Costa Rica

Bundesressorts

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Ziel der Zusammenarbeit:

• Unterstützung bei der Einführung von dualen Lernangeboten im costa-ricanischen Berufsbildungssystem, Entwicklung von Auszubildenden in den Bildungseinrichtungen und Unternehmen, Deckung der Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, Förderung nachhaltiger Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
• Umsetzungsformate: Bilaterale Arbeitsgruppe, Technical Meetings 

Lokaler Partner: 

• Ministerium für öffentliche Bildung (Ministerio de Educación Pública, MEP)

Grundlagen der Zusammenarbeit:

• Gemeinsame bilaterale Absichtserklärung (2016), Erneuerung der gemeinsamen bilateralen Absichtserklärung (2019) und Verlängerung (2022)
• Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit (2019)
• Bilaterale Arbeitsgruppe (2015), Technical Meetings und Joint Working Groups (seit 2018)
• Auftrag an GOVET/BIBB (2015)

Aufträge an folgende Durchführungsorganisationen (Vorhaben siehe unten):

• GOVET/BIBB
• Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e.V.
• Universität Osnabrück
• Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) e.V.

Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

• Aktuell betreibt die GIZ kein eigenständiges Berufsbildungsprogramm in Costa Rica. 

GOVET

Vorhaben: Bilaterale Berufsbildungskooperation

• Im Auftrag des BMBF
• Zeitraum: Seit 2019

Ziel der Zusammenarbeit:

• Beratung der Berufsbildungskommission (Comisión Asesora y Promotora para le EFTP Dual) bei der Einführung von dualen Lernangeboten im costa-ricanischen Berufsbildungssystem, Stärkung der institutionellen Rahmenbedingungen, Stärkung der Rolle der Wirtschafts- und Sozialpartner, Förderung nachhaltiger Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Lokaler Partner:

• Ministerium für öffentliche Bildung (Ministerio de Educación Pública, MEP) www.mep.go.cr
• Interinstitutionelle Berufsbildungskommission (Comisión Asesora y Promotora para le EFTP Dual) https://educacionyformaciondual.cr/
• Nationales Ausbildungsinstitut (Instituto Nacional de Aprendizaje, INA) http://www.ina.ac.cr/

Nichtregierungsorganisationen

BMBF-geförderte Projekte, Durchführung durch Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e.V., Universität Osnabrück und Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) e.V.

Vorhaben 1: CoRiCert - Entwicklung und Erprobung von Modellen und Instrumenten für die Prüfung und Zertifizierung im Rahmen dualer beruflicher Ausbildungsgänge in Costa Rica

• Verbundprojekt von Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e.V., Universität Osnabrück und Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) e.V.
• Im Auftrag des BMBF
• Zeitraum: 2023 – 2025

Teilvorhaben:

• Projektkoordination und Schwerpunkt Webentwicklung (Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e.V; Wissenschaftliche Begleitung (Universität Osnabrück - Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften - Abt. Schulpädagogik); Implementierung und Schwerpunkt Elektrotechnik (Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) e.V.)

Ziele der Zusammenarbeit:

• Gesamtziel des Vorhabens ist es, Prüfungs- und Zertifizierungsmodelle sowie -instrumente im costa-ricanischen Berufsbildungssystem im Rahmen von landeseinheitlichen Verfahren zur Feststellung beruflicher Handlungsfähigkeit zu konzipieren und zu erproben.
• Die Pilotierung der Prüfung und Zertifizierung wird im Rahmen der in 2022 gestarteten dualen Ausbildungsgänge "Webentwicklung" und "Elektrotechnik" unter Einbeziehung der identifizierten Partner operativ unterstützt.
• Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Sozialpartner werden bei der Umsetzung der Ausbildung und der Gewinnung weiterer Unternehmen und Auszubildender unterstützt.
• Der Praxisbezug und Netzwerkaufbau in der Aus- und Weiterbildung unter Einbeziehung aller relevanten Partner wird gestärkt und strukturiert.
• Die Zusammenarbeit zwischen berufsbildenden Einrichtungen, Unternehmen, gewerkschaftlichen Einrichtungen und dem costa-ricanischen Bildungsministerium (Ministerio de Educación Pública, MEP) wird durch innovative und die Lernorte verbindende Formate unterstützt.

