GOVET berät Israelischen Arbeitgeberverband
Israel steht in der beruflichen Bildung vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland. Wie man diese angehen kann, darüber sprach der israelische Arbeitgeberverband mit GOVET.
Israels Wirtschaft ist stark – das Land verzeichnet eine gut laufende Konjunktur mit einer stabilen Wachstumsrate, einer florierenden international sehr beachteten Start-Up-Szene und einer niedrigen offiziellen Arbeitslosenquote. Dennoch zeigt der Arbeitsmarkt in Israel gravierende Passungsprobleme zwischen Arbeitskräfteangebot und Nachfrage in den technischen Berufen. Hinzu kommt der Akademisierungstrend. In Israel wünschen sich die Eltern, dass die Kinder eine Universität nach dem Armeedienst besuchen. Die formale berufliche Ausbildung in handwerklichen oder Dienstleistungsberufen spielt weniger eine Rolle. Qualifikationen werden oft informell erlernt und per „Learning by Doing“ umgesetzt. Um die Herausforderungen, vor denen die Berufsbildung in seinem Land steht, anzugehen, sprach der Präsident des israelischen Arbeitgeberverband (Manufacturers´ Association of Israel), Dr. Shraga Brosh, mit GOVET über mögliche Lösungsansätze.
Dr. Hannelore Kress, Projektleiterin bei GOVET, stellte Indikatoren des Erfolges der dualen Erstausbildung in Deutschland vor und ging insbesondere der Frage nach, wie das System verschiedene Perspektiven
(Interessen der Jugendlichen, des Staates, der Unternehmen) vereine. Denn dies sei wichtig, damit berufliche Bildung von der Gesellschaft mitgetragen würde. In diesem Zusammenhang nehmen Datenerhebung, Berufsbildungsberichterstattung und die Zukunftsorientierung beruflicher Bildung vor dem Hintergrund technologischer Herausforderungen einen großen Raum ein. Dass dieser Ansatz neben einer konstruktiven Zusammenarbeit der Institutionen und Akteuren Investitionen des Staates und der Wirtschaft bedinge, betonte die Projektleiterin ausdrücklich.
Dr. Shraga Brosh interessierten in der Diskussion besonders die „Instrumente der Qualifikationsprognose und zur datenbasierten Erfassung der wirtschaftlichen Bedarfslage“. Die geforderte enge Zusammenarbeit der bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Akteure gebe es in Israel bisher so nicht. Hierfür möchte er sich nun persönlich verstärkt einsetzen.
Seit Jahren wird die Deutsch-Israelische Zusammenarbeit intensiv gepflegt. Trotz der Unterschiedlichkeit beider Berufsbildungssysteme stellen technische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen die Berufsbildung in Israel und Deutschland vor ähnliche Herausforderungen: Fachkräftemangel, Durchlässigkeit zwischen Hochschul- und Berufsbildung, Inklusion oder die Steigerung der Attraktivität der Berufsbildung.
Grundlage für die Deutsch-Israelische Zusammenarbeit ist seit 2011 das Regierungsabkommen zu industriegeführter Forschung und Entwicklung sowie zur beruflichen Aus- und Weiterbildung. So bietet beispielsweise seit 2012 das Israel-Programm Auszubildenden die Möglichkeit, an einem beruflichen Lernaufenthalt im Partnerland teilzunehmen. Von 2014 - 2016 wurde ein Projekt „Promoting Research and Innovation in Vocational Education and Training (VET) in Israel“ durchgeführt.