssen daher gezielt genutzt und weiterentwickelt werden. Transparenz, Information und Dialog sind wichtige Motoren für eine noch engere Kooperation der Ressorts.

Wir als BMZ sehen hier Potential für weitere gemeinsame Aktivitäten. Die Abstimmung in der deutschen Berufsbildungskooperation zwischen den Durchführungsorganisationen KfW, GIZ, BiBB sollte daher aktiv gefördert und vertieft werden.

Die Unterstützung der Zentralstelle GOVET als ressortunabhängige Servicestelle und als zentraler Ansprechpartner für die Berufsbildungszusammenarbeit bleibt auch in Zukunft elementarer Bestandteil unseres Ansatzes. Das BMZ wird sich für eine zusätzliche Stärkung und den Ausbau von GOVET als zentrale, Ansprechpartner, d.h. One-Stop-Shop, für nationale und internationale Akteure der Berufsbildungszusammenarbeit der Bundesregierung einsetzen. So kann GOVET sich als Instrument der gesamten Bundesregierung und damit als „deutsche Marke“ international etablieren.