BP:
 

Äthiopien

Berufsbildungszusammenarbeit mit Deutschland

Rahmen:

  • Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in der beruflichen Bildung
  • Die Zusammenarbeit besteht seit 1996
  • Seit 2019 besteht eine Reformpartnerschaft zwischen Äthiopien und Deutschland, die im Rahmen der G20 Initiative „Compact with Africa“ vereinbart wurde.
  • Die Zusammenarbeit mit Äthiopien wurde seit November 2020 vom Konflikt zwischen der äthiopischen Regierung und der Tigrinischen Volksbefreiungsfront (TPLF) überschattet. Nach Ausbruch des inzwischen beendeten Tigray-Konflikts wurde die Entwicklungszusammenarbeit auf bevölkerungsnahe, konfliktsensitive Maßnahmen ausgerichtet, zielt aber weiter auf die langfristigen entwicklungspolitischen Herausforderungen des Landes.


Bedarf nach Berufsbildungszusammenarbeit

  • Wirtschaft ist nicht in der Lage, beschäftigungsorientiert auszubilden
  • Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften
  • Geringe Produktivität, sehr niedriges Pro-Kopf-Einkommen, Armut
  • Ziel der Regierung ist es, wirtschaftliche Entwicklung durch arbeitsmarktorientierte Berufsbildung fördern.

Bundesressorts

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Beschäftigungsfähigkeit von äthiopischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich durch die reformierten Qualifizierungsleistungen des Berufsbildungssystems verbessert (Technische Zusammenarbeit)
  • Die Ausbildung für Berufsschüler und Berufsschullehrer in landwirtschaftlichen Berufen hat sich verbessert. (Finanzielle Zusammenarbeit


Die deutsch-äthiopische Zusammenarbeit konzentriert sich generell auf folgende Kernthemen:

  • Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung
  • Leben ohne Hunger – Transformation der Ernährungssysteme
  • Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt
     

Lokale Partner:

  • Ministry of Education – TVET Division


Grundlagen der Zusammenarbeit:

  • Abkommen Technische Zusammenarbeit
  • Regierungsverhandlungen


Aufträge an folgende Durchführungsorganisationen (Vorhaben siehe unten):

  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
  • KfW Entwicklungsbank

Durchführungsorganisationen und regierungsnahe Einrichtungen

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Vorhaben 1: Kapazitätsaufbau im Bildungswesen in Äthiopien

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2021 – 2024
  • Kofinanziert von: Europäische Union


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Absolventen von berufsbildenden Einrichtungen und Hochschulen finden zunehmend Beschäftigung in den Wachstumsbranchen der äthiopischen Industrie.


Lokale Partner:

  • Ministry of Labor and Skills (MoLS)


Maßnahmen:

  • Das Projekt erweitert das Angebot für beschäftigungsorientierte Bildungsangebote. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Bildungswesen, Wirtschaft und Gesundheitswesen führt dazu, dass das Berufsbildungs- und Fachhochschulsystem stärker auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abgestimmt wird.


Das Programm arbeitet in fünf Themenfeldern und setzt sich übergreifend für berufliche Perspektiven von Frauen ein:

  • Steuerungsmechanismen des Berufs- und Fachhochschulsystems
  • Qualifizierung von Berufsbildungs- und Fachhochschulpersonal
  • Arbeitsmarktorientierte Qualifizierungsmaßnahmen
  • Beteiligung der Wirtschaft an der Berufs- und Fachhochschulbildung
  • Digitale Transformation der Berufsbildung


Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Projekt bei der GIZ

 

Vorhaben 2: Qualifizierung und Beschäftigungsperspektiven für Flüchtlinge, Binnenvertriebene und aufnehmende Bevölkerung in Äthiopien (QEP II)

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2023 – 2027
  • Kofinanziert von der Europäischen Union (EU)


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Die Beschäftigungsperspektiven von Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und der aufnehmenden Bevölkerung sind verbessert.


Lokale Partner:

  • Ministerium für Arbeit und technische Fähigkeiten (MoLS)


Maßnahmen:

  • Berufsschulen werden zu Integrationsberufsschulen ausgebaut, an denen Flüchtlinge und Äthiopier*innen, darunter auch Binnenvertriebene, gemeinsam lernen. Die Ausbildungsgänge orientieren sich dabei am Bedarf des Arbeitsmarktes. Durch Weiterbildungen verbessern Berufsschullehrer*innen ihre Fach- und Sozialkompetenzen. In und um Flüchtlingscamps gibt es neue Ausbildungsgänge, um Beschäftigungsperspektiven zu schaffen.

