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Deutsch-Iranischer Workshop zur Berufsbildung in Teheran

Deutschland und Iran beleben nach der Beilegung des Atomstreits die deutsch-iranische Zusammenarbeit. Nach Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung zwischen Deutschland und Iran zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung im Oktober 2016, fand Anfang Januar in Teheran ein gemeinsamer Fachworkshop zur Berufsbildung statt.

© TVTO

Das letzte Abkommen in der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Deutschland und dem Iran datiert auf das Jahr 1975. Nach der Beilegung des Atomstreits mit dem Aussetzen der Sanktionen Anfang 2016 soll die Zusammenarbeit nun wieder belebt werden. Für das Frühjahr 2017 soll daher in einer gemeinsamen Sitzung das Koordinierungsgremium der „Deutsch-Iranischen wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit“ wieder etabliert werden. Zu diesem Zweck haben das BMBF und die iranischen Ministerien für Arbeit und Wissenschaft Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung unterzeichnet, die unter anderem die Umsetzung zweier Fachworkshops beinhalten. Ein erster Fachworkshop fand bereits im Dezember 2016 gemeinsam mit der Universität Teheran statt. Nun fand am 9. und 10. Januar 2017 auch der zweite Workshop statt, den das BMBF mit den Iranischen Ministerien für Arbeit und Wissenschaft in Teheran geplant hatte.

Organisiert wurde der zweitägige Workshop von der Iran Technical & Vocational Training Organization (TVTO) in Kooperation mit GOVET. Ziel des Workshops war es ein vertieftes Verständnis der deutschen und iranischen Berufsbildungssysteme zu erlangen und mögliche Ansatzpunkte für Kooperationsthemen zu identifizieren. Mit ca. 60 Teilnehmenden und einer Übertragung der Veranstaltung durch einen Livestream ins Internet sollten zudem insbesondere die Regionalstellen der TVTO erreicht werden. Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Präsidenten der TVTO und Vizeministers für Arbeit, Kooperativen und Soziales Mohammad Amin Sazegarnejad. Es folgten Fachbeiträge durch die TVTO zum eigenen Leistungsspektrum, welche im Iran hauptsächlich für die Umsetzung der nicht universitären beruflichen im Bildung, dem sogenannten „non-formal training“, zuständig ist. Das Spektrum ist dabei sehr weit gefasst, von der Bedarfsermittlung auf dem Arbeitsmarkt bis zur Zertifikatsvergabe. Seitens des iranischen Bildungsministeriums wurde das „Kar-Danesh“-System vorgestellt, eine berufliche Oberschule, die einen praxisorientierten Zweig der höheren Berufsbildung bildet. Darüber hinaus wurde seitens des Wissenschaftsministeriums die Sparte der höheren Berufsbildung vorgestellt, bei der einige Reformbedarfe wie beispielsweise bei der Umsetzung der Praxisanteile hervorgehoben wurden.

Der Input der deutschen Seite erfolgte durch GOVET zu den Themen Duales System, Curricula-Entwicklung, Berufsbildungspersonal sowie den Europäischen und Deutschen Qualifikationsrahmen. Die anschließende Diskussion drehte sich unter anderem um die Finanzierung des dualen Systems, die Entwicklung und Zuständigkeiten bei der Entwicklung von Curricula und Ausbilderqualifizierung.

Am zweiten Tag stand zunächst die Besichtigung der „Instructor-Training-Centre“ (ITC) der TVTO in Tehrans Nachbarstadt Karaj im Fokus. In den 17 Abteilungen werden zu unterschiedlichsten Berufsprofilen jährlich ca. 6500 Ausbilder curricula-basiert geschult. Im besonderen Fokus stand hierneben auch der Besuch des Specialized Automotive Technology Training Complex (SATC), welches gemeinsam mit der Korea International Cooperation Agency (KOICA) gegründet wurde. In Kooperation mit u.a. Hyundai, Kia und Iran Khodro werden hier Ausbilder für das Personal der Partnerunternehmen mit staatlich anerkannten Zertifikaten qualifiziert.

Im abschließenden fachlichen Austausch wurden neben Fragen bezüglich der Organisation und Umsetzung der Berufsbildung durch die TVTO auch Themen für die Weiterführung der gemeinsamen Aktivitäten erörtert: Als Anknüpfungspunkte für einen vertieften Austausch wurden die Themen Curricula-Entwicklung und Ausbilderqualifizierung diskutiert.

Der Workshop war Teil einer Reihe gemeinsamer Treffen zwischen iranischen Institutionen und dem BIBB seit die Zusammenarbeit in der Berufsbildung in 2016 wieder Fahrt aufgenommen hat. So nahm das BIBB im Vorfeld des Workshops an der Konferenz ‚Water and environment in the new millennium: education and capacity buildung‘ aktiv teil. Neben einer Vorstellung des deutschen Berufsbildungssystems präsentierte das BIBB die Entwicklung von Ausbildungsordnungen anhand von zwei umwelttechnischen Berufen. Auch iMOVE war kurz vor dem Workshop im Rahmen seiner Aktivitäten nochmals in Teheran: Zur Ermittlung der Weiterbildungsbedarfe deutscher Unternehmen im Iran, veranstaltete iMOVE gemeinsam mit der Auslandshandelskammer Iran am 14. Dezember 2016 einen Round-Table. Am 15. Dezember 2016 führte iMOVE einen ‚German Day‘ bei der ‚Education and Technology‘-Messe durch, bei der iMOVE die Dienstleistungen der Initiative vorstellte und gemeinsam mit deutschen Aus- und Weiterbildungsanbietern "Training - Made in Germany" präsentierte.