Lokale Partner:

• Ministerium für öffentliche Bildung (Ministerio de Educación Pública, MEP)

Maßnahmen:

• Durchführung verschiedener wissenschaftlicher Analysen
• Kontinuierlicher Austausch mit den Projektpartnern und eine Beteiligung an der Entwicklung von Prüfungs- und Zertifizierungsverfahren in den ausgewählten dualen Ausbildungsgängen an.
• Begleitung und Beratung bei der konkreten Ausarbeitung und Implementierung der Prüfungsinhalte, -methoden, -instrumente und -aufgaben.
• Operative Unterstützung bei der Umsetzung der dualen Erstausbildung im Beruf Elektrotechnik.
• Pilotierung des Ausbildungsgangs Webentwicklung

Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Projekt bei Berufsbildung-international

 

Vorhaben 2: CoRiVET – Eine bilaterale Kooperation zur Weiterentwicklung der beruflichen Lehrerbildung und Berufsbildungsforschung der Universität Osnabrück

• Im Auftrag des BMBF
• Zeitraum: 2021 – 2025

Ziele der Zusammenarbeit:

• Zusammen mit der Universidad Técnica Nacional (UTN) möchte die Antragstellerin Studienstrukturen ausbauen, die die qualifizierte Ausbildung von Lehrkräften für berufliche Bildungseinrichtungen in Costa Rica gewährleisten und mit der Einrichtung eines Lehrstuhls an der UTN einen akademischen Raum für die Entwicklung einer stärkeren dualen Ausprägung des Berufsbildungssystems des Landes schaffen.

Lokale Partner:

• Universidad Técnica Nacional (UTN)
• Ministerium für öffentliche Bildung (MEP) Costa Rica

Maßnahmen:

• Der bisher einmalig existierende Bachelorstudiengang für die Lehre in der technischen Bildung wird um einen konsekutiven Masterstudiengang ergänzt. Das Curriculum des Bachelorstudiengangs wird überarbeitet und aktualisiert. Darauf aufbauend wird das Curriculum des Masterstudiengangs berufspädagogisch und fachdidaktisch entwickelt und anschließend implementiert.
• Zusätzlich werden Strukturen der Berufsbildungsforschung an der UTN etabliert und ausgebaut. Der Lehrstuhl für Technische und Betriebliche Bildung an der UTN wird hierfür erweitert und das wissenschaftliche Personal weiterqualifiziert. Damit wird die Lehre und die Forschung an der UTN weiterentwickelt und angeregt, langfristig die Berufsbildungsforschung in Costa Rica zu stärken.

Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Projekt bei Kooperation-International

 

Deutsch-Costa-ricanische Industrie und Handelskammer

• Die AHK hat zwei Vernetzungsveranstaltungen für Mitgliedsunternehmen zur dualen Berufsbildung angeboten.

Deutsche Firmen / Deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung

• Aktuell sind keine deutschen Unternehmen in der Berufsbildung in Costa Rica nach staatlich anerkanntem Modell aktiv.