Zum Projekt in der GOVET-Projektdatenbank

Zum Link bei der GIZ

 

KfW Entwicklungsbank

Vorhaben 1: FZ-Programm Berufs- und Hochschulbildung (Investitionen in praxisnahe Ausbildung für die Zukunft)

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2019 – 2024


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Ausbildungsgänge werden enger an den Bedarfen der Unternehmen ausgerichtet, um die Jobchancen der Ausgebildeten zu steigern
  • Berufliche Ausbildung wird für die breite Bevölkerung zugänglich gemacht
  • Integration von Flüchtlingen in das Ausbildungssystem ist verbessert.


Lokale Partner:

  • Ministry of Labor and Skills


Maßnahmen:

  • Finanzierung des Aufbaus von neuen Ausbildungszentren innerhalb von Agro-Industrieparks
  • Direkte Einbindung von ortsansässigen Unternehmen in die Ausbildung
  • Finanzierung von medizinischer Ausstattung für Berufsschulen und Lehrkrankenhäusern

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Vorhaben 2: Kapazitätsausbau bei der Ausbildung medizinischer Fachkräfte

  • Im Auftrag des BMZ
  • Zeitraum: 2017 – 2024


Ziele der Zusammenarbeit:

  • Qualität und die Ausbildungskapazitäten im Bereich Biomedizintechnik sind verbessert.
  • Durch einen erhöhten Praxisbezug und die verbesserte Ausrichtung am Bedarf des Gesundheitssektor werden sowohl die Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten der Zielgruppen erhöht, als auch die Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten im Gesundheitssektor verbessert sowie der Bildungssektor gestärkt.


Lokale Partner:

  • Ministry of Science and Higher Education TVET Division


Maßnahmen:

  • Mittels der FZ-Förderung des Berufsschulbereichs soll die Ausbildung im Bereich Biomedizintechnik bis einschließlich Level 5, was dem deutschen Meisterabschluss entspricht, an den beiden einzigen staatlichen Berufsschulen in Addis Abeba (Tegbarid Institute of Technology) und Kombolcha, die eine Berufsausbildung im Bereich Biomedizintechnik anbieten, ermöglicht werden.
  • Gleichzeitig soll die Ausbildung der Berufsschullehrkräfte verbessert werden. Hierfür wird das Teachers Training Institute in Addis Abeba die Ausbildung der Lehrkräfte ans Tegbarid College auslagern.
  • Im Bereich der Hochschulbildung soll ein innovatives Zusammenspiel aus Investitionsmaßnahmen und Bildungsfinanzierung zu einer nachhaltigen Verbesserung von Forschung und Lehre im Bereich Biomedizintechnik an den Hochschulen in Addis Abeba und Jimma führen. Neben der Finanzierung der Ausstattung soll ein Stipendienprogramm initiiert und finanziert werden, mit dem der Zugang zum Studiengang sowie die Studien- und Forschungsbedingungen an den beiden ausgewählten Hochschulen verbessert werden sollen.
  • Eine international renommierte Hochschule (Konsortialpartner des FZ Consultants) soll die Implementierung des FZ Programms wissenschaftlich begleiten.
  • Die Verzahnung von theoretischer und praktischer Ausbildung im Bereich Biomedizintechnik wird durch die Ausstattung von Lehrwerkstätten in den Lehrkrankenhäusern der Hochschulen in Addis Abeba und Jimma verbessert. Die explizite Einbindung der EndnutzerInnen wird den sachgerechten Einsatz der Geräte verbessern (Lebensdauer, Diagnose).

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Wirtschaft

  • United Nations Human Development Index (HDI): 2022: Der Human Development Index von Äthiopien beträgt 0,492. Das entspricht dem Rang 176 von 193 Ländern (Quelle: UNDP)
  • BIP je Einwohner in US $ (GDP per capita in current US $): 2020: 918,7; 2021: 925; 1.028; 2023: 1.294 (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Veränderung des realen BIP zum Vorjahr (GDP growth annual):  (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Inflationsrate (GDP deflator annual): 2020: 18,3 %; 2021: 21,8 %; 2022: 34,7 %; 2023: 33 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Hauptbranchen (Anteil an nominaler Bruttowertschöpfung): 2022: Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 38,8 %; Bau 17,9 %; Handel/Gaststätten/Hotels 15,6 %; Bergbau/Industrie 5,5 %; Transport/Logistik/Kommunikation 4,2 %; Sonstige 17,9 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Importländer (Gesamteinfuhr): 2022: China 30 %; Indien 14,3 %; USA 6,7 %; Türkei 4,5 %; Marokko 4,2 % (Quelle: GTAI)
  • Top 5 Exportländer (Gesamtausfuhr): 2022: USA 10,8 %; Saudi-Arabien 8,7 %; Somalia 8,6 %; Deutschland 8,4 %; Niederlande 7 % (Quelle: GTAI)

