Volksrepublik China
Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland
Rahmen:
- Grundlage für die bilaterale Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung bildet die seit 2012 bestehende gemeinsame Absichtserklärung zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem chinesischen Bildungsministerium (MOE), zuletzt verlängert 2018.
- Zusätzlich besteht eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem BIBB und dem Central Institute for Vocational and Technical Education (CIVTE).
Zeitraum:
- Seit 2012
Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:
- Der chinesischen Wirtschaft mangelt es allgemein an gut ausgebildeten Fachkräften vor allem in technischen Berufen. Zusätzlich gibt es einen spezifischen Bedarf an Fachkräften in diversen Industrieclustern in den Regionen.
- Ziel der Regierung ist es u.a., das Berufsbildungssystem bedarfsorientierter zu gestalten, Berufsbildungspersonal entsprechend zu qualifizieren und Unternehmertum zu fördern. Die Umsetzung der dualen Ausbildung auf regionaler Ebene erfolgt im Zusammenspiel aller Akteure
- Aus deutscher Sicht gibt es viel von China zu lernen und es besteht Bedarf die Chinakompetenzen auszubauen
Bundesressorts
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
- Aktuell laufen keine bilateralen Kooperationsaktivitäten
Ziel der Zusammenarbeit:
- Über die deutsche Berufsbildung wird informiert.
Lokale Partner:
- Chinesisches Bildungsministerium (MOE)
Grundlagen der Zusammenarbeit:
- Seit 2017 findet die interministerielle Abstimmung innerhalb der Leitungsgruppe für Bildung statt, die auch Hochschul- und weitere Bildungsthemen behandelt.
- Strategiepapier der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit aus einer Hand (2013)
- Bilaterale Berufsbildungsallianz, Gemeinsame bilaterale Absichtserklärung (2012, verlängert 2018)
- Auftrag an folgende regierungsnahe Einrichtungen (2012): GOVET/BIBB
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Ziele der Zusammenarbeit:
- Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit im Bereich Industrie 4.0.
Lokale Partner:
- Chinesisches Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT)
Grundlagen der Zusammenarbeit:
- Gemeinsame Absichtserklärung BMWK und Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT)
Themen:
- Logistik-Themen im Kontext von Industrie 4.0
- Energie und Ressourceneffizienz in der Produktion
- Systemintegration und Vernetzung für Industrie 4.0
- Safety und Informationssicherheit
- Standardisierungsbedarf für Industrie 4.0
Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
- im Auftrag des BMBF
- Zeitraum: seit 2011
- Aktuell laufen keine bilateralen Kooperationsaktivitäten
Ziele der Zusammenarbeit:
- Unterstützung/ Organisation von weiteren Informations- und Kommunikationsformen, Aufenthalte von chinesischen Gastwissenschaftlern/Gastwissenschaftlerinnen
Lokale Partner:
- Central Institute for Vocational and Technical Education (CIVTE)
Zur Kooperationsseite beim BIBB
GOVET (im Auftrag des BMBF)
Ziel der Zusammenarbeit:
- Unterstützung/ Organisation von weiteren Informations- und Kommunikationsformen
Lokaler Partner:
- MOE
Themen:
- Einbindung und Koordination von anderen deutschen Akteuren als Aufgabe von GOVET, Verstärkung des Dialogs im Bereich „Innovation in der Berufsbildung “, Erarbeitung von Mechanismen der beruflichen Bildung unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung
Zeitraum:
- seit 2013
- Aktuell laufen keine bilateralen Kooperationsaktivitäten
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Zeitraum:
- seit 1993
Ziele der Zusammenarbeit:
- Die GIZ unterstützt das Land, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz herzustellen. Daneben steht die Sicherung globaler öffentlicher Güter im Zentrum einer wachsenden Zahl von Vorhaben. Nicht zuletzt dient die Zusammenarbeit der Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen und vermittelt interkulturelle Belange in beide Richtungen.
