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Berufliche Bildung - eine europäische Herausforderung: der deutsch-italienische Ansatz

Deutschland und Italien vereinbaren das weitere Vorgehen in der Berufsbildungszusammenarbeit. Am 3. Mai unterzeichneten Prof. Dr. Johanna Wanka und ihre italienische Amtskollegin Stefania Giannini am Comer See in der Villa Vigoni das Memorandum of Understanding (MoU).

Anlässlich der Unterzeichnung des Memorandums of Understanding (MoU) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem italienischen Unterrichtsministerium (MIUR) trafen sich Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka und ihre italienische Kollegin Prof. Dr. Stefania Giannini am Comer See in der Villa Vigoni. Mit dabei, als Unterzeichnende für das deutsche Arbeits- und Sozialministerium (BMAS), die Leiterin der Abteilung International, Susanne Hoffmann und ihr italienischer Counterpart Salvatore Pirrone, Leiter der Abteilung aktive Arbeitsmarktpolitik des Arbeitsministeriums.

In ihrer Rede beschrieb Ministerin Giannini die italienische Reform der Bildung als "revolutionär". Die neu eingeführten ausgeweiteten betrieblichen Lernphasen regten die Bildungskultur an und böten die berufliche Orientierung, die junge Menschen schultypübergreifend heutzutage bräuchten. Italien hat beide Schulformen, Gymnasien (mit mindestens 200 Praxisstunden) und Fachschulen (mit mindestens 400 Stunden), in die Reform eingeschlossen. Die Praktika sollen in Betrieben, aber auch in Museen und Sportvereinen oder auch durch Auslandsaufenthalte absolviert werden. Die Ministerin führte als Beispiel an, dass rund 1.500 Schülerinnen und Schüler in die Bewahrung des kulturellen Erbes in Pompeij mit ihren Praxisphasen eingebunden sind. Einen Schwerpunkt bildet aber gerade die Praxis im Betrieb. So ähneln die neuen italienischen Merkmale der beruflichen Bildung dem deutschen Modell. Revolutionär wirken diese auf die individuellen Karrierepfade der Schülerinnen und Schüler, aber auch auf den Lehrkörper und die Verwaltung der Schulen. Der italienische Staat investiere bisher rund Einhundert Millionen Euro in die Umsetzung der Reform.

In ihrer Erwiderung betonte die deutsche Ministerin die europäische Herausforderung der Integration von jungen Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. Ministerin Wanka verwies auch auf den disruptiven Wandel der Gesellschaft durch Wirtschaft 4.0 und die Bedeutung für die Internationalisierung der dualen Ausbildung. Die Internationalisierung der beruflichen Bildung sei eine Verpflichtung für eine Exportnation wie Deutschland, damit deutsche Produkte auch ihrer Qualität durch bestmögliche Handhabung, Wartung und Ausführung gerecht werden könnten.

Die Ministerin verwies dabei auf die wichtige Rolle von GOVET, die Akteure verschiedener Ressorts zusammenzubringen und passgenaue Beratungsangebote für die Partner zu identifizieren.
Das MoU unterstützt die Arbeitsschwerpunkte: Förderung der Mobilität, Entwicklung von Instrumenten des Matchings „Arbeitskräftenachfrage und -angebot“ und Senkung der Jugendarbeitslosigkeit und Integration von Randgruppen und Flüchtlingen. Der Erfolg des Beratungsprozesses des italienischen Unterrichtsministeriums (MIUR) durch GOVET zeigt sich in der Reform des Bildungsgesetzes vom 16.7.2015. Hier finden sich Neuerungen und Ergänzungen, welche die berufliche Orientierung und Annäherung an den Arbeitsmarkt verbessern. Neben den Praxisstunden haben die italienischen Kammern durch das Gesetz eine neue Rolle erhalten, der sie sich nun annehmen. Sie lernen mit den neuen Partnern der Schulen enger zusammenzuarbeiten. Eine berufliche Bildung mit einem betrieblichen und schulischen Ausbildungsanteil von jeweils 50 Prozent ist seit Juli 2015 an den sogenannten Technischen Fachoberschulen möglich.

Das erste Memorandum wurde 2012 in Bologna geschlossen. GOVET begleitet die bilaterale Arbeitsgruppe des BMBF mit dem MIUR.