Mongolei
Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland
Rahmen:
- Rahmenabkommen über Technische Zusammenarbeit mit der Mongolei vom 29.01.1992
- Gemeinsame Erklärung über umfassende Partnerschaftsbeziehungen vom 05.09.2008
- Abkommen über Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich vom 13.10.2011.
- Rahmenabkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit EU/Mongolei vom 15.02.2017
- Regierungsverhandlungen alle zwei Jahre
- Eine Fortführung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit wurde im Oktober 2022 vereinbart
- Im Februar 2024 wurde eine Strategische Partnerschaft mit der Mongolei vereinbart
Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit:
- Mangel an ausgebildeten Fachkräften
- Berufsbildungssystem kaum in der Lage, beschäftigungsorientiert auszubilden
- Ziel der Regierung ist es, das Berufsbildungssystem bedarfsorientierter zu gestalten.
- Interesse am deutschen dualen Ausbildungssystem
Bundesressorts
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Ziele der Zusammenarbeit:
- Die institutionellen und personellen Voraussetzungen für ein nachhaltiges und breitenwirksames, rohstoffbasiertes Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigungsfähigkeit der ländlichen und städtischen Bevölkerung in der Mongolei sind verbessert.
Lokaler Partner:
- Ministerium für Arbeit und soziale Sicherung der Mongolei
- Mongolisches Ministerium für Bildung und Wissenschaft
Grundlagen der Zusammenarbeit:
- Rahmenabkommen über Technische Zusammenarbeit
Aufträge an folgende Durchführungsorganisationen (Vorhaben siehe unten):
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
- Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation e.V.
Durchführungsorganisationen und ressortnahe Institutionen
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Vorhaben: Kooperative Berufsbildung II
- Im Auftrag des BMZ
- 2024-2026
Ziele der Zusammenarbeit:
- Die regulatorischen und institutionellen Voraussetzungen sind geschaffen, um ausgewählte Kernelemente der Berufsbildungsreform in der Mongolei umzusetzen.
Lokaler Partner:
- Ministerium für Bildung und Wissenschaft (Ministry of Education and Science, MEDS)
Maßnahmen:
- Das Projekt unterstützt das MEDS dabei, Kriterien für die leistungsbezogene Finanzierung der Berufsschulen zu entwickeln.
- Zudem berät das Projekt das MEDS und die Sozialpartner dazu, ein mongolisches Modell für die duale Berufsbildung zu gestalten.
Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank
Zum Projekt bei der GIZ
Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation e.V.
Vorhaben: Institutionalisierung der dualen Berufsausbildung zum Bankspezialisten
- Im Auftrag des BMZ
- Laufzeit: 2016 – 2024
Ziele der Zusammenarbeit:
- Stärkung des Bankensektors in der Mongolei durch die Professionalisierung der bankfachlichen Ausbildung und deren Heranführung an internationale Standards.
- Die Einführung neuer Bildungsstandards in der Mongolei soll praxisorientiertes Lernen in den rund 630 öffentlichen Schulen und in den Berufsschulen der Mongolei fördern.
Lokale Partner:
- Zentralbank der Mongolei (Mongolbank)
- Mongolische Bankenvereinigung
Maßnahmen:
- Das Projekt fördert eine fachlich fundierte, praxisorientierte Ausbildung nach dem Vorbild der deutschen dualen Ausbildung.