Partner:
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
- Europäische Union, private Stiftungen, chinesische öffentliche Auftraggeber und die Privatwirtschaft
Lokale Partner:
- Nationale Kommission für Entwicklung und Reform (NDRC)
- Legislative Affairs Office of the State Council
- Ministry of Commerce (MOFCOM)
- Standing Committee of the National People’s Congress (NPC)
- Supreme People’s Court (SPC); National Judges College (NJC)
- State Intellectual Property Office (SIPO)
- Ministry of Transport PRC (MOT)
- Ministry of Agriculture PRC (MOA)
iMOVE Training - Made in Germany
Ziel der Zusammenarbeit:
- Geschäftsanbahnung für deutsche Bildungsanbieter mit chinesischen Partnern
Lokaler Partner:
- iMOVE-Büro bei der AHK Shanghai
Themen:
- Berufsbildungspersonal
- Aufbau von Überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungszentren
- Berufsspezifische Trainings-/Beratungsdienstleistungen, Industrie 4.0
Wirtschaft und Gewerkschaften
Deutsch-Chinesische Industrie- und Handelskammer (AHK in Shanghai)
- Berät deutsche und chinesische Unternehmen bei der Festlegung und Umsetzung der Grundzüge des Modells der Dualen Berufsausbildung insbesondere bei Prüfungen und Zertifizierung. Anbieter von Ausbildungen Metall, Mechatronik, Industriemechanik, Ausbildung der Ausbilder
Weitere Informationen auf der Website der AHK Shanghai
Deutsche Firmen/Deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung
- In der beruflichen Bildung aktiv sind z.B. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Hanns-Seidel Stiftung (Berufsbildungszentrum Shanghai (BBZ) und Chinesisch-Deutsche Berufshochschule Shanghai (CDBH Shanghai Instrumentation & Electronics Holding Group Company und der Bildungskommission Shanghai)), Bosch Rexroth, VW, BMW, Daimler, Porsche (After Sales), Siemens, Festo, Shanghai Bavarian Vocational Training Consulting Ltd. (SBVTC), BFW Bau Sachsen, Deutsche Energieagentur (dena) etc.
Wirtschaft
- Die VR China hat sich durch die fortlaufenden Wirtschaftsreformen von einem planwirtschaftlich zu einem überwiegend marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftssystem - unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas - entwickelt.
- Schul- und Berufsbildungssystem können nicht genügend arbeitsmarktfähige Fachkräfte für bestehende Wirtschaft ausbilden. Es herrscht ein großer Fachkräftemangel in der hochindustrialisierten Produktion und dem Dienstleistungssektor.
- Ein Teil der deutschen Firmen / Firmen mit deutscher Beteiligung in China bilden selbst aus, z.B. Ameco, BMW, Daimler, Festo, Fischer, Heidelberger Druckmaschinen, Homag, MTU, Nordex, Phocos, Schleich, Siemens, China Longyuan Power Group (Windenergie).
- United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von China beträgt 0,788. Das entspricht dem Rang 75 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
- BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in US $): 2020: 10.409; 2021: 12.618; 2022: 12.663; 2023: 12.614 (Quelle: Worldbank, 11/2024)
- Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2020: 2,2 %; 2021: 8,4 %; 2022: 3 %; 2023: 5,2 % (Quelle: Worldbank, 11/2024)
- Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 0,5 %; 2021: 4,6 %; 2022: 1,8 %; 2023: -0,5 % (Quelle: Worldbank, 11/2024)
- Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Bergbau/Industrie 33,2 %; Handel/Gaststätten/Hotels 10,9 %; Transport/Logistik/Kommunikation 8,1 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 7,7 %; Bau 6,9 %; Sonstige 33,3 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Importländer: 2023: Taiwan 7,8 %; USA 6,5 %; Südkorea 6,3 %; Japan 6,3 %; Australien 6,1 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Exportländer: 2023: USA 14,8 %; Hongkong SVR 8,1 %; Japan 4,7 %; Südkorea 4,4 %; Vietnam 4,1 % (Quelle: GTAI)
Gesellschaft
- Einwohnerzahl: 2023: 1,41 Milliarden (Quelle: Worldbank 11/2024)
- Bevölkerungswachstum: 2020: 0,2 %; 2021: 0,1 %; 2022: 0 %; 2023: -0,1 % (Quelle: Worldbank, 11/2024)
- Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 16,3 % %; 15-64 Jahre: 69,3 %; 65 Jahre und älter: 14,4 % (Quelle: World Fact Book)
- Alphabetisierungsrate (15 Jahre und älter): 2020: 97 % (Quelle: Worldbank, 11/2024)
- Arbeitslosenquote: 2021: 5,1 % (Quelle: Ilostat)
- Jugendarbeitslosenquote: 2022: 17,9 % (Quelle: china.ahk.de)
Staat
- Jedes Jahr strömen geschätzt 7,5 Mio. Hochschulabsolvent*innen auf den Arbeitsmarkt und hinzu kommen noch einmal so viele von Absolvent*innen beruflicher Colleges, die aber nicht alle vom Arbeitsmarkt absorbiert werden können. Die Folge ist eine steigende Arbeitslosenquote unter Akademikern und dass Beschäftigte oft überqualifiziert sind für die Positionen, die sie besetzen.
- China hat 2020 über 10 Milliarden US Dollar in Technologie im Bildungsbereich (trade.gov).
- Als Steuerungsmechanismen werden die Förderung von Unternehmensgründungen von Hochschulabsolvent*innen (Abbau der Bürokratie, Erhöhung der Gewerbeanmeldungen) und eine Stärkung der Berufsbildung gesehen.
- Chinesische Privatfirmen erhöhen den Wettbewerbsdruck gerade im Bereich e-Commerce (als Quelle von Innovation), smart services (in hierarchielosen Innovationshubs, die teilweise auf Auslandserfahrungen der Macher beruhen) und intelligente individuelle Hardwareproduktion.
- Reform der Berufsbildung genießt hohe Priorität. Im Sommer 2021 wurde das Ziel formuliert, dass 50% eines Jahrgangs eine Berufsbildung machen sollen. Der Fachkräftemangel wird bis 2025 bis zu 30 Millionen erreichen. Im Fokus stehen die ländlichen Räume. (The Diplomat.com). Die Zentralregierung setzt die Rahmenbedingungen fest, nicht aber die Durchführungsrichtlinien, welche Sache der Regionen ist. Die Umsetzung erfolgt in „dualen Colleges“ oder in „dualen Studiengängen“ an Fachhochschulen.
Zuständig für die Berufsbildung sind:
- Bildungsministerium (MoE) – formale Berufausbildung
- Ministerium für Human Ressources and Social Security (MOHRSS) – non-formale Berufsbildung
Berufsbildungssystem
Berufsbildungsangebote sind in China auf den Sekundarstufen I und II sowie auf der tertiären Ebene angesiedelt.
Die Sekundarstufe I ist in eine allgemeinbildende Mittelschule (chuzhong) und in eine Berufsmittelschule (zhiye chuzhong) unterteilt. Die Mittelschulen beginnen mit dem 7. Schuljahr und enden nach dem 9. oder 10. Schuljahr. Die berufliche Mittelschule des Sekundarbereiches I ist hauptsächlich in wenig entwickelten ländlichen Gebieten Chinas verbreitet. 2017 wurden vom chinesischen Bildungsministerium 15 berufsbildende Mittelschulen der Unterstufen und knapp 16000 allgemeinbildende Mittelschulen im ganzen Land vermeldet.
Der Sekundarbereich II dauert vom 10. Schuljahr bis zum Ende des 12. Schuljahres. Neben der allgemeinbildenden Oberstufenschule (gaozhong) werden hier drei verschiedene berufsbildende Formen angeboten:
- Die Berufsmittelschule der Oberstufe (zhiye gaozhong) ist vollzeitschulisch ausgerichtet und wird überwiegend in Städten angeboten. Der Unterricht fokussiert sich auf Grundbildung in handwerklichen und kaufmännischen Berufen oder Dienstleistungsberufen ohne konkreten Berufsabschluss.
- Die Fachmittelschule (zhongdeng zhuanye xuexiao) ist die gängigste berufsbildende Schulform der Sekundarstufe II. Hier können berufsqualifizierende Abschlüsse aus den Bereichen Verwaltung, Landwirtschaft, Finanzwesen, Industrie, Rechtswesen und Gesundheitswesen erworben werden. Die Berufsbildung findet hauptsächlich vollzeitschulisch statt und wird durch Betriebspraktika sowie Unterricht in Lehrwerkstätten ergänzt.
- Die Facharbeiterschulen (jigong xuexiao) bieten stark praxisorientierte Berufsbildung für Berufe in der Produktion und sind hauptsächlich in Städten mit einem starken Produktionssektor zu finden.
Auf der tertiären Bildungsebene wird parallel zur akademischen Bildung die höhere Berufsbildung (gaodeng zhiye jiaoyu) in vier verschiedenen Formen angeboten:
- Höhere beruflich-technische Institute (gaodeng zhiye jishu xueyuan)
- Fünfjährige höhere Berufsausbildungen in ausgewählten Fachmittelschulen der Sekundarstufe II
- höhere Fachschulen (gaoden zhuanke xuexiao)
- Hochschulinstitute für Erwachsenenbildung (gaoden chengreng xueyuan)
Herausforderungen für die Berufsbildung
- Ausbildungsbereitschaft bei Unternehmen fördern
- Berufsbildungseinrichtungen darauf vorbereiten, Fachkräfte für die Wirtschaft bereitzustellen
- Verbesserung des Images der Berufsbildung
- Transformation von Universitäten in Fachhochschulen
- Qualifizierung von Berufsbildungspersonal
Quellen:
- BQ-Portal. China.
- Li, Junmin: China. Internationales Handbuch der Berufsbildung, Band 60. Hrsg. Von Frommberger, Dietmar; Grollmann, Philipp; Le Mouillour, Isabelle; Annen, Silvia; Deißinger, Thomas; Lauterbach, Uwe; Li, Junmin; Pilz, Matthias; Schröder, Thomas; Spöttl, Georg. Bonn 2024. URL: https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19410
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