Gesellschaft

  • Einwohnerzahl: 2023: 126,53 Mio. (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Bevölkerungswachstum: 2020: 2,7 %; 2021: 2,6 %; 2022: 2,5 %; 2023: 2,5 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Altersstruktur: 2024 (geschätzt): 0-14 Jahre: 38,7 %; 15-64 Jahre: 58 %; 65 Jahre und älter: 3,4 % (Quelle: World Fact Book)
  • Alphabetisierungsrate (15 Jahre und älter): 2017: 52 % (Quelle: Worldbank, 09/2024)
  • Arbeitslosenquote: 2021: 3,9 % (Quelle: Ilostat)
  • Jugendarbeitslosenquote: 2021: 6,4 % (Quelle: Ilostat) 
  • Jugendliche, die sich nicht in nicht in Arbeit, Schul- oder Berufsausbildung befinden (NEET): 2021: 17,5 % (Quelle: Ilostat)


Staat

  • Auf Staatsebene ist das Ministerium für Bildung mit der untergeordneten Federal TVET Agency (FTA) für Berufsbildung zuständig.
  • Jedes Bundesland hat ein eigenes Bildungsbüro (National Regional States Education Bureau) welches aus Länderebene für die Verwaltung und Handhabung der allgemeinen Schulbildung, der Berufsbildung sowie der Lehrerausbildungsprogramme zuständig ist.

Berufsbildungssystem

  • Berufsbildung in Äthiopien ist in der Sekundarstufe II angesiedelt
  • Die 10. Klasse der allgemeinbildenden Schule schließt mit einer Prüfung ab, die bei Bestehen zum Erwerb des Ethiopian General Secondary Education Certificates führt.
  • Das Ethiopian General Secondary Education Certificate bietet die Möglichkeit eine zweijährige allgemeinbildende Oberstufe zu besuchen oder eine Berufsausbildung zu beginnen.
  • Die zweijährige Oberstufe erlaubt bei erfolgreichem Abschlussexamen den Besuch einer 4-jährigen höheren Berufsausbildung an der Polytechnischen Universität von Äthiopien (TVET Level 4 oder TVET level 5)
  • Die Berufsausbildung erfolgt an Berufs- oder an Technikerschulen: 1 – jährige Berufsbildende Oberstufe (Level I certificate); 2- jährige Ausbildung an einer Technical School (Level II certificate); 3 – jährige Ausbildung an einer Technical School (Diploma)
  • Ein neues Duales Berufsbildungsmodell (Cooperative Training, CT) wird seit 2010 erprobt, hat bis jetzt aber nur geringen Zulauf
  • Zusätzliche Möglichkeiten: Übergang in das non-formale oder informelle Berufsbildungssystem (Kurzkurse); Eintritt in den Arbeitsmarkt als ungelernte Kraft


Herausforderungen für die Berufsbildung:

  • Durchgängige Praxis- und Qualitätsorientierung in der Berufsbildung herstellen
  • Der Bereich der nichtdokumentierten informellen Ausbildung ist sehr hoch
  • Die Sprache der Berufsbildungsunterlagen ist häufig Englisch, trotz teilweise mangelhaften Englischkenntnissen des Lehrpersonals und der Auszubildenden
  • Kompetentes Fach- und Lehrpersonal aufbauen
  • Management der Berufsbildungsinstitutionen entwickeln
  • Ausbildungsangebote an der Nachfrage des Arbeitsmarktes ausrichten
  • Bildungsplanung mit Arbeitsmarktzahlen abstimmen
  • Green Skills in die Berufsausbildung integrieren
  • Berufsbildungsforschung und Qualitätskontrolle in der Berufsbildung systematisieren
  • Durchlässigkeit von Berufsbildung zu höherer Bildung verbessern
  • Digitalisierung der Berufsbildung
  • Einführung der NQF Stufen 6-8


Quellen:

  • Federal ministry of Education. 2021. Education Sector Development Programme VI (ESDP IV). Addis Ababa.
  • Ministry of Education Ethiopia. 2018. Ethiopian Education Development Roadmap (2018-30). An integrated Executive Summary. Draft for Discussion. Education Strategy Center (ESC).
  • UNESCO UNEVOC. 2021. TVET Country Profiles. Ethiopia.
  • Ministry of Science and Higher Education. (2020). Ethiopian Technical and Vocational Education and Training Policy and Strategy.

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Montag, 5. Februar 2024

Äthiopische Ministerin für Arbeit und Kompetenzen beim BIBB

Berufsbildung, die an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert ist und sie bei der Ausbildung der Fachkräfte miteinbezieht, liefert einen wichtigen Beitrag für gerechtes Wachstum in der Gesellschaft. So das Fazit der äthiopischen Ministerin für Arbeit und Kompetenzen nach dem BIBB-Besuch.

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Dienstag, 31. Oktober 2023

Äthiopien: Mehr Beschäftigungsfähigkeit durch gezielte Qualifizierung

Katharina Ayenew arbeitet als Team-Leiterin der GIZ in Äthiopien. Im Kurz-Interview spricht sie über aktuelle Themen in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit, ihre Arbeit bei der GIZ und ihre Zeit bei GOVET.

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