- Entwicklung und pilotweise Einführung der grundlegenden dualen Ausbildung in der Mongolei für die Tätigkeit von Bankfachkräften, zunächst in der Hauptstadt Ulan Bator und seit 2019 in den Städten Darkhan und Erdenet
- Konzeption und Einführung von praxisorientierten Spezialisierungskursen (beispielsweise Customer Relationship Management (CRM), Personalentwicklung)
- Einführung des Weltspartags
Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank
Zum Projekt bei der Sparkassenstiftung
Wirtschaft
- United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von der Mongolei beträgt 0,741 Das entspricht dem Rang 96 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
- BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in current US $): 2020: 4.041; 2021: 4.566; 2022: 5.046; 2023: 5.765 (Quelle: Worldbank, 08/2024)
- Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual): 2020: -4,6 %; 2021: 1,6 %; 2022: 5 %; 2023: 7 % (Quelle: Worldbank, 08/2024)
- Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 3,7 %; 2021: 14,4 %; 2022: 17,7 %; 2023: 19,5 % (Quelle: Worldbank, 08/2024)
- Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Bergbau/Industrie 35,8 %; Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 14,6 %; Handel/Gaststätten/Hotels 12,9 %; Transport/Logistik/Kommunikation 7,4 %; Bau 3,7 %; Sonstige 25,5 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Importländer (Gesamteinfuhr): 2022: China 34,8 %; Russland 30,3 %; Japan 7,7 %; Südkorea 4,9 %; USA 3 % (Quelle: GTAI)
- Top 5 Exportländer (Gesamtausfuhr): 2022: China 84,3 %; Schweiz 8,2 %; Singapur 2,8 %; Südkorea 2 %; Russland 0,9 % (Quelle: GTAI)
- Deutschland ist wichtigster Handelspartner der Mongolei in der EU
- Die Wirtschaft stützt sich vor allem auf die Viehwirtschaft und den Abbau der reichen Rohstoffvorkommen. Das Land ist damit stark von der Entwicklung der internationalen Rohstoffpreise und vom Hauptabnehmerland China abhängig.
- Etwa ein Viertel der Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig, vor allem in der Viehwirtschaft.
- Als Wachstumsbremsen gelten teils hohe bürokratische Hürden, Mängel in der Rechtssicherheit und die verbreitete Korruption. (BMZ, 2024)
Gesellschaft
- Einwohnerzahl: 3,45 Mio., davon lebt fast die Hälfte in der Hauptstadt Ulaanbaatar (Quelle: Worldbank, 08/2024)
- Bevölkerungswachstum: 2020: 1,9 %; 2021: 1,6 %; 2022: 1,5 %; 2023: 1,4 % (Quelle: Worldbank, 08/2024)
- Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 25,7 %; 15-64 Jahre: 68,4 %; 65 Jahre und älter: 5,9 % (Quelle: World Fact Book)
- Arbeitslosenquote: 2023: 5,3 % (Quelle: Ilostat)
- Jugendarbeitslosenquote: 2023: 12,5 % (Quelle: Ilostat)
- Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2023: 14,7 % (Quelle: Ilostat)
- Die Armutsquote liegt bei knapp 30 % (BMZ, 2024)
- Hoher Stellenwert von Bildung in der Gesellschaft: ca. 89 % haben eine sekundäre Schulbildung
- Viele Schulen bieten eine Ausbildung auf hohem Niveau mit einem starken Sprachenbezug. Allerdings gibt es starke regionale Unterschiede und die schulische und betriebliche Ausbildung sind immer noch wenig abgestimmt.
- Ca. 62 % (2016) der Schulabsolventen besuchen im Anschluss eine Universität, aber aufgrund der mangelnden Ausrichtung des Studiums auf die Bedürfnisse der Wirtschaft finden viele der Studierenden keine Anstellung. 70 % der Studierenden sind Frauen.
- Berufliche Bildung ist gesellschaftlich bisher wenig angesehen. Daher kommen die Auszubildenden oft aus den ärmeren Bevölkerungsschichten, die sich ein Studium nicht leisten können und die angebotenen Stipendien nutzen. Oder es sind die Schulabsolventen, die es an der Universität nicht schaffen. Viele Auszubildende wechseln nach ihrem Abschluss nicht in den Arbeitsmarkt, sondern an eine Hochschule.
- Die Anmeldungen für eine Ausbildung an den Berufsschulen wuchs zwischen 2002 und 2011 um das rd. 2,5fache, sind dann aber bis 2014 wieder deutlich gesunken. 2019 besuchten 17,9 % der Schulabsolventen eine Berufsschule (Polytechnic College). Insgesamt sind es 2020 rd. 40.000 Auszubildende.