Wirtschaft

• United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von Costa Rica beträgt 0,806. Das entspricht dem Rang 64 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
• BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in current US $): 2020: 12.180; 2021: 12.604; 2022: 13.365; 2023: 16.595 (Quelle: Worldbank, 09/2024)
• Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): Nach Jahren des stabilen Wachstums schrumpfte das BIP als Folge der Pandemie, konnte sich 2021 aber wieder deutlich erholen: 2019: 2,4 %; 2020: -4,3 %; 2021: 7,9 %; 2022: 4,6; 2023: 5,1 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
• Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 0,8 %; 2021: 2,4 %; 2022: 6,3 %; 2023: -0,1 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
• Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Bergbau/Industrie 18,5 %; Handel/Gaststätten/Hotels 13,6 %; Transport/Logistik/Kommunikation 10,2 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 4,4 %; Bau 4,2 %; Sonstige 49,1 % (Quelle: GTAI)
• Top 5 Importländer: 2022: USA 38,8 %; China 15,1 %; Mexiko 6,2 %; Guatemala 2,7 %; Brasilien 2,6 % (Quelle: GTAI)
• Top 5 Exportländer: 2022: USA 43,8 %; Niederlande 7,7 %; Guatemala 5,3 %; Belgien 5,2 %; Nicaragua 3,9 % (Quelle: GTAI)
• Wirtschaft ist weiterhin von großem Fachkräftemangel geprägt
• In den letzten Jahren sind insbesondere Unternehmen der Medizintechnik (häufig in den Freihandelszonen) und im Bereich der IT-Servicedienstleistungen gewachsen.
• Der Tourismussektor ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweit, insbesondere für KKMU (über 6 % des BIP) (Quelle: Instituto Costarricense de Turismo (ICT)
• Anteil des informellen Sektors am Arbeitsmarkt liegt bei etwa 37 % (Quelle: Ilostat, 2023)
• Costa Rica als Zentrum des Dienstleistungssektors in Mittelamerika: attraktivster Dienstleistungsstandort aufgrund von gemäßigten Lohnkosten, geografischer Lage und gutem Bildungsniveau. Internationale Unternehmen beklagen aber das geringe Englisch-Niveau von jungen Fachkräften.
• Top 5 Exportgüter: 2022: (1) Nahrungsmittel; (2) Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente; (3) Chemische Erzeugnisse; (4) elektrische Maschinen, Apparate, Geräte; (5) Rohstoffe (ohne Brennstoffe) (Quelle: GTAI)
• Top 5 Importgüter: 2022: (1) Chemische Erzeugnisse (Erdöl, Erdölerzeugnisse); (2) Petrochemie; (3) Nahrungsmittel; (4) Elektronik; (5) Maschinen (Quelle: GTAI)

Gesellschaft

• Einwohnerzahl: 2023: 5,21 Mio. (Quelle: Worldbank, 09/2024)
• Bevölkerungswachstum: 2020: 0,8 %; 2021: 0,6 %; 2022: 0,5 %; 2023: 0,6 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
• Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 18,8 %; 15-64 Jahre: 70,2 %; 65 Jahre und älter: 11,1 % (Quelle: World Fact Book)
• Anteil Stadtbevölkerung: 2023: 83 % (Quelle: Weltbank, 09/2024)
• Alphabetisierungsrate (15 Jahre und älter): 2021: 98 % (Quelle: Worldbank)
• Arbeitslosenquote: Arbeitslosenquote ist in den letzten Jahren stark gestiegen, konnte aber 2023 wieder auf unter 10 % fallen. Nachdem sie lange bei unter 10 % lag, stieg sie 2019 auf 11,9% und 2020 auf 17 %. 2022: 11,3 %, 2023: 8,3 % (Quelle: Ilostat)
• Jugendarbeitslosenquote: Die Jungendarbeitslosenquote (15-24 Jahre) ist bereits vor der Pandemie stark angesprungen und wird als eine zentrale Herausforderung gesehen: 2005: 15,2 %; 2015: 22,7 %; 2018: 25,9 %; 2019: 31,8 %; 2021: 32,5 % bei Männern und 43,7 % bei Frauen (Quelle: Weltbank, OECD); 2022: 30,4 %, 2023: 24,2 % (Quelle: Ilostat) 
• Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2023: 20,9 % (Quelle: Ilostat)
• Vorreiterrolle unter den Schwellenländern der Umgebung; costa-ricanische Kultur mit starker Tradition des Friedens, der Demokratie und der Achtung der Menschenrechte
• „Pura Vida“: Seit seiner Gründung 2009 belegte Costa Rica einen der obersten fünf Plätzen des Happy Planet Index' (HPI). Der Index umfasst Werte für Lebenszufriedenheit, Lebenserwartung sowie den "ökologischen Fußabdruck".
• Costa Rica gilt als „Ökoparadies“, v. a. in Form von Naturschutz, nachhaltigem Tourismus, ökologischer Landwirtschaft und Biodiversität. Der Strombedarf deckt sich fast vollständig aus regenerativen Energiequellen.
• Strukturelle Defizite in den folgenden Bereichen: niedriges Produktivitätswachstum, hohe Jugendarbeitslosigkeit, erhebliche Defizite bezüglich Infrastruktur und Nahverkehr, Abfallbeseitigung und weit verbreitete Informalität
• In den letzten zwei Jahren zunehmender Druck auf Gesellschaft und Politik durch vermehrte Flüchtlingsbewegungen durch Costa Rica, außerdem Zunahme von Drogenkriminalität, die bisher in Costa Rica kaum vorkam.

