Berufliche Bildung - wichtiges und zukunftsweisendes Thema im deutsch-mexikanischen Verhältnis
Zum Start des Deutschlandjahres in Mexiko reist Bundesaußenminister Steinmeier am 6. Juni in das lateinamerikanische Land. Vor diesem Hintergrund skizziert Frau Martina Klumpp, Leiterin der Abteilung Wirtschaft und Gobale Fragen an der Deutschen Botschaft Mexiko-Stadt, die Perspektiven insbesondere in der Berufsbildungszusammenarbeit.
Das mexikanische Interesse an der dualen Berufsausbildung ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Fachkräftemangel ist in einigen Sektoren und Regionen im aufstrebenden Schwellenland Mexiko mittlerweile ein drängendes Problem. Neue großvolumige Investitionsvorhaben in der Automobilindustrie im zentralmexikanischen Industriegürtel, dem Bajío, werden das Problem in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Großer Bedarf besteht vor allem im Automobilsektor, in der Luftfahrt aber auch im Energiesektor und im Tourismus.
Das deutsche System der beruflichen Bildung ist attraktiv für aufstrebende Industrienationen wie Mexiko. Es bietet hohe Ausbildungsstandards, gesteigerte Produktivität, Know-how-Transfer, bessere Wettbewerbsfähigkeit und eine Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit. Die duale Ausbildung befördert die Vernetzung des Bildungssystems mit dem Arbeitsmarkt. Letztlich profitieren alle Beteiligten: Die mexikanischen Unternehmen erhalten Personal, das genau ihren betrieblichen Anforderungen entspricht. Die Auszubildenden profitieren von der Möglichkeit Fähigkeiten zu erwerben, welche ihnen helfen werden auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zudem beziehen sie bereits in der Ausbildung ein Gehalt. Für viele mexikanische Familien der unteren Mittelschicht, die mit monatlich ca. 250 Euro auskommen müssen, ist der Beitrag jedes Mitglieds zum Familienunterhalt entscheidend. Insofern ist auch ein schmales Ausbildungsgehalt ein Anreiz! Qualifikation und Arbeitserfahrung ermöglichen später dem Facharbeiter einen sozialen Aufstieg.
Mexiko ist sehr an einem dualen Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild interessiert. Seit 2009 kooperiert das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit dem mexikanischen Nationalen Institut für Technische Berufsbildung (CONALEP). Im Herbst 2013 begannen das mexikanische Bildungsministerium (SEP) und der Arbeitgeberverband (COPARMEX) in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (CAMEXA) die Entwicklung eines mexikanischen Modells der dualen Berufsausbildung (MMFD). Sie ist auf gutem Wege, ein Pilotvorhaben ist erfolgreich etabliert. Seit dem Frühjahr 2016 berät die GIZ im Auftrag des BMZ die mexikanischen Partner bei der Systematisierung und Verbreiterung des „Piloten“. Die Bundesregierung hat dafür 5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, das mexikanische Bildungsministerium erbringt aus seinen Mitteln denselben Betrag.
Das BMBF hat GOVET (German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training) mit der Beratung zu den Themen „Institutioneller und rechtlicher Rahmen für die duale Berufsausbildung“ sowie „Forschung und Entwicklung zu dualer Ausbildung“ beauftragt.
Berufliche Bildung ist auch ein zentrales Thema bei den politischen Gesprächen der Regierungschefs und Außenminister. So hat Präsident Peña Nieto bei seinem Staatsbesuch in Deutschland am 11. und 12. April 2016 in allen seinen politischen und wirtschaftlichen Gesprächen die Bedeutung und das Beispielhafte der deutschen Dualen Bildung hervorgehoben.
Im Zentrum des Deutschlandjahres in Mexiko steht auch das Thema Berufliche Bildung. Wenn Bundesaußenminister Steinmeier am 6. Juni das Deutschlandjahr eröffnet, ist Berufliche Bildung Bestandteil seines Programms. Es wird einen Meinungsaustausch mit mexikanischen und deutschen Unternehmen geben, die aus ihren Erfahrungen mit Dualer Ausbildung berichten werden.
In der Woche danach präsentieren sich in Mexiko-Stadt auf einer großen Leistungsschau, der „EXPO Hecho en Alemania“ über 60 deutsche Firmen, unter anderem auch Berufsausbildungsanbieter. Sie erfreuen sich in Mexiko großer und weiter zunehmender Nachfrage. Begleitend zur Ausstellung wird es am zweiten Tag ein Symposium „Erfolgsfaktoren der Dualen beruflichen Ausbildung“ geben. GIZ, CAMEXA und BIBB präsentieren sich dort gemeinsam mit ihren mexikanischen Partnern einem breiten Publikum. Dabei soll das Beispielhafte der Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor bei der Umsetzung der Dualen Ausbildung in Deutschland herausgestellt werden. Mexiko ist auf dem Weg zu dieser Partnerschaft und sehr daran interessiert, vom deutschen Beispiel zu lernen
Auch im weiteren Verlauf des Deutschlandjahres in Mexiko, das bis zur Jahresmitte 2017 dauern wird, sind Veranstaltungen zum Thema Berufliche Bildung vorgesehen.