- Der Verdienst eines Berufsschulabsolventen lag 2016 20 % unter dem Verdienst eines Hochschulabsolventen.
- Noch immer finden auch viele Berufsausbildungsabsolventen keinen Arbeitsplatz.
Zusätzliche Quellen:
- Asian Development Bank (ADB)
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)
- UNDP: National Human Development Report Mongolia 2016 (NHDR)
- UNEVOC: TVET Country Profile Mongolia 2020
Staat
- Oberste Autorität für die Berufsbildung hat das National Council on Vocational Education and Training (NCVET), welches sich aus gleich vielen Vertretern des öffentlichen und des privaten Sektors zusammensetzt.
- Das Ministerium für Arbeit und soziale Sicherung ist für die Koordination und Implementierung der Berufsbildungspolitik, -strategie und -planung verantwortlich.
Ausgaben Bildung / Berufsbildung: (GIZ, HDR, UNEVOC 2020)
- Gesamtgesellschaftliche Bildungsausgaben 2019: 15,3 % der Staatsausgaben
- Von allen Bildungsbereichen weist der Berufsbildungssektor nach wie vor das niedrigste Finanzierungsniveau auf. Nur 6,3 % der Ausgaben des zuständigen Ministeriums für Arbeit und soziale Sicherung gehen in die Berufsbildung (2019). Das heißt, die an die Berufsbildung gestellten Qualitätsanforderungen spiegeln sich bislang nicht in einer entsprechenden Finanzierung wider.
Berufsbildungssystem
- Nach dem Ende der Sekundarstufe I in der zehnten Klasse haben die Schüler die Wahl, für die Sekundarstufe II weiter die allgemeinbildende Schule zu besuchen und dort nach 2 Jahren ihren Abschluss zu machen oder in eine Berufsschule zu wechseln und dort nach 2,5 Jahren sowohl den allgemeinen als auch einen berufsorientierten Abschluss zu machen.
Mit dem Abschlusszeugnis beider Schulformen haben die Absolventen die Möglichkeit, an einem polytechnischen College eine Berufsausbildung abzuschließen. Die Schüler der Berufsschule machen dann dort nach verkürzten 1,5 Jahren das Berufsschuldiplom. Alle anderen benötigen für das Diplom 3 Jahre. An der Universität darf man sowohl mit dem Abschluss der allgemeinbildenden Schule nach 12 Jahren studieren als auch mit dem Berufsschuldiplom. - Für Schüler, die ihre Schulausbildung in der zehnten Klasse beenden, und für Erwachsene gibt es die Möglichkeit, ein einjähriges Berufstraining an der Berufsschule zu absolvieren, das sie gezielt auf spezifische Bedürfnisse der Unternehmen vorbereitet, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
- Im informellen Bereich gibt es kurzfristige Trainingsprogramme von Wirtschaft und verschiedenen Schulungszentren (2019: 712), die nicht öffentlich sind und nicht zu bestimmten Qualifikationen führen müssen. Seit 2018 müssen diese Schulungszentren aber für ihre Registrierung einige Qualitätssicherungsanforderungen erfüllen.
- Rund zwei Drittel der Berufsschulen sind öffentlich (2020: 50 öffentlich, 30 privat). Die Ausbildung an den staatlichen Einrichtungen ist kostenlos. (UNEVOC 2020)
- Ca. 60 % der Berufsschulen sind 2016 in den Provinzen, während die Hochschulen fast ausschließlich in der Hauptstadt sind.
- Mit Unterstützung der Entwicklungspartner wurden erst in jüngerer Zeit kompetenzorientierte Lehrpläne für einige Berufe entwickelt, die sich an gemeinsam mit einigen Unternehmern erstellten Standards orientieren. Sie befinden sich aber noch in einem frühen Stadium der Implementierung. (NHDR)
- Die Absolventen von TVET Programmen und Kursen werden nicht unabhängig beurteilt und zertifiziert und die Kompetenzen variieren je nach Berufsschule und Programm.