 

Staat

• Hauptsächlich für Berufsbildung verantwortlich: Bildungsministerium (Ministerio de Educación Pública, MEP)

• Starke Sozialgesetzgebung, politische Stabilität (Costa Rica gilt als „Schweiz Mittelamerikas“) und relative Verteilungsgerechtigkeit, jedoch seit der Corona-Pandemie zunehmend angespannte staatliche Finanzlage.
• Besonderheiten im regionalen und subregionalen Kontext: funktionierender Rechtsstaat, Gewaltverzicht und Friedenstradition sowie ein verhältnismäßig hoher Entwicklungsstand
• Ausgaben für Forschung und Entwicklung des BIP: 2010: 0,5%; 2015: 0,4%; 2017: 0,4%
• Rund 6,5 % des BIP werden für Schule und Ausbildung bereitgestellt (Quelle: OECD, 2023)
• 2021 stammten 100 % des erzeugten Stroms in Costa Rica aus erneuerbaren Energien (v.a. Geothermie und Wasserkraft) (Quelle: IRENA. 2023. Reneweble Energy Statistics 2023)

Berufsbildungssystem

• Das allgemeine Schulsystem wird nach elf Schuljahren abgeschlossen. Bis zur neunten Klasse sind es allgemeinbildende Schulen, danach folgt wahlweise der Übergang in den technischen Zweig (Colegio Técnico) oder den allgemein-humanistischen Zweig einer Bildungseinrichtung bis zur 11./12. Klasse und dem Erlangen der Hochschulzugangsberechtigung. 
• Es gibt fünf staatliche und etwa 59 private Universitäten in Costa Rica, ebenso 6 para-universitäre Einrichtungen, die zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung angesiedelt sind.
• Das Bildungsministerium bietet die duale Ausbildung (EFTP dual) auf Stufe 4 des nationalen Qualifikationsrahmens an. Der theoretische Teil der Ausbildung wird in den Centros Técnicos Profesionales (CTPs) unterrichtet.
• Alternativ können die Bildungsprogramme des Nationalen Berufsbildungsinstituts (Instituto Nacional de Aprendizaje, INA) besucht werden. Diese Angebote sind zum Teil im sogenannten nicht-formalen Bereich angesiedelt, sind aber am Nationalen Qualifikationsrahmen (Marco Nacional de Cualificaciones, MNC) ausgerichtet. Ziel der Ausbildung am INA ist die Befähigung zur Arbeitsaufnahme. Die Programme sind auf den Stufen 1-3 des MNC angesiedelt.
• Seit Ende 2021 bietet das INA erste Programme im Rahmen der EFTP Dual (Educación y Formación Técnica Profesional Dual) an, bei der nach deutschem Vorbild dual ausgebildet wird. Mittlerweile konnte das Angebot auf 15 verschiedene Fachrichtungen ausgeweitet werden und etwa über 150 Auszubildende (Stand Ende 2023).
• Seit Anfang 2022 bietet auch das das Bildungsministerium seine ersten Kurse mit Unternehmen und den technischen Berufsschulen (Colegios Técnicos) an (Fachrichtungen Industrieelektronik und Web-Design; electrónica industrial und desarrollo web). Mittlerweile gibt es acht verschiedene Programme, bisher haben etwa 50 Auszubildende begonnen (Stand Ende 2023).
• Die klassische Berufsausbildung, sowohl im formalen als auch im nicht-formalen Bereich, erfolgt überwiegend in (Berufs-)Schulen.

 

Herausforderung für die Berufsbildung:

• Matching zwischen Fachkräftebedarf der Wirtschaft und Ausbildung
• Erleichterung der bürokratischen Hürden für Unternehmen bei der Ausbildungsbeteiligung