- Das Schul- und Berufsbildungssystem bereitet häufig nicht ausreichend auf das Arbeitsleben vor, erlangte Kompetenzen aus derzeitiger Aus- und Weiterbildung treffen zu wenig den Bedarf des Arbeitsmarktes.
Gesetzlicher Hintergrund:
- Verabschiedung des ersten eigenständigen Berufsbildungsgesetzes im Frühjahr 2002, an dessen Entstehung auch deutsche Experten beteiligt waren. Ziel: die Wertigkeit und Akzeptanz der Berufsausbildung erhöhen, deutliche Intensivierung des Praxis- und Wirtschaftsbezugs der Ausbildungsgänge, stärkere Ausrichtung an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes sowie verbesserte Kooperation zwischen Wirtschaft und Berufsbildung. (BIBB)
- Als wichtiger Bestandteil des Berufsbildungssystems wurde mit der Änderung des Berufsbildungs-gesetzes 2009 das National Council on Vocational Education and Training (NCVET) geschaffen, das aktiv Arbeitgeber, Industrie und Verbände an der Entwicklung der Berufsbildungspolitik beteiligen soll, um die Ausrichtung an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts weiter zu intensivieren. Eine Verbesserung der Berufsbildungsstandards, der Lehrpläne, der Lehrerausbildung und der technischen Ausstattung werden angestrebt genauso wie eine stärkere Rolle der Privatwirtschaft in der Berufsbildung. (ADB, UNEVOC 2020)
Herausforderungen für die Berufsbildung:
- Förderung der Berufsbildung als Maßnahme der Beschäftigungspolitik und Armutsbekämpfung
- Berufliche Qualifizierung zum Facharbeiter stärken, um mehr lokale Fertigung zu ermöglichen
- Ansehen der Berufsbildung in der Gesellschaft stärken
- Ausrichtungen an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts sicherstellen
- Zusammenarbeit mit der Industrie stärken
- Sicherung von Qualitätsstandards in der Aus- und Fortbildung (Schüler und Lehrer)
- Steuerung des Berufsbildungssystems verbessern, vor allem in Bezug auf Standards und Qualitätssicherungsprozesse
- Lehrpläne und Ausstattung modernisieren
In dem „Education Sector Mid-Term Development Plan 2021 – 2030“ des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft vom Oktober 2020 werden folgende Ziele für die Berufsbildung in der Mongolei formuliert:
- Berufsbildung auf internationalen Standard bringen
- Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft in der Berufsbildung stärken
- Berufsbildung besser an Bedürfnisse der Auszubildenden und des Arbeitsmarktes anpassen
- Inklusion und Flexibilität in der Berufsausbildung fördern
- Management der Berufsbildung verbessern
Quellen:
- Ministry of Education and Science Mongolia. 2020. Education Sector Mid-Term Development Plan 2021 – 2030.
- Asian Development Bank (ADB) https://www.adb.org/projects/45010-002/main#project-pds
- Asian Development Bank (Skills for Employment Project) https://www.adb.org/sites/default/files/publication/184603/skills-employment-mongolia.pdf
- UNDP: Human Development Report 2019 (HDR) http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/MNG
- UNDP: National Human Development Report Mongolia 2016 (NHDR): http://hdr.undp.org/sites/default/files/mongolia_human_devlopment_report_2016_english_full_report_2016_06_28.pdf
- National Statistics Mongolia: http://www.en.nso.mn/contents?id=2
- UNESCO-UNEVOC International Centre for Technical and Vocational Education and Training (UNEVOC 2020) https://unevoc.unesco.org/pub/tvet_country_profile_-_mongolia1.pdf
- Weltbank (WB): https://www.worldbank.org/en/country/mongolia